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"Crown"-Regisseur: "Hitler war schwierig zu besetzen"
Ein Thriller über die Münchner Konferenz von 1938 startet auf Netflix. Regisseur Christian Schwochow verriet "Heute", was die Zuseher erwartet.
Was wäre passiert, wenn zwei Spione versucht hätten, den britischen Premierminister Neville Chamberlain davon abzuhalten, mit Adolf Hitler zu verhandeln? Mit dieser Frage beschäftigt sich der britische Agenten-Thriller "München – im Angesicht des Krieges", der auf einem Bestseller-Roman von Robert Harris basiert.
Jeremy Irons als Chamberlain, Ulrich Matthes als Hitler
Der Cast ist hochkarätig: Neben Jeremy Irons (als Neville Chamberlain) verkörpert George Mackay die fiktive Figur Hugh Legat, während Ulrich Matthes in die Rolle des Adolf Hitler schlüpft. Einen geeigneten Schauspieler für den deutschen Diktator zu finden, war nicht einfach, gesteht Regisseur Christian Schwochow ("The Crown") im "Heute"-Talk: "Adolf Hitler ist am schwierigsten zu besetzen. Da ist immer die Gefahr, dass er zur Karikatur wird." Schwochow ging es darum, Hitler nicht nur als "kaltes Monster darzustellen", sondern "ihn auch wirklich als Menschen zu portraitieren".
Für die Recherche zum Film beschäftigte sich Schwochow mit alten Interviews, in denen Menschen reden, die Hitler gekannt haben: "Da fand ich erstaunliche Details, wie: Er konnte nachts nicht schlafen und hat manchmal noch vier Uhr nachts jemanden vom Personal geholt, um nicht allein zu sein. Da überlegt man sich: Wann hat er sich unverstanden gefühlt? Wann hat er gelacht? Wann war er einsam?"
"Erleben wir überall auf der Welt"
In "München – im Angesicht des Krieges" geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um "Fragen, die viel mit der heutigen Welt zu haben". Wie stellt man sich Diktatoren in den Weg? Wie gehen wir damit um, dass die Demokratie plötzlich Risse bekommt? Schwochow: "Das erleben wir doch gerade überall auf der Welt, auch in Europa. Das Verrückte bei dieser rechten Polemik: Sie sagen ganz offen, wofür sie stehen."
Der Film beruht zwar auf historischen Ereignissen, fokussiert sich aber auf die fiktive Geschichte zweier Spione. "Man kann davon ausgehen, dass die Dinge so oder so ähnlich stattgefunden haben", meint Schwochow. Dass am Ende des Films nicht aufgeklärt wird, welche Teile des Films fiktiv und welche historisch sind, findet er nicht problematisch. Im Gegenteil: "Ich glaube, wer sich sowas anschaut und sich für historische Filme und Serien begeistert, wird sich selbst vor den Computer setzen und selbst recherchieren. Wer von einem Spielfilm erwartet, dass 1:1 die Wirklichkeit kopiert wird, weiß, glaub ich nicht, was Spielfilme sind."
"München – im Angesicht des Krieges" ist ab 21.1. auf Netflix zu sehen.