Life

Das passiert, wenn dir deine Frau hinterherputzen muss

Eine neue Studie zeigt zum ersten Mal, dass Frauen, deren Männer von ihnen abhängig sind wie Kinder, ein geringeres sexuelles Verlangen haben.

Wenn sich eine Frau für ihren Partner verantwortlich fühlt, leidet das Sexleben darunter.
Wenn sich eine Frau für ihren Partner verantwortlich fühlt, leidet das Sexleben darunter.
Unsplash

Eine neue Studie von Wissenschaftlern aus Kanada und Australien kann erstmals beweisen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der sogenannten Care-Arbeit, also Haushalt, Kindererziehung oder Pflege von Familienangehörigen, und der Lust auf Sex von Frauen. Die Studie zeigt: Hat die Frau das Gefühl, ihr Mann ist abhängig von ihr, verringert das die Lust auf Sex.

"Das ist insofern spannend, dass bis anhin geringes sexuelles Verlangen von Frauen als Problem der Frau angesehen wurde", schreibt das Autorenteam in seiner Studie. Die Studie zeige erstmals auf, dass dies auch auf andere Möglichkeiten zurückzuführen sei. Weg vom Individuum und hin zu der Gesellschaft und den Rollenbildern, die darin verankert seien.

Kochen, putzen, waschen

Für die Studie wurden 704 Teilnehmerinnen befragt, die im Schnitt 34 Jahre alt und seit rund elf Jahren in einer Beziehung waren. Die Probandinnen lebten mit ihren Partnern zusammen und betreuten Kinder unter zwölf Jahren. Die Studie zeigt: Hat die Frau das Gefühl, sie müsse waschen, kochen, putzen, weil ihr Partner das nicht kann, hat sie weniger Lust, mit ihm zu schlafen.

Die Studie schreibt, dass sich Frauen fühlen, als müssten sie sich um ein weiteres Kind kümmern. Auf die Frage, um wie viele Kinder oder abhängige Personen die Frauen sich kümmerten, zählten viele scherzhaft auch ihre männlichen Partner mit. Eine mögliche Erklärung des Autorenteams: Zu den Personen, die eine Frau bemuttert, also die Kinder, habe sie eine nicht-sexuelle Rolle. Bemuttere die Frau ihren Partner, sei es für sie schwierig, ihn gleichzeitig sexuell anziehend zu finden.

Ungerechtigkeitsempfinden

Weiter untersucht die Studie den Zusammenhang zwischen sexuellem Verlangen und der Aufteilung des Haushaltes. Auch dort zeigt sich: Frauen, die den größten Teil der Care-Arbeit übernehmen, haben weniger Lust auf Sex. Das Autorenteam betont jedoch: "Es spielt eine Rolle, ob man die Verteilung als gerecht empfindet. Es gibt Frauen, die einen Großteil dieser Arbeiten übernehmen und dies nicht als ungerecht empfinden."

Paartherapeutin ist nicht überrascht

Für Maximiliane Uhlich, Postdoktorandin an der Uni Basel, sind die Erkenntnisse der Studie keine Überraschung, aber trotzdem von enormer Wichtigkeit. "Die Studie nimmt nicht die Individuen in den Blick, sondern die gesamte Gesellschaft."

Uhlich praktizierte emotionsfokussierte Paartherapie und hat im Rahmen der Paartherapie lange selber Paare betreut: "Was die Studie zeigt, erlebte ich regelmäßig in Therapiesitzungen." Dies vor allem bei Paaren mit kleinen Kindern. "Frauen leiden darunter, dass das sexuelle Verlangen fehlt, und Männer hätten gerne regelmäßiger Sex."

Den Zusammenhang, den die Studie mache, erkannten viele Paare in der Sitzung nicht. "Also dass die fehlende Lust mit der ungleich verteilten Arbeit zusammenhängen kann. Ich versuchte, die Paare jeweils daran heranzuführen, dass sie diese Verbindung machen." Generell rät Uhlich Männern: "Unterstützt eure Partnerin. Schlussendlich profitiert ihr als Paar davon."

Anspruchsvolle Zeit für Männer

Markus Theunert weiß, welche Sorgen die Männer beschäftigen. Der Präsident vom Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen betont, dass Väter 38 Prozent der unbezahlten Haus- und Familienarbeiten übernehmen. "Es ist mehr, als man vermutet, aber eben deutlich weniger als die Hälfte." Es brauche mehr Engagement. "Dass sich Männer damit sexuell begehrenswerter machen für ihre Partnerinnen, ist dafür ein schöner Anreiz – aber nur ein guter Grund unter vielen."

Laut Theunert sei es eine anspruchsvolle Zeit für Hetero-Männer. "Einerseits sollen die Männer wissen, was sie wollen und brauchen." Andererseits werde von ihnen zu Recht mehr Sensibilität, Bezogenheit und Rücksicht gefordert. "Klar ist: Männer von heute sollen beides können."

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock