J. Lo sorgt für Kopfschütteln
Das sonderbarste Musikvideo aller Zeiten?
Zeitgleich zu ihrem ersten Album seit zehn Jahren hat Jennifer Lopez jetzt einen Film veröffentlicht, der viele einfach nur vor ein Rätsel stellt.
Jennifer Lopez (54) ist zweifelsohne ein gelungenes Gesamtkunstwerk, deren Fokus immer wieder zwischen Sängerin, Schauspielerin und einfach nur Person des öffentlichen Lebens hin und her schwappt. Bisher hat sie meistens versucht, diese einzelnen Komponenten zu trennen, aber jetzt steckt sie alles drei in einen gigantischen Mixer, dreht auf volle Leistung und drückt den "Power"-Knopf. Aber ob das auch eine wirklich gute Idee ist? Irgendwie schon…
Ab sofort ist auf Amazon ihr neuer "Film" "This is me…now: A Love Story" zu sehen, ein Werk, das praktisch den selben Titel wie ihre neue Platte trägt. Das Album ist ja ihr erstes musikalisches Werk seit "A.K.A." ihr Jahr 2014, von dem man ohne gemein zu sein behaupten kann, dass es ein gigantischer Flop war. "A.K.A." verkaufte gerade einmal 81.000 Stück, was im Vergleich zu Hits wie "J.Lo" (2001) mit 12 Millionen Einheiten oder "On the 6" (1999) mit 8 Millionen Einheiten vernichtend wenig ist. Ihre neue CD "This is me…now" ist eine direkte Replik auf ihr "This is me…then" von 2002, ein Album, das sie vor allem als Momentaufnahme des Höhepunkts ihres Erfolges betrachtet hat: Sie war damals der gefeiertste Popstar und Filmstar der Welt, glücklich mit Ben Affleck - dem sie damals auch das Lied "Dear Ben" gewidmet hat - verlobt und einfach nur selig. Der ganz große Erfolg ist dann bekanntlich fast so schnell weggeflattert wie der spätere Batman.
"Jenny from the Block" am Höhepunkt von "Bennifer" 2002:
Keine Frage, Jennifer Lopez hat jetzt wieder Anschluss in Hollywood gefunden und Ben Affleck ist nach ihren insgesamt drei gescheiterten Ehen ja jetzt auch tatsächlich mit Lopez verheiratet. Zeit für die nächste Momentausnahme und somit für den Versuch eines musikalischen Comebacks. "This is me…now" ist auch nichts anderes als das, dafür hat Lopez knapp 20 Millionen Dollar ihres eigenen Geldes investiert und gleich sechzehn Produzenten und Songwriter engagiert um ja nichts dem Zufall zu überlassen. Die Song auf dem Album sind stark von J. Los Suche nach der ewigen Liebe und dem Finden von Ben Affleck beeinflusst. Musikalisch knüpft sie gleichzeitig an frühere Erfolge an, ohne altmodisch zu klingen. Sie schafft somit etwas, an dem etwa Madonna seit Jahrzehnten scheitert.
Ein Album, eine Doku und ein Film nach einem Skript von Ben Affleck:
Das Geld ist dabei aber nicht nur in die eigentliche Album-Aufnahme geflossen, sondern auch in in die Doku "The Greatest Love Story Never Told", die Ende Februar auf Amazon erscheinen wird, sondern auch in "This Is Me... Now: A Love Story". Nachdem Lopez nicht einfach nur Musikvideos für die CD drehen wollte, ließ sie ihrem Ehemann das Drehbuch für einen 65-minütigen Film schreiben, im dem die Protagonistin - also sie, die nur "The Artist" genannt wird - in einer Mischung aus Drama, Märchen, Science Fiction, Komödie und Romance auf die verzweifelte Suche nach der Liebe geht. Das Ergebnis ist ein über einstündiges wirklich sonderbares Musikvideo, das streckenweise durch ein wenig Handlung unterbrochen wird.
In "This Is Me... Now: A Love Story" spielt Jennifer Lopez eine stark fiktionalisierte Version von sich selbst, die sich durch ihre eigene Dating- und Liebesgeschichte singt und tanzt und dabei die einzelnen Emotionen der Songs des Albums szenisch umsetzt. Die meisten amerikanischen Filmkritiker waren scheinbar beim Bewerten des Films überfordert und pendelten bei ihren Kritiken von "nicht gut und absolut chaotisch" (The Hollywood Reporter) bis "verrückt, aber unendlich anschaubar" (The Daily Telegraph). Autor Ben Affleck spielt im Film zwar nicht den Angebeteten von "The Artist", taucht aber ebenso in mehreren Rollen auf wie die Gaststars Trevor Noah, Post Malone, Sofia Vergara, Jay Shetty oder Richard Lugners Opernballgast von 2023 Jane Fonda.
Aber ist der Film jetzt am Ende gut oder nicht?
Als Fan wird man "This Is Me... Now: A Love Story" lieben, weil Lopez sich selbst und die Songs ihres neuen Albums grandios in Szene setzt. Gleichzeitig ist die Handlung - auch wenn von wahren Begebenheiten inspiriert - ein wenig sehr konfus und wirkt zu aufgesetzt. Dem Verkauf des neuen Albums wird der Film garantiert unter die Arme greifen und J. Lo steigt hier am Ende sowieso auch als Siegerin aus. Denn ihre Investitionen hat sie sich von Amazon für die Ausstrahlungsrechte längst wieder reingeholt, sie trägt Ben Afflecks Ehering am Finger und dürfte mit diesem fulminanten Comeback-Album wohl demnächst auch ganz oben in den US-Charts einsteigen. Also alles richtig gemacht!