Gefährliche Blutsauger?
Gelsen-Invasion – Experte verrät, was wirklich schützt
Der Wiener Virologe Norbert Nowotny gibt trotz massivem Gelsenaufkommen derzeit Entwarnung: "Die West-Nil-Saison kommt erst."
Sie lauern uns nicht nur in der Dämmerung auf: Gelsen. Die lästigen Blutsauger haben nach dem vielen Regen, den Unwettern und Überschwemmungen derzeit Hochsaison. Selbst tagsüber in der Sonne, in den Großstädten, im Supermarkt und sogar im Büro sind wir nicht sicher vor ihnen.
"Sie sind lästig, ja, aber keine Gefahr für unsere Gesundheit", stellt Virologe Norbert Nowotny sofort im "Heute"-Gespräch klar. "Es handelt sich um die sogenannten Überschwemmungsgelsen, nachdem viel Wasser sehr lange auch an Orten stehen geblieben ist, wo vielleicht normal keines zu finden ist. Diese stehenden Gewässer sind für die Larven optimal, um sich innerhalb von drei bis vier Wochen zu adulten Gelsen zu entwickeln." Daher werden uns die kleinen Blutsauger noch ein paar Wochen umschwirren.
West-Nil-Virus-Saison steht uns noch bevor
Dann beginnt auch die Zeit für eine weitere Gelsenart: "Die Saison für das West-Nil-Virus beginnt erst mit Anfang Juli", so der Experte. Das liege einerseits daran, dass es über 50 verschiedene Gelsenarten in unseren Breitengraden gebe und andererseits auch das Virus Zeit und vor allem hohe Temperaturen für seine Entwicklung brauche. Als Überträger gilt hauptsächlich die Gemeine Hausgelse (Culex).
„West-Nil-Virus überwintert mit.“
"Im Gegensatz zu der weitverbreiteten Annahme gibt es auch im Winter Gelsen." Etwa ein Prozent der weiblichen Population würde an frostfreien Orten, wie in der Kanalisation oder in Kellern, überwintern. "Und das West-Nil-Virus überwintert mit. Gegen Mai wagen sich die Insekten dann wieder raus. Das Virus braucht etwas länger, da es sich in der Gelse erst wieder entwickeln muss, bis diese infektiös wird und dafür braucht es eben längere Zeit hohe Temperaturen."
West-Nil-Virus in Österreich
Erstmals wurde 2015 ein Fall bei einem Menschen in Österreich gemeldet. Laut Ages ist es seitdem zu insgesamt 55 im Inland erworbene West-Nil-Virus-Fällen gekommen. 2022 wurden sechs Fälle bestätigt, 2023 bisher lediglich einer.
Das Risiko, sich in hierzulande anzustecken und an West-Nil-Fieber zu erkranken, ist also nach wie vor gering.
Entsprechend gebe es in diesem Jahr auch noch keine Fälle bei Menschen oder Pferden. Es handelt sich dabei um sogenannten Fehlwirte, da Menschen und Pferde zwar erkranken, das Virus jedoch nicht auf andere Stechmücken übertragen können. Es handelt sich somit um eine Sackgasse für das Virus, das sich so nicht weiter ausbreiten kann.
Die einfachsten Tipps gegen sämtliche Gelsen
Um sich vor den kleinen Blutsaugern zu schützen, würden laut Norbert Nowotny ein paar einfach Maßnahmen bereits ausreichen:
- 1
Kleidung
"Lange, luftige, lose Kleidung tragen." - 2
Stehende Gewässer
"Meiden oder im Fall vom eigenen Haushalt, Grundstück mindestens einmal pro Woche entleeren. Dann können sich die Larven erst gar nicht zu adulten Gelsen entwickeln." - 3
Regentonne
Regentonnen abdecken oder mit einem Fliegengitter zudecken, damit sich die Gelsen dort nicht vermehren können. - 4
Von Citrus bis Lavendel
Kann man ausprobieren, hilft oft jedoch nicht. Weit wirksamer sind hier gewisse Repellentien aus der Apotheke.