Infektionszahlen steigen
Corona-Knalleffekt – Expertin ruft zum Maskentragen auf
Corona ist wieder da, auch wenn es niemand aussprechen will. Jetzt schlagen Experten laut Alarm. Unter ihnen die namhafte Virologin Dorothee von Laer.
In der österreichischen Bevölkerung ist das Coronavirus nur mehr vereinzelt ein Gesprächsthema und Corona-Meldungen zu großen Ausbrüchen finden wenig Beachtung. Doch Experten verfolgen die Entwicklung mit Sorge – so breitet sich eine neue Varianten-Familie gerade rasend schnell in den USA aus. Die "FLiRT"-Gruppe hat sich aus der Omikron-Linie JN.1 entwickelt, die für die bisher größte Welle in Österreich gesorgt hatte. Studien aus China legen nahe, dass sich der JN.1-Abkömmling schnell ausbreitet und den Impfschutz aushebelt.
Die nächste Welle sei jedenfalls nicht weit weg, attestierte jüngst die MedUni-Wien-Virologin Monika Redlberger-Fritz: "Wahrscheinlich wird es im Herbst zur nächsten Welle kommen." Und: "Es ist davon auszugehen, dass Reiserückkehrer neue Varianten im Sommer einschleppen werden und sich daraus langsam eine Welle aufbaut." Warnungen wegen der steigenden Zahlen kamen am Dienstagabend auch von der Virologin Dorothee von Laer (Medizinische Universität Innsbruck), zugeschaltet ins TV-Studio der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf.
"Spätestens im Herbst wird es eine Welle geben"
Wie besorgniserregend sei der derzeitige Anstieg der Infektionszahlen? "Wir sehen eine ganz leichten Anstieg im Abwasser, aber wir sehen natürlich auch, was man so hört – bei den Patienten im Krankenhaus schlägt sich das nicht nieder –, aber es ist eine gewisse Zunahme zu beobachten", so von Laer. Es handle sich um eine neue "Variantenfamilie", die zirkuliere, so die Expertin. Sie könne besser die Immunabwehr umgehen und "breitet sich deshalb schneller aus". Bei absolut gesunden Menschen sei es ausreichend, dass sie bei Symptomen daheim bleiben, so von Laer, Alte und Kranke sollten aber dringend zum Arzt gehen.
Rechne die Virologin im Herbst mit einer neuen Corona-Welle? "Ich rechne sogar im Sommer mit einem kleinen Buckel, aber spätestens im Herbst wird es wieder eine Welle geben, allerdings mit deutlich niedrigeren Hospitalisierungszahlen", so die Expertin. Und deshalb rief sie auch bereits jetzt zum Maskentragen auf: Man solle sich überlegen, ob man nicht "vielleicht im Gedränge" in der Bahn oder in der Öffentlichkeit "eine Maske aufsetzen". Gute Nachrichten: Es werde wohl im September einen angepassten Corona-Impfstoff geben.
Impf-Nebenwirkungen? "Stimmt schlicht und ergreifend nicht"
Gesunde Menschen könnten übrigens ohne große Sorge auf eine neue Impfung verzichten, Kinder und gesunde Erwachsene sollten sich nicht mehr zu einem "Impfzwang" verpflichtet fühlen, so von Laer. Vulnerable Gruppen sollten aber über eine Impfung nachdenken, so die Expertin. Generell würde es weiter die typischen Impfreaktionen als Immunreaktion auf den Impfstoff geben – Schlappheit, Gliederschmerzen, leichte Temperatur. Bei jungen Männern gebe es bei mRNA-Impfungen selten Herzmuskel-Erkrankungen, bei Vektor-Impfungen bei Frauen dagegen Thrombose-Fälle. Das komme allerdings nur in einem von 50.000 bis 100.000 Fällen vor, so von Laer.
Und warum würden dann Tausende Geschichten von schweren Impf-Nebenwirkungen in Österreich kursieren? "Das stimmt schlicht und ergreifend nicht, die Zahlen geben das nicht her", so die Virologin. Die Erzählung funktioniere aber, weil sich niemand die Mühe mache, die Zahlen auszuwerten, "dann kann einer das behaupten und das wird nachgeplappert", so von Laer. Sehe man sich die Zahlen an, sehe man aber, "dass das einfach nicht stimmt". Besser machen hätte Österreich im Pandemie-Management der Regierung übrigens einiges, so die Expertin: Masken und Tests früher in Schulen hätten Schulschließungen verhindert, Zuständigkeiten hätten besser definiert werden müssen und es solle immer ein Lager an Masken und Schutzbekleidung geben, nicht erst verspätet.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Virologin Dorothee von Laer warnt vor einer neuen Corona-Welle, die sich im Herbst abzeichnen könnte
- Sie betont die Notwendigkeit, bereits jetzt Masken zu tragen, da sich eine neue Variantenfamilie schneller ausbreitet und den Impfschutz aushebelt
- Trotzdem gibt es Hoffnung auf einen angepassten Impfstoff in naher Zukunft, und von Laer betont, dass gesunde Menschen ohne große Sorge auf eine neue Impfung verzichten können
- Sie kritisiert auch die Verbreitung von Geschichten über schwere Impf-Nebenwirkungen, da die Zahlen dies nicht hergeben
- Insgesamt sieht sie Verbesserungsbedarf im Pandemie-Management der Regierung, insbesondere in Bezug auf frühzeitige Maßnahmen wie Masken und Tests in Schulen