Niederösterreich

Cluster nach türkischer Hochzeit: "Wurden angelogen"

Eine türkische Hochzeit, angemeldet für 350 Teilnehmer, sorgt für Corona-Nachwehen. Die Schwester des Bräutigams beklagt rassistische Beschimpfungen.

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Corona-Cluster nach Hochzeit
Corona-Cluster nach Hochzeit
iStock (Symbol)

Im August, als die Feier bei der Gemeinde Schrems (Bezirk Gmünd) angemeldet worden war, sei laut Bürgermeister Karl Harrer (SP) alles „im grünen Bereich“ gewesen. Die Stadt hatte zu dem Zeitpunkt „keinen einzigen Corona-Fall“. Auch die seit Montag geltenden Event-Restriktionen gab es damals nicht, die Anmeldung sei rechtlich korrekt abgelaufen.

150 Personen in Quarantäne

Aber auch er gibt zu: „Aus heutiger Sicht würden wir anders vorgehen“, so Harrer zu „Heute“. Denn: Im Zuge der am 12. September stattgefundenen Eheschließung bildete sich ein Cluster mit 13 bestätigten Covid-19-Fällen. 150 Personen befinden sich in Quarantäne, Dutzende Testergebnisse stehen noch aus.

Für die Hochzeit war die Stadthalle angemietet worden, diese fasst 1.000 Personen. Ob mehr als 350 Gäste teilnahmen – laut Gerüchten sollen es bis zu 700 gewesen sein, ist laut „NÖN“ unklar, die Bezirkshauptmannschaft Gmünd sehe Gründe zu dieser Annahme. Das könne Harrer so nicht bestätigen: „Meinen Informationen nach waren 350 Plätze vorbereitet und die waren nicht alle besetzt. Um 22 Uhr war die Veranstaltung beendet.“ Mit der Bezirkshauptmannschaft stehe Harrer "in regem Kontakt".

"Corona-Broschüren aufgelegt"

Woher die Zahl von 700 Partygästen kommt, könne sich der Stadtchef nicht erklären. Auch seien Corona-Vorsorgemaßnahmen bei der Hochzeit getroffen worden: "Es gab einen Desinfektionsspender, Fiebermessungen, Mund-Nasenschutz-Masken wurden ausgestellt und Coronawarnung-Broschüren wurden auf türkisch aufgelegt." Auch Videoaufnahmen zeigen, dass – zumindest zu Beginn der Feier – alles gesittet und Corona-konform ablief. Dass diese Vorkehrungen alle nichts halfen, steht seit gestern dennoch fest. 

Laut Bezirkshauptmann Stefan Grusch sei bis gestern noch keine vollständige Gästeliste übermittelt und bei Kontaktnennungen gelogen worden: "Wir wurden eine Woche lang hinsichtlich der Kontakte angelogen. Uns wurde kostbare Zeit genommen, um eine Streuung des Virus einzudämmen", sagte er zur "NÖN". Brautpaar und Gästen drohen jetzt Anzeigen.

Schwester von Bräutigam spricht

Von rassistischen Beleidigungen spricht indes die Schwester des Bräutigams: „Leute werden in der Arbeit, beim Einkaufen und auf der Straße beschimpft – auch kleine Kinder“, so die Frau gegenüber der "NÖN". Zwar sei die Bezirkshauptmannschaft von der Feier nicht informiert gewesen, sehr wohl aber die Stadtgemeinde. Geht auch nicht anders – diese stellte die Stadthalle ja als Räumlichkeit zur Verfügung: "Der 12. September wurde uns nach einer Verschiebung des ursprünglichen Termins im Frühling zugesagt.“ Auch laut der Schwester sei die Teilnehmeranzahl von maximal 350 Gästen eingehalten worden.

Weitere Corona-Fälle möglich

Am Montagnachmittag hatte der Bezirkshauptmann mitgeteilt, dass zumindest "alle Verdachtsfälle abgesondert und alle Kontaktpersonen in häuslicher Quarantäne sind". Laut Landessanitätsstab sei nicht auszuschließen, dass es weitere Covid-19-Fälle in Zusammenhang mit dem Hochzeits-Cluster gibt.

Integrationsministerin Susanne Raab (VP) meldete sich noch gestern in dem Fall zu Wort und appellierte an alle Personen, "unabhängig von ihrer Herkunft, bei Verdachts- oder Infektionsfällen uneingeschränkt mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Dass das hier offenbar nicht passiert ist, ist inakzeptabel".

Für Harrer stehe aber eines jetzt im Vordergrund: Er hoffe, dass es den Betroffenen den Umständen entstsprechend gut geht und es bei den Corona-Infizierten "einen milden Krankheitsverlauf gibt".

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