Ausbildungs-Offensive
Das sind die Problem-Branchen beim AMS
Das AMS NÖ arbeitet auf Hochtouren daran, die Situation rund um den Fachkräftemangel zu entschärfen. Das sind die Herausforderungen.
Um rund 4 Prozent mehr Arbeitslose wird es im Jahr 2024 in Niederösterreich voraussichtlich geben. Dennoch kämpft man am Arbeitsmarkt mit einem massiven Fachkräftemangel. "Das ist kein Widerspruch", heißt es jetzt vom Arbeitsmarkt-Service NÖ.
In der Branche der Gesundheitsberufe seien beispielsweise 1.362 Stellen frei, 1.138 Menschen suchen gleichzeitig einen Job in dieser Branche. Das Problem: Rund ein Drittel der Arbeitssuchenden aus dem Pflegebereich sind gesundheitlich nicht fit, was eine Vermittlung schwierig macht.
Gesundheit als Problem
Auch in der Gastronomie gibt es derzeit große Herausforderungen: Während Wirte händeringend Personal suchen – 1.400 Stellen sind in Niederösterreich offen – gibt es knapp 4.000 Jobsuchende. Auch hier haben viele Fachkräfte aus der Branche aber bereits gesundheitliche Einbußen machen müssen – "Heute" berichtete darüber bereits hier.
Laut AMS NÖ arbeite man hier aber auf Hochtouren, um dieses Verhältnis zu entschärfen. So kämen in Schwechat in der Gastro sechs Arbeitslose auf eine freie Stelle, im Bezirk Krems seien es nur noch knapp drei, im Bezirk Scheibbs konnte das Verhältnis auf 1:1 verbessert werden.
Und auch handwerkliche Fachkräfte werden gesucht: 905 offene Elektriker-Stellen gibt es derzeit, 771 suchen innerhalb der Branche Job. Bei den Technikern ist die Situation aufgrund der Geschlechteraufteilung zusätzlich prekär: Auf 1.586 offene Stellen kommen 1.906 Jobsuchende – nur ein minimaler Bruchteil davon sind Frauen, 1,6 Prozent kommen aus technischen Berufen beispielsweise Maschinenbau.
Viele entsprechen nicht Anforderungen
AMS NÖ-Chefin Sandra Kern bricht für die AMS-Kunden eine Lanze: "Eines möchte ich vorab klarstellen: Die Mehrheit unserer arbeitslosen Kunden und Kundinnen möchte so rasch wie möglich wieder arbeiten", schildert sie. Das Problem: "Nur etwa 10 Prozent der Bewerber_innen, die wir den Betrieben vorschlagen, entsprechen dem Idealanforderungsprofil der Personalsuchenden", so Kern.
„Eines möchte ich vorab klarstellen: Die Mehrheit unserer arbeitslosen Kunden und Kundinnen möchte so rasch wie möglich wieder arbeiten.“
Eine weitere Herausforderung der Zukunft sei der sich abzeichnende Mangel an Arbeitskräften mit abgeschlossener Lehre. "Das ist vor allem demographisch bedingt und weil tertiäre Ausbildungen klar im Vormarsch sind", erklärt Kern.
Arbeitsmarkt-Offensive des AMS NÖ
Das AMS NÖ dreht deshalb nach wie vor an der Feinabstimmungs-Schraube, um die Angebote für Aus- und Weiterbildung sowie Vermittlung effizient an die Kunden zu bringen.
"Solange jede Kundin und jeder Kunde vom AMS in Niederösterreich betreut wird, haben wir regelmäßig, spätestens alle drei Monate, ein Angebot für sie oder ihn", so die AMS NÖ-Geschäftsführerin.
"Werden nichts unversucht lassen"
Allein im Jänner und Februar 2024 habe man 13.431 Stellen mit einer passenden Arbeitskraft besetzen können. Über 16.000 Arbeitslose konnten sich zudem beim AMS NÖ abmelden.
"Wir haben uns heuer zum Ziel gesetzt, 1.600 Kundinnen und Kunden, die mit unserer Unterstützung eine Fachkräfteausbildung gemacht haben, nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Wir werden nichts unversucht lassen, um Jobsuchenden den Einstieg und den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zu ermöglichen. Gleichzeitig stellen wir sicher, dass Absolvent_innen nahtlos bei Betrieben mit dringendem Bedarf in ein Dienstverhältnis starten", erläutert Kern das Credo für 2024.
Die Bilder des Tages
"Gutscheine" erhöhen Abschlüsse
Weil man ein hohes Interesse an AMS-Kursen bemerkt, oftmals aber die Hemmschwelle hoch ist, wurden auch Mailing-Aktionen gestartet. Im Info-Angebot wird mit einem "Gutschein" für Kurse gelockt. Die WU Wien forscht parallel, wie die Möglichkeit angenommen wird.
Und das ziemlich gut, wie vorläufige Ergebnisse zeigen: Rund 20 Prozent mehr Teilnahmen und auch Abschlüsse der Weiterbildungsangebote können verzeichnet werden.
"Das Interesse an Weiterbildung ist klar vorhanden. Durch diese direktere Art der Kommunikation und der Darstellung als Gutschein kann dieses Potenzial besser ausgeschöpft werden", sagt Anna Schwarz vom Department für Volkswirtschaft an der Central European University Wien.
Mehr Geld
Auch die Existenzsicherung während einer Vollzeit-Ausbildung wurde verbessert: 1.264,20 Euro pro Monat bekommt ein AMS-Kunde, der sich über das Arbeitsmarktservice weiterbildet derzeit. 2023 waren es noch 1.085 Euro pro Monat gewesen.
Auf den Punkt gebracht
- Das Arbeitsmarkt-Service NÖ arbeitet intensiv an der Bewältigung des Fachkräftemangels in Niederösterreich, wobei Branchen wie Gesundheitsberufe, Gastronomie und handwerkliche Fachkräfte besonders betroffen sind
- Trotzdem kämpft das AMS mit der Vermittlung von Arbeitskräften, die den Anforderungen der Betriebe entsprechen
- Das AMS setzt auf die verstärkte Förderung von Aus- und Weiterbildungsangeboten sowie auf verbesserte finanzielle Unterstützung für Kunden, die sich weiterbilden