Gesundheit
Zu hohe Zahlen – nur so wird kein neuer Lockdown kommen
Ob ein erneuter Lockdown zu befürchten ist oder wie wir die aktuelle 4. Welle noch aufhalten können, verriet Experte H.P. Hutter im "Heute"-Interview.
Nachdem die Corona-Fallzahlen in den vergangenen zwei Wochen laufend angestiegen sind – und auch weiter steigen – stellt sich die Frage nach einer Prognose für den Herbst. Vor allem dann, wenn uns die Temperaturen wieder in geschlossene Räume zwingen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Impfbewegung ins Stocken gerät. Gerade jetzt – in einer empfindlichen Phase, die die Weichen für den Herbst stellt.
"10 Prozent mehr Geimpfte bis zum Herbst ersparen uns viele Probleme"
Trotz der Impf-Offensive der Stadt ist Wien von der angepeilten Durchimpfungsrate von 80 Prozent weit entfernt. Das zeigt sich auch bei den Neuinfektionen, die in Wien zu 74 Prozent Ungeimpfte betrifft. "Heute" hat berichtet. Auch Reiserückkehrer sind ein Bestandteil der aktuellen vierten Welle. Die Modellrechnungen der Stadt Wien gehen von einem starken Anstieg der Infektionsfälle in der zweiten September-Hälfte aus.
Um dem entgegenzuwirken, steht ein Vorantreiben der Impfungen für den Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien an erster Stelle: "10 Prozent mehr Geimpfte bis zum Herbst, ersparen uns viele Probleme – auch in den Spitälern." Aktuell sind knapp 60 Prozent in Österreich vollimmunisiert.
"Wenn wir diese Regeln beherzigen, wird kein Lockdown nötig sein“
Ebenso unerlässlich plädiert der Experte für das Einhalten der Hygienemaßnahmen – und zwar von allen. Egal, ob geimpft, genesen oder getestet. Gemeint sind die regelmäßige Desinfektion der Hände, das Abstand halten sowie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Letzteres sollten auch die Bundesländer wieder flächendeckend in geschlossenen Räumen einführen – und nicht nur in Geschäften des täglichen Bedarfs, wie es momentan gehandhabt wird. "Wenn wir diese Regeln beherzigen, wird kein Lockdown nötig sein“, sagt Hutter.
Testen trotz Impfung
Für Events und Aktivitäten brauche es durchdachte Präventionskonzepte - ob die nun 1G, 2G oder 3G heißen: „Am sichersten ist es, wenn alle, die zusammenkommen, geimpft UND getestet sind. Die Betonung liegt auf UND. Das ist leider der Knackpunkt, den viele nicht verstehen“, sagt er und erklärt es an einem Beispiel:
„"Wenn ich mich in einer Gruppe treffe, wo alle geimpft sind, kann ich die Infektion vielleicht trotzdem in mir tragen, da Impfdurchbrüche – selten, aber doch – passieren. Ich merke es aber nicht, da mein Immunsystem aufgrund der Impfung gut mit dem Virus fertig wird. Im Laufe des Treffens kann ich die Infektion an einen anderen Geimpften in meiner Gruppe unwissentlich übertragen. Auch der merkt nichts und geht nach Hause. Aber dort kann er es an sein Kind, seine alte Mutter oder an sonst eine vulnerable Person weitergeben. Zwar betrifft es mich als Geimpfter nicht direkt körperlich, aber ich kann trotzdem Überträger sein und die Ansteckung so verbreiten."“
Deshalb sei es wichtig, sich auch trotz Impfung zu testen. Viel mehr noch, wenn man mit Ungeimpften Kontakt hat, betont Hutter.
Wenn sich nichts ändert, dann...
Wenn der Trend so weitergehe wie bisher, prophezeit der Mediziner dieselbe Situation wie im vergangenen November. Nämlich, dass einige Intensivstationen überlastet sein werden.