Rede an die Nation
"Darf nicht passieren": Van der Bellen warnt im TV
Präsident Van der Bellen wandte sich am Nationalfeiertag an die Nation. Er plädierte für Zusammenhalt und warnte vor den Folgen von Spaltungspolitik.
Am Donnerstagabend hielt Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine traditionelle Nationalfeiertags-Rede. Der 26. Oktober sei ein Tag, an dem ganz Österreich gefeiert werde. Demokratie, Gleichberechtigung, Menschenrechte und Frieden – all das sei Grund zum Feiern. Vor allem Letzteres gewinnt in Zeiten wie diesen Bedeutung: "Wir können für diesen Frieden nicht dankbar genug sein. Denn wir leben in einer Welt, in der dieser Friede alles andere als selbstverständlich ist", sagte das Staatsoberhaupt.
"Hass hat keinen Platz"
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine oder die grausame Attacke der Hamas-Terroristen – wohin diese Konflikte führen werden, sei unabsehbar. Der Präsident kritisierte den Terrorangriff aufs Schärfste: "Die kalte, berechnende und systematische Art, wie gegen Kinder, Mütter, Väter gezielt vorgegangen wurde, wie sie gequält und getötet wurden ohne jedes Mitgefühl, das erinnert in ihrer tiefen, hoffnungslosen Dunkelheit an die schwärzesten Zeiten unserer Geschichte." Am Ende seien es die Unschuldigen, unbeteiligte Kinder, Frauen, Männer, jene, die sich am wenigsten wehren können, die es am schrecklichsten treffe. "Das ist die unerbittliche Logik von Hass, Aggression, Terror und Krieg."
Es sei unsere Verantwortung, gerade auch angesichts der barbarischen Taten, die auf unserem Boden an jüdischen Mitbürgern verübt wurden, strikt und aus tiefstem Herzen gegen jede Form von Antisemitismus aufzutreten. "Antisemitismus hat hier keinen Platz. Hass hat hier keinen Platz", so Van der Bellen.
"Das darf nicht passieren"
Pandemie, Kriege, Teuerungen, Klimakatastrophe – "das ist viel. Sehr viel, ich weiß. Ich verstehe alle, denen das zu viel wird", zeigte sich der Präsident verständnisvoll. Er habe Verständnis für jene, die sich ab und zu aus dem Nachrichtenstrom ausklinken. Aber er appellierte dennoch, das Wesentliche nie ganz aus den Augen zu verlieren. "Es darf uns niemals egal sein, wohin sich unser Land und unsere Welt bewegen. Wir dürfen niemals so weit kommen, dass wir am Ende die Welt in die Einen und die Anderen aufteilen." Das dürfe nicht passieren, warnte er.
"Populismus löst unsere Probleme nicht!"
Weiters sprach Van der Bellen über die Rolle von Politik in Krisenzeiten. Es sei "unsere Verantwortung als Politikerinnen und Politiker", nicht aus Gründen der Stimmenmaximierung in vermeintlich simple Erklärungsmodelle zu fallen, "die unsere Gesellschaft am Ende auseinandertreiben". Es gebe keine einfachen Lösungen, betonte er und appellierte: "Populismus löst unsere Probleme nicht! Wir müssen uns um Wahrhaftigkeit bemühen. Und wir müssen zusammenarbeiten."
Er fordere daher alle Politiker im Land auf, sich nicht in Nebenschauplätzen und Scheindiskussionen zu verlieren. "Das hilft niemandem weiter", sagte der Präsident und wandte sich persönlich an politische Vertreter aller Parteien: "Konzentrieren Sie sich auf Ihre wesentlichen Aufgaben und die Lösung von konkreten Problemen und verzichten Sie auf Vernebelung und Ablenkung."
„Konzentrieren Sie sich auf Ihre wesentlichen Aufgaben und die Lösung von konkreten Problemen.“
"Österreich ist unser aller Heimat"
Zu guter Letzt sprach Van der Bellen wieder zum Volk, dem er Unterscheidungskraft wünschte. "Vergessen wir nicht, dass es in dieser Zeit, so dunkel und verwirrend sie auch scheinen mag, immer noch Licht gibt: uns selber!" Trotz all der Meinungsverschiedenheiten, die es geben mag, sollten alle füreinander da sein, denn: "Österreich ist unser aller Heimat". Der Präsident appellierte abschließend: "Lassen Sie uns dieses Land und einander wertschätzen."