Sie sind eine Familie, die sich fremd geworden ist: Die Eltern Tim (Lars Eidinger) und Milena (Nicolette Krebitz) sind schon lange verheiratet. Sie haben in ihrem Alltag in Berlin den emotionalen Kontakt zueinander verloren. Auch die Nähe zu ihren Kindern, den fast erwachsenen Zwillingen Friede (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause), sowie zum jüngeren Sohn Dio (Elyas Eldridge), fehlt.
"Milena weist ihren Mann die ganze Zeit zurück. Eigentlich muss sie ihn aber wollen und lieben, das ist ja die Grundvoraussetzung für jede Beziehung, dass man sich irgendwann entschieden hat", sagt Nicolette Krebitz im "Heute"-Gespräch über ihre Rolle. Diese Frage könne man sich vielleicht auch im Privaten stellen. Als die Tochter ihren Eltern im Film vorwirft, "wir sind es, die die Welt zugrunde richten, nicht die Anderen", ist das "harter Tobak, den man erst mal verdauen muss. Sie redet nicht über irgendeine privilegierte, wohlstandsverwahrloste Großstadtfamilie, sondern über uns alle."
Als die syrische Geflüchtete Farrah (Tala al Deen) als Haushaltshilfe ins Leben der Familie tritt, verändert sich alles. Sie hört zu und spürt die Nöte aller. Dabei ist ihre eigene Fluchterfahrung und ihre Geschichte noch viel dramatischer. Sie besitzt auch das titelgebende "Licht", eine Hochfrequenz-Lampe, die in Österreich erfunden wurde und in der Heilpraktik tatsächlich benutzt wird. Damit "behandelt" sie ihre Freundinnen, aber auch die deutsche Familie.
"Das Licht steht für mich für eine spirituelle Ebene, auf der man sich begegnen kann", so Krebitz weiter. Durch die Lampe kommt man in "einen transzendentalen Zustand, den man auch durch Meditation erreichen kann. So öffnet man sich emotional versperrten Dingen." Alle Schauspieler probierten "das Licht" vor dem Dreh aus, verrät die 52-Jährige, um zu sehen, "wie empfindlich wir darauf reagieren." Krebitz erlebte das Flackerlicht sehr intensiv: "Ich nehme überhaupt keine Drogen und ich bin da ganz sensibel. Für mich hat man es beim Drehen sehr niedrig gestellt."
Regisseur Tom Tykwer, der nun lange hauptsächlich die Erfolgsserie "Babylon Berlin" drehte, feiert mit dem Movie sein Kino-Comeback. Für Krebitz war die Zusammenarbeit auch besonders, weil sich so gut kennen. "Für Tom ist es ein sehr persönlicher Film, er hat viel aus seinem eigenen Leben reingebracht. Das war eigentlich die größte Herausforderung für mich, weil wir eng befreundet sind und ich natürlich auch seine Frau kenne."
Der Berlinale-Film überrascht zudem mit kurzen Musical-Einlagen und fantastischen Elementen. Schauspielerisch stark sind besonders Krebitz, Eidinger und al Deen, als sie die Familie zwingt, sich mit ihren dunklen Geheimnissen auseinanderzusetzen. "Das Licht" zeigt auch, dass es oft jemand von außen braucht, um starre Strukturen aufzubrechen. "Wegen der Vereinzelung von Familien und dem alleine Herumdoktern der Menschen, ist es ganz wichtig, dass man Freunde, Angehörige, Leute von außen, einfach so viel Luft wie möglich, in eine Familie reinbringt, damit es lustig bleibt."