Steiermark
Corona-Patient spricht ein Jahr nach Infektion Klartext
Knapp zwei Millionen Österreicher wurden bereits positiv auf Corona getestet. Hinter jedem verbirgt sich ein Schicksal – so auch hinter Martin Gruber.
Das Coronavirus zieht in Österreich weiter seine Kreise. Mehr als 35.000 Neuinfektionen in den letzten Tagen schocken nur noch wenige, die nicht selbst betroffen sind. Oft wird dabei vergessen, dass hinter den Zahlen Schicksalen von Personen stecken – so auch wie jenes von Martin Gruber (Name von der Redaktion geändert) aus der Steiermark.
Corona-positiv zum Pandemie-Jahrestag
Gruber war topfit, wie er im vertrauensvollen Gespräch mit "Heute" sagt. Zwar sei er kein Hochleistungssportler doch gesunde Ernährung und ein bewusster Lebensstil war ihm immer wichtig. Im März 2021 änderte sich der Alltag für den Obersteirer jedoch schlagartig.
Schüttelfrost und hohes Fieber setzten dem 48-Jährigen plötzlich über Nacht stark zu. Vorerkrankungen hatte er keine gehabt, sein erster Gedanke war, dass er sich einen grippalen Infekt eingefangen hätte – ein Covid-Test am nächsten Morgen widerlegte den Anfangsverdacht. Gruber war pünktlich zum Pandemie-Jahrestag in Österreich Covid-positiv.
Die ersten Gedanken waren von Angst geprägt. "Natürlich beginnt man zum Überlegen, immerhin hörte man auch immer wieder aus den Medien von Leuten, die auf die Intensivstation mussten“, meint Gruber über die ersten Momente nach dem positiven Ergebnis. In dieser Zeit war der Steirer einer von knapp 3.000 Österreichern, die sich täglich mit dem Virus infizierten, auch damals verschwanden Einzelschicksale bereits hinter Statistiken.
Covid-Helfer in der Firma
Bei seiner Arbeit als Betriebsfeuerwehrmann hatte er stets mitgeholfen, die Covid-Maßnahmen bei seinem Arbeitgeber zu kontrollieren. Gruber organisierte Fiebermessungen am Firmeneingang, um seine Kollegen zu schützen. Wo er sich das Virus eingefangen hat, weiß er nicht. Er habe sich immer an die Regeln gehalten, habe das 1x1 der Pandemie von Abstand, Händewaschen und Maske stets befolgt. "Vielleicht beim Einkaufen“, mutmaßt über den Ursprung seiner Infektion.
Drei Wochen lang ließen die Symptome Fieber, Halsweh, Schüttelfrost sowie Kopf- und Gliederschmerzen – 21 Tage, in denen insgesamt mehr als 50.000 Neuinfektionen dazukamen. Während Grubers Frau und seine zwei Kinder in Quarantäne mit ihm ausharren mussten, brachten Freunde über das Küchenfenster die notwendigen Einkäufe der Familie nach Hause.
Noch immer Nebenwirkungen
Grubers Gespräch mit "Heute" mit fand knapp ein Jahr nach seiner Erkrankung statt, losgelassen hat Covid den Steirer in dieser Zeit jedoch nicht vollends. Noch immer merkt er Nachwehen seiner Infektion: "Beim Tourenskigehen, beim Wandern oder beim Arbeiten kommt es schon mal vor, dass mir schnell die Luft ausgeht und ich stark zu schwitzen beginne“.
Von drastischen Long-Covid-Fällen, die es zur Hauf gibt, ist Gruber jedoch verschont geblieben. Doch bereits die Nebenwirkungen, an denen er jetzt noch leidet, sind eine Belastung. Ein Spray, der im Falle des Falles hilft wieder zu Kräften zu kommen, gehört nun zu Grubers wertvollsten Gadgets. Und auch der ständige Austausch mit seinem Hausarzt ist seit seiner Erkrankung wichtiger geworden. Immerhin bescherten die Nachwirkungen der Covid-Erkrankung Gruber im Dezember auch eine Lungenentzündung.
Eine Impfung hätte Gruber all das sehr wahrscheinlich ersparen können, doch im März 2021 waren die Vakzine noch Mangelware in Österreich. Mittlerweile ist jedoch auch der genesene Steirer zweifach gegen das Coronavirus geimpft. Im Oktober und im November bekam er sein Jaukerl – nun dürfte bald der Booster folgen.
"Impfgegner sollen auf Intensivbett verzichten"
Gruber sieht seinen Fall als Mahnung für alle, die das Virus unterschätzen und habe die Geduld mit Impfgegner bereits verloren. Nach vielen vergeblichen Diskussionen wünsche sich Gruber nun, dass "alle, die die Impfung ablehnen – auch eine Verzichtserklärung für ein Intensivbett unterschreiben“.