Irre Geschichte

Das haben Spam-Mails mit Dosenfleisch zu tun

Spam dürfte den meisten Doch weshalb bezeichnet man diese überhaupt als Spam, wie eigentlich auch ein Schweinefleisch aus der Dose heißt?

Das haben Spam-Mails mit Dosenfleisch zu tun
Der Ausdruck Spam geht auf das Dosenfleisch der US-Firma Hormel Foods zurück. Doch warum?
REUTERS

Spam-Mails sind lästig und mitunter gefährlich. Zwar gibt es Filter, die sie von unserem E-Mail-Eingang fernhalten sollen. Aber trotzdem rutschen immer wieder unerwünschte Werbemails durch und gelangen in unser Postfach. Dann heißt es löschen. Im besten Fall, nachdem man die Mails händisch als Spam gekennzeichnet hat, um die Flut wenigstens ein bisschen aufzuhalten.

Jede Person mit Mail-Adresse dürfte das kennen. Weniger bekannt sein dürfte, warum die Nerv-Mails als Spam bezeichnet werden.

Spam: Der Ursprung liegt beim Dosenfleisch

Der Ausdruck "Spam" hatte ursprünglich nichts mit dem Internet zu tun. Er ist in den 1930er-Jahren entstanden. "Spam" ist der Markenname für Dosenfleisch der amerikanischen Firma Hormel Foods. Es wird angenommen, dass "Spam" die Kurzform von "spiced ham" – gewürzter Schinken – ist. Offiziell bestätigt hat die Firma aus dem US-Bundesstaat Minnesota das nie.

Spam tauchte erstmals 1937 im Handel auf. "Gegen Ende der Weltwirtschaftskrise trug Spam dazu bei, den großen Bedarf an preiswerten Fleischprodukten zu decken", so der Hersteller. Weite Verbreitung fand das Dosenfleisch dann während des Zweiten Weltkriegs, "da es lange haltbar war". Die Alliierten – vor allem die USA und das britische Empire – verpflegten ihre Truppen mit der rosafarbenen Fleischmasse in Büchsen. "Ohne Spam hätten wir unsere Armee gar nicht ernähren können", erklärte der Regierungschef der Sowjetunion Nikita Chruschtschow später.

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    Jeder kennt sie, jeder bekommt sie: Spam-Mails.
    Jeder kennt sie, jeder bekommt sie: Spam-Mails.
    Getty Images

    Im Krieg wurde Spam erstmals mit Unerwünschtem in Verbindung gebracht

    Doch wirklich beliebt gewesen scheint Spam bei den Soldaten nicht: Berichten zufolge soll Hormel Foods zahlreiche Briefe erhalten haben, in denen die Militärangehörigen klagten, das eingebüchste Fleisch nicht mehr ertragen zu können. Es war – so wie heute die als Spam bezeichneten Mails – unerwünscht.

    Ohne Spam hätten wir unsere Armee gar nicht ernähren können
    Nikita Chruschtschow,
    Regierungschef der Sowjetunion

    Trotz der negativen Rückmeldungen hielt Hormel Foods an seinem Dosenfleisch fest: "Heute gibt es 15 verschiedene Spam-Sorten, von Classic über Teriyaki bis Jalapeño", heißt es einem Artikel auf der Hersteller-Website. "Lieben Sie es oder hassen Sie es, aber Sie können nicht leugnen, dass es überall ist." Weltweit wurden bislang über neun Milliarden Spam-Produkte verkauft. Seit dem Jahr 2016 gibt es sogar ein Spam-Museum.

    Nach dem Krieg kamen die "Spamettes"

    Dass das Büchsenfleisch sich auch nach dem Krieg großer Beliebtheit erfreute, dürfte auch den "Spamettes" zu verdanken sein, eine von Jay C. Hormel, dem Sohn des Firmengründers, ins Leben gerufenen "Girlband". Er schlug damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits verschaffte er den Frauen, die während des Krieges die Jobs der Männer übernommen hatten und nach deren Rückkehr arbeitslos geworden waren, eine neue Beschäftigung. Andererseits schuf er so eine überaus wirksame Werbetruppe, die die Produkte seiner Firma vermarkteten. Die Hormel Girls, so der offizielle Name, sangen, trommelten und spielten Horn.

    Eine weitere Erfindung von Hormel Foods waren die Hormel Girls, mitunter auch "Spamettes" genannt.
    Eine weitere Erfindung von Hormel Foods waren die Hormel Girls, mitunter auch "Spamettes" genannt.
    Hormel Foods

    Bald verkauften die "Spamettes" Spam von Tür zu Tür, marschierten in Paraden, traten in Lebensmittelgeschäften auf und veranstalteten Wettbewerbe. 1948 bekamen sie eine eigene Radioshow: "Music with the Hormel Girls" ging jeweils Sonntagabend auf Sendung. Sie spielten Big-Band-Musik und erinnerten regelmäßig daran, dass Hormel-Produkte – allen voran Spam – "das Beste" seien. Am 13. Dezember 1953 war Schluss damit. Und die Fernsehwerbung übernahm den Job der Girls.

    Dann griff die englische Komikertruppe Monty Python Spam auf

    Im Jahr 1970 setzten Monty Python – auch bekannt für den legendären Silly Walk – dem Dosenfleisch in einem Sketch ein Denkmal und ebneten den Weg für "Spam" als Bezeichnung für unerwünschte E-Mails: In dem Sketch bekommen Restaurantgäste die Speisekarte vorgelesen, auf der sich fast ausnahmslos Spam-Gerichte befinden: "Nun, es gibt Ei und Speck; Ei, Wurst und Speck; Ei und Spam; Ei, Speck und Spam; Ei, Speck, Wurst und Spam; Spam, Speck, Wurst und Spam; Spam, Ei, Spam, Spam, Speck und Spam; Spam, Wurst, Spam, Spam, Speck, Spam, Tomate und Spam", so die Kellnerin.

    Nun, es gibt Ei und Speck; Ei, Wurst und Speck; Ei und Spam; Ei, Speck und Spam; Ei, Speck, Wurst und Spam; Spam, Speck, Wurst und Spam; Spam, Ei, Spam, Spam, Speck und Spam; Spam, Wurst, Spam, Spam, Speck, Spam, Tomate und Spam
    Terry Jones,
    als Kellnerin im Monty-Python-Sketch

    Daraufhin stimmen Wikinger am Nachbartisch ein Spam-Lied an, das vor allem das Wort Spam enthält (siehe Video). In dem rund dreiminütigen Sketch kommt das Wort "Spam" mehr als 120 Mal vor: Die Gäste werden mit dem Wort also regelrecht zugespammt.

    1993: Das Jahr, in dem E-Mails zu Spam kamen

    An genau diese absurde Szene erinnerten sich die Teilnehmenden einer Online-Diskussionsgruppe, die im Jahr 1993 nach einem neuen Namen für die unerwünschte Flut an Werbemails in ihren Posteingängen suchten. Die erste Spam-Mail wurde Berichten zufolge am 3. Mai 1978 an 400 Userinnen und User des sogenannten Arpanets an der Westküste der USA geschickt. Da die Absender damals noch leicht zu identifizieren waren, bekam der Absender Ärger mit dem US-Verteidigungsministerium, das den Vorläufer des Internets betrieb.

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    red, 20 Minuten
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