James Brown trug Lockenwickler
Céline Dion spielt ab jetzt in den Kammerspielen
Österreich-Premiere für das neue Stück der französischen Autorin Yasmina Reza, die mit "Der Gott des Gemetzels" auch Hollywood begeistert hat.
Wer bestimmt eigentlich, wer wir sind? Gott? Die eigenen Eltern? Die Natur? Oder wir selbst? In "James Brown trug Lockenwickler" überspitzt die französische Autorin Yasmina Reza die Frage der eigenen Identität auf absurde, lustige, traurige und somit insgesamt köstliche Weise: "In einem Kapitel (meines Romans) 'Glücklich die Glücklichen' erzählte Pascaline Hutner, wie sie und ihr Mann Lionel zusehen mussten, wie sich ihr Sohn Jacob nach und nach in Céline Dion verwandelte", umschreibt Reza ihr Stück. Und ihr Jacob lebt im Stück als Céline einer Anstalt…
"Die Überhöhung, dass ein Junge sich nicht nur für eine Frau hält, sondern gleich für die berühmte Sängerin Celine Dion ist eine große Überhöhung, die aber das Thema sehr gut greifbar macht", erklärt Hauptdarsteller Julian Valerio Rehrl (26), "von außen betrachtet ist die Figur ein exotischer Schmetterling, der sich entpuppt hat und so wie er ist einfach nur akzeptiert und geliebt werden möchte."
„Wir versuchen alle Standpunkte nachzuzeichnen, aber ohne einer Figur Recht zu geben“
Für die Eltern von Jacob, gespielt von Maria Köstlinger und Juergen Maurer ist die Situation alles andere als einfach, vor allem als Jacob/Céline den jungen Philippe kennenlernt, der sich als Schwarzer definiert. Die Eltern sehen ihren Sohn schon komplett in eine Scheinwelt abdriften, aber für Jacob/Céline ist es komplett normal, dass jemand einfach nur das ist, als der er sich selbst sieht und fühlt: "Es ist ein Statement für Toleranz und Offenheit. Wir versuchen alle Standpunkte nachzuzeichnen, aber ohne einer Figur Recht zu geben. Wir überlassen dem Zuschauer die Entscheidung, in welcher Figur man sich sieht. Im besten Fall löst es eine Liebe für alle Figuren aus", meint Rehrl im "Heute"-Talk…
Für Köstlinger und Mauer, die privat ein Paar sind, ist es übrigens das allererste Mal, dass sie gemeinsam auf der Bühne stehen: "Es hat eine lustige Dynamik, denn sie müssen nicht mehr viel spielen, wenn sie ein Ehepaar spielen", lacht Rehrl, "das ist schon alles da!" Von wem der junge Hauptdarsteller auch begeistert ist, ist Sandra Cervik. Der Bühnenstar führt bei "James Brown trug Lockenwickler" die Regie. "Ich genieße die Arbeit mit ihr als Regisseurin", gesteht Rehrl, "da sie im Gegensatz zu einigen anderen Regisseuren die Schauspiel-Situation besser verstehen kann. Sie weiß genau, was sie will, ist sehr geduldig und lässt auch viel Freiraum und das gibt einem jene Freiheit, die man braucht, um sich auf der Bühne als Schauspieler richtig zu entfalten…" Ein großes Kompliment für eine Regisseurin!"
Das Thema der eigenen Identität im richtigen oder womöglich auch im falschen Körper ist sicher eines, das erst in letzter Zeit größeren Einzug in Filme, Serien oder Theaterstücken gefunden hat. Mit Julian Valerio Rehrl ist die Figur von Jacob/Céline aber auf alle Fälle ideal besetzt: "Natürlich ist meine Generation näher an dem Thema dran und das hilft mir ganz sicher beim Spielen", meint er. "Ich persönlich finde, dass es eine wahnsinnig vielschichtige und spannende Rolle ist und ich kann mich damit sehr identifizieren." Für die Premiere von "James Brown trug Lockenwickler" gibt es hier noch Karten, danach ist das Stück laufend in den Kammerspielen zu sehen.
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