Google-Maps-Screenshots, auf denen groß die Wörter "Help", "Trafico" und "LAPD" zu erkennen sind, haben in den letzten Tagen die Aufmerksamkeit von Social-Media-Userinnen und -Usern weltweit erregt. Manche nennen die Entdeckung "beunruhigend". Andere wollen wissen: "What’s going on in L.A.?" (dt. Was ist los in Los Angeles?). Wieder andere äußern einen konkreten Verdacht: "Dies wurde wahrscheinlich von Opfern des Menschenhandels gemacht."
Die Schriftzüge existieren schon seit über einem Jahr. Erstmals aufgetaucht sind sie Anfang 2023. Einen Zusammenhang mit kriminellen Aktivitäten im Zusammenhang mit Menschenhandel und Drogenkartellen gibt es laut dem Los Angeles Police Department (LAPD) und dem Grundstückseigentümer nicht. Laut ihnen und einigen Menschen, die von einem User befragt wurden, gehen die Schriftzüge auf einen obdachlosen Mann zurück.
Ein Sprecher des LAPD erklärte gegenüber der "L.A. Times", sie hätten am Sonntagmorgen auf einen Anruf wegen "unbekannter Störung" in der Nähe von Mission Road und dem Freeway 101 reagiert. Dort befindet sich das Areal, auf dem die Worte entdeckt wurden, direkt neben der Cesar Chavez Bridge. "Bei ihrer Ankunft führten die Beamten eine gründliche Untersuchung durch und fanden keine Hinweise auf kriminelle Aktivitäten oder Bedrohungen in der Gegend", so der Sprecher weiter. Zudem seien die Schriftzüge nicht neu, sondern stammten aus dem Jahr 2023. Das bestätigen Satellitenbilder.
Das Gelände ist im Besitz der Eisenbahngesellschaft Union Pacific. Eine Sprecherin erklärte gegenüber der "L.A. Times", dass niemand in Gefahr sei. Die Schriftzüge stammten von einem Mann, der das Firmengelände und andere nahegelegene Gebäude unbefugt betreten hat, "um wiederholt diese irreführenden Botschaften zu erstellen", zitiert "ABC News" aus einer weiteren Stellungnahme. Das Unternehmen weist weiter darauf hin, "dass das Betreten des Eigentums von Union Pacific illegal und vor allem gefährlich ist".
Wie einfach das brachliegende Gelände zu betreten ist, zeigt unter anderem ein Video eines X-Users namens @LAguy: "Das Gelände befindet sich direkt neben der Cesar Chavez Bridge und kann von dort aus erreicht werden. Man kann durch den Zaun auf das Areal gelangen, denn genau dort ist ein Loch im Zaun." Es ist nur einer von zahlreichen Clips, die der User erstellt und auf X hochgeladen hat.
Neben reinen Aufnahmen des Areals und seiner nächsten Umgebung hat @LAguy auch Menschen aus der Region befragt (zum Beispiel hier). Auch sie bestätigen, dass die Schriftzüge schon lange dort sind und von einem Mann stammen, "einem Obdachlosen". Auch der Name José fällt. In weiteren Clips (etwa hier und hier) ist zu sehen, dass dort tatsächlich Menschen unter freiem Himmel leben. Eine Erklärung, warum der Mann die Botschaften auf dem Areal platziert, nennen auch sie nicht.
Das LAPD hat auf eines der Videos des X-User reagiert und bestätigt darin zumindest, dass es sich bei dem Mann um einen Mann ohne festen Wohnsitz handelt: "Wir hatten mehrere verschiedene Kontakte mit der Person, von der Sie sprechen. Er hat eine Unterkunft oder psychologische Hilfe abgelehnt." Weiter hält das LAPD fest: "Es gibt keine Hinweise auf Menschenhandel. Er ist seit einigen Jahren an diesem Ort."
"20 Minuten" hat das LAPD und Union Pacific um eine Stellungnahme gebeten. Die Antworten stehen noch aus.
Die Schriftzüge, die in den sozialen Medien für Aufregung und Spekulationen gesorgt haben, sind echt. Die ersten sind Anfang des Jahres 2023 auf dem Areal von Pacific Union entstanden. Hinweise auf kriminelle Aktivitäten gibt es nicht. Sicher ist dagegen laut übereinstimmenden Aussagen der Polizei von Los Angeles, des Grundstückeigentümers und der Menschen, die neben dem brachliegenden Areal hausen, dass die Worte von einem obdachlosen Mann stammen, der bekannt ist. Der Mann habe sowohl Unterkunft als auch psychologische Hilfe abgelehnt.