Jedes 5. Tier
Darum haben Schafe hier jetzt einen GPS-Tracker
Nervosität bei den Bauern: Hunderte Schafe grasen wieder auf den Almen – und sind dort in Gefahr. High-Tech sorgt jetzt für mehr Sicherheit.
Zirka 400 Schafe dürfen seit Samstag wieder im oberösterreichischen Almgebiet Dachstein/Krippenstein grasen – aber nur mit GPS-Tracker. Denn der Wolf ist in Oberösterreich für Weidetiere noch immer eine Gefahr..
"Wenn nach einem Almsommer nur noch die Hälfte der Schafe wieder ins Tal kommt, überlegen unsere Bäuerinnen und Bauern verständlicherweise zweimal, ob sie wieder auftreiben", erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP). Doch ohne die Alpung (Haltung von Nutzvieh auf Weideflächen; Anm.) würden die Almflächen verwildern und zuwachsen.
Digitaler Herdenschutz
Gemeinsam mit der zuständigen Fachabteilung LNO (Ländliche Neuordnung) wurde intensiv nach Lösungen zur Erhaltung der traditionellen Almbewirtschaftung gesucht. Das Resultat der Bemühungen: ein vierstufiges Herdenschutzkonzept.
Die erste Maßnahme ist jetzt schon in Umsetzung. Zumindest jedes fünfte Schaf erhält einen GPS-Tracker. Im Fall Dachstein/Krippenstein sind das 80 Tracker bei 400 Schafen. Dafür investierte das OÖ Agrarressort 10.000 Euro.
Seit Samstag können die Herdenbewegung und das Verhalten jetzt laufend beobachtet werden. Im Ernstfall (wenn sich die Herde ungewöhnlich verhält) wird eingegriffen. Auch mobile Elektrozäune zur Wolfsabwehr in den Nachtstunden gehören zu den neuen Schutzmaßnahmen.
Population wächst
Der Wolf vermehrt sich schnell. Alle drei Jahre verdoppelt sich die Population. Für die Bauern und ihre Schafe bedeutet das: Immer mehr Wölfe suchen nach neuen Lebensräumen und Beute.
Vergangenes Jahr wurden am Krippenstein/Dachstein-Plateau elf Schafe vom Wolf angegriffen. Weitere Tiere stürzten aus Panik in den Tod. Viele der betroffenen Landwirte beendeten den Almsommer deswegen frühzeitig.
„Wenn heuer erneut ein Schadwolf gezielt Jagd auf Almtiere macht, werden wir ihn definitiv zum Abschuss freigeben.“
Sollte Ähnliches heuer wieder passieren, ist die Vorgangsweise klar: "Wenn heuer erneut ein Schadwolf gezielt Jagd auf Almtiere macht, werden wir ihn definitiv zum Abschuss freigeben“, bestätigt die Landesrätin.
Hilfe aus Schweden
Hoch im Norden haben die Menschen schon jahrzehntelange Erfahrung mit dem Wolf. Bei einem Besuch in Schweden konnte sich eine Delegation aus Oberösterreich kürzlich mit den dortigen Experten austauschen.
Eine vorher bestimmte Anzahl von Wölfen wird in Schweden zwischen 2. Jänner und 15. Februar für alle, die eine Lizenz besitzen, zur Jagd freigegeben. Das Ziel: die Dichte der Rudel im Griff behalten.
Außerdem können mögliche Spuren mithilfe einer App gemeldet werden. Diese werden von Experten überprüft, verifiziert und sind öffentlich zugänglich. Rund zehn Millionen Euro investiert Schweden jährlich in das Wolfsmonitoring und -management.
Noch viel zu lernen
Dagegen stecke der Umgang mit dem Wolf in Oberösterreich erst in den Kinderschuhen, erklärt Langer-Weninger. "Wir müssen jetzt auf jeden Fall über das Monitoring mehr Daten bekommen. Die Jagd müssen wir auch erst lernen."
Aktuell ist der Wolf in Österreich streng geschützt. Eine Abänderung der Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie müsse bald kommen, so die Landesrätin: "Wir gehen auch davon aus, dass sich früher oder später etwas am Schutzstatus ändern wird, weil die Population so schnell wächst."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In Oberösterreich werden Schafe mit GPS-Trackern ausgestattet, um sie vor Wolfsangriffen zu schützen
- Die Maßnahme ist Teil eines Herdenschutzkonzepts, das auch mobile Elektrozäune umfasst
- Die steigende Wolfspopulation und Angriffe auf Schafe haben die Bauern veranlasst, diese Schutzmaßnahmen zu ergreifen
- Schweden dient als Vorbild für das Wolfsmonitoring und -management
- Landesrätin Langer-Weninger betont die Notwendigkeit, mehr Daten zu sammeln und den Umgang mit dem Wolf zu erlernen