Österreich
Das Kopftuchverbot für Kinder ist Geschichte
Glattauer gibt Noten. Heute: Wenn "Politische Bildung" leider sinnlos ist. Mehr Geld für Kindergärten. Und: Kopftuchverbot für Kinder ist Geschichte.
Wenn "Politische Bildung" leider sinnlos ist
Jetzt kritisiert auch die Bundesjugendvertretung den Lehrplanentwurf für das neue Schulfach "Digitale Grundbildung". Weil vor allem "Medienbildung" zu kurz komme, fordert sie das Pflichtfach "Politische Bildung". Tenor: Wo, wenn nicht in der Schule, sollten Kinder z.B. lernen, Fake-News zu erkennen? Eh! Nur wo, wenn nicht im Leben, sollte man dann auch anwenden können, was man in der Schule gelernt hat? Genau das macht das Land Österreich aber Hunderttausenden von Menschen unmöglich.
Vier von zehn heimischen Steuerzahlern zwischen 27 und 44 Jahren dürfen mangels Staatsbürgerschaft höchstens ihren Pizza-Lieferservice wählen. Sogar hier geboren, haben 260.000 Menschen keinen österreichischen Pass. In Wiener Bezirken sind bis zu 50 Prozent der Bürger von der Bürgermeisterwahl ausgeschlossen. Oder die Unterschrift fürs Volksbegehren? Unerwünscht. "Politische Bildung" – ja, aber ohne Mitspracherecht im Alltag ist sie leider sinnlos.
„Note: Nicht genügend“
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.
Kindergärten: Wieder keine Nägel mit Köpfen
Die gute Nachricht: Österreichs Regierung stellt den Kindergärten pro Jahr 60 Millionen mehr als bisher zur Verfügung. Nicht nichts. Danke, Herr Bildungsminister! Die schlechte: Nägel mit Köpfen gibt es wieder nicht. Keine verpflichtende Reduzierung der Kinderzahl pro Pädagogin, keine Erhöhung des Fachpersonals, nicht einmal die Zweckbindung des Geldes hat die Regierung durchgesetzt. Somit können die Bundesländer mit dem Geld machen, was sie wollen.
Schade, Herr Bildungsminister, eine vertane Chance! Während also die Politik von "Milliarden-Paket" und "Meilenstein" schwadroniert, zeigt man sich in den Kindergärten „sehr enttäuscht“ (so Dachverband-Chefin Natascha Taslimi auf Ö1). Ausgebildete Pädagoginnen, sagt sie, gebe es ja genug, 1.600 würden jedes Jahr fertig werden. "Aber drei Viertel steigen in den Beruf gar nicht ein. Das liegt an den Arbeitsbedingungen." Ich darf ergänzen: und an Österreichs seit Jahren feiger Wischiwaschi-Bildungspolitik.
„Note: Unbefriedigend“
Das Kopftuchverbot für Kinder ist Geschichte
Kopftuchverbot für Kinder ist Geschichte Zu meiner großen Freude haben die Bundesländer das türkis-blaue Kopftuchverbot aus dem Kindergarten-Paket (siehe oben) herausverhandelt. Argument: Wenn die Verfassungsrichter ein solches in Volksschulen für gesetzeswidrig hielten, dann gelte das wohl auch für Kindergärten.
2020 schrieb ich hier: "Sollte ich je eine Schülerin oder gar eine Lehrerin zwingen müssen, das Stoffteil abzunehmen, können sie mich kündigen auch gleich." Gut, inzwischen bin ich als Schulleiter ebenso Geschichte wie das Kopftuchverbot für Schüler. Aber für Lehrerinnen steht es noch immer im Side-Letter der türkis-grünen Regierung. Und Bildungsminister Polaschek eiert herum. Kommt es, falls er bleibt? Geht er, wenn es kommt? Christine Nöstlinger sagte einmal zu dem Thema: Man kann nicht alles verbieten, was einem nicht gefällt. Genau!
„Note: Befriedigend“