Jedes 5. Tier

Darum haben Schafe hier jetzt einen GPS-Tracker

Nervosität bei den Bauern: Hunderte Schafe grasen wieder auf den Almen – und sind dort in Gefahr. High-Tech sorgt jetzt für mehr Sicherheit.

Lea Strauch
Darum haben Schafe hier jetzt einen GPS-Tracker
Mit dem Almauftrieb im Gebiet Dachstein/Krippenstein kam für die Tiere eine große Veränderung. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Zirka 400 Schafe dürfen seit Samstag wieder im oberösterreichischen Almgebiet Dachstein/Krippenstein grasen – aber nur mit GPS-Tracker. Denn der Wolf ist in Oberösterreich für Weidetiere noch immer eine Gefahr..

"Wenn nach einem Almsommer nur noch die Hälfte der Schafe wieder ins Tal kommt, überlegen unsere Bäuerinnen und Bauern verständlicherweise zweimal, ob sie wieder auftreiben", erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP). Doch ohne die Alpung (Haltung von Nutzvieh auf Weideflächen; Anm.) würden die Almflächen verwildern und zuwachsen.

Digitaler Herdenschutz

Gemeinsam mit der zuständigen Fachabteilung LNO (Ländliche Neuordnung) wurde intensiv nach Lösungen zur Erhaltung der traditionellen Almbewirtschaftung gesucht. Das Resultat der Bemühungen: ein vierstufiges Herdenschutzkonzept.

Die erste Maßnahme ist jetzt schon in Umsetzung. Zumindest jedes fünfte Schaf erhält einen GPS-Tracker. Im Fall Dachstein/Krippenstein sind das 80 Tracker bei 400 Schafen. Dafür investierte das OÖ Agrarressort 10.000 Euro.

Seit Samstag können die Herdenbewegung und das Verhalten jetzt laufend beobachtet werden. Im Ernstfall (wenn sich die Herde ungewöhnlich verhält) wird eingegriffen. Auch mobile Elektrozäune zur Wolfsabwehr in den Nachtstunden gehören zu den neuen Schutzmaßnahmen.

Population wächst

Der Wolf vermehrt sich schnell. Alle drei Jahre verdoppelt sich die Population. Für die Bauern und ihre Schafe bedeutet das: Immer mehr Wölfe suchen nach neuen Lebensräumen und Beute.

Vergangenes Jahr wurden am Krippenstein/Dachstein-Plateau elf Schafe vom Wolf angegriffen. Weitere Tiere stürzten aus Panik in den Tod. Viele der betroffenen Landwirte beendeten den Almsommer deswegen frühzeitig.

Wenn heuer erneut ein Schadwolf gezielt Jagd auf Almtiere macht, werden wir ihn definitiv zum Abschuss freigeben.
Michaela Langer-Weninger (ÖVP)
Agrar-Landesrätin

Sollte Ähnliches heuer wieder passieren, ist die Vorgangsweise klar: "Wenn heuer erneut ein Schadwolf gezielt Jagd auf Almtiere macht, werden wir ihn definitiv zum Abschuss freigeben“, bestätigt die Landesrätin.

Hilfe aus Schweden

Hoch im Norden haben die Menschen schon jahrzehntelange Erfahrung mit dem Wolf. Bei einem Besuch in Schweden konnte sich eine Delegation aus Oberösterreich kürzlich mit den dortigen Experten austauschen.

Daniel Mallwitz ist Teil des Wolfsmanagements in Schweden. Er erklärte die dortige Situation und welche Maßnahmen das Land bereits trifft.
Daniel Mallwitz ist Teil des Wolfsmanagements in Schweden. Er erklärte die dortige Situation und welche Maßnahmen das Land bereits trifft.
Land OÖ

Eine vorher bestimmte Anzahl von Wölfen wird in Schweden zwischen 2. Jänner und 15. Februar für alle, die eine Lizenz besitzen, zur Jagd freigegeben. Das Ziel: die Dichte der Rudel im Griff behalten.

Außerdem können mögliche Spuren mithilfe einer App gemeldet werden. Diese werden von Experten überprüft, verifiziert und sind öffentlich zugänglich. Rund zehn Millionen Euro investiert Schweden jährlich in das Wolfsmonitoring und -management.

Noch viel zu lernen

Dagegen stecke der Umgang mit dem Wolf in Oberösterreich erst in den Kinderschuhen, erklärt Langer-Weninger. "Wir müssen jetzt auf jeden Fall über das Monitoring mehr Daten bekommen. Die Jagd müssen wir auch erst lernen."

Aktuell ist der Wolf in Österreich streng geschützt. Eine Abänderung der Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie müsse bald kommen, so die Landesrätin: "Wir gehen auch davon aus, dass sich früher oder später etwas am Schutzstatus ändern wird, weil die Population so schnell wächst."

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