Smartwatch-Review
CMF Watch Pro 2 im Test: "Ist der Preis ernst gemeint?"
Nur 69 Euro kostet die CMF Watch Pro 2, sie soll aber eine waschechte Smartwatch sein. "Heute" hat die günstige Smart-Uhr auf die Probe gestellt.
"Ist der Preis ernst gemeint?", "Die kann doch sicher nichts" und "Sieht gut aus, aber für den Preis erwarte ich nicht viel". Das waren die Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen, als die neue CMF Watch Pro 2 in der "Heute"-Redaktion eintrudelte – und der Preis von nur 69 Euro bekannt wurde. Das britische Technologieunternehmen Nothing greift mit seiner CMF-Schiene – neben der Smartwatch gibt es auch neue Kopfhörer und ein Smartphone – die Branche frontal mit Kampfpreisen an. Die Mission lautet: Preislich attraktive Produkte mit sehr guter Ausstattung abliefern – Qualität muss nicht teuer sein, ist das Motto. Und das gelingt grandios.
Die CMF Watch Pro 2 ist ebenso wie alle anderen Produkte der Reihe mit einer Besonderheit ausgestattet: Sie besitzt eine auffällige, austauschbare Lünette. Laut Hersteller soll sie zudem ein "vielseitiger Alltagsbegleiter" mit "der besten Leistung ihrer Klasse und einer Reihe wichtiger smarter Funktionen" sein. Nutzer können selbst entscheiden, ob sie die austauschbare Lünette an der Smartwatch montieren oder einfach rund um das 1,32-Zoll große AMOLED-Display (466 x 466 Pixel, 620 Nits, Always-On-Funktion) weglassen. Klassisch kann die Watch mit über 100 individuell gestaltbaren Zifferblättern personalisiert werden. Das Gehäuse besteht aus Aluminium, Armbänder aus veganem Leder und Silikon. Kampfpreis: Die Uhr kostet nur 69 Euro.
Per austauschbarer Lünette lässt sich Uhr personalisieren
Laut Nothing werden über 120 Sportmodi unterstützt, wobei die CMF Watch Pro 2 die fünf populärsten Sportarten wie Laufen automatisch erkennt. Völlig untypisch für die Preisklasse: GPS ist mit an Bord, das Smartphone muss zur Streckenaufzeichnung beim Sporteln nicht immer dabei sein. Überwacht werden können außerdem Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Stresslevel sowie Schlaf. Bei Bluetooth-Koppelung mit dem Smartphone kann mit der Uhr auch telefoniert, Musik gestreamt und Nachrichten empfangen werden. Gesteuert wird die Uhr per Touch und die dreh- und drückbare Krone, angepasst wird sie in der eigenen "CMF Watch"-App.
Die CMF Watch Pro 2 ist wasser- und staubdicht (IP68), der Akku soll elf Tage laufen. Ausgepackt, macht die Uhr Eindruck, das Armband nicht. Das Gehäuse besteht in beiden Farben (Hellgrau, Dunkelgrau) aus mattem Aluminium, die Uhr fühlt sich leicht (je nach Modell 44 bis 48 Gramm), aber hochwertig an. Weniger das vegane Leder-Armband (Orange, Blau), das billig und nicht so wirkt, als würde es tägliche Nutzung und Sport gut wegstecken – es gibt aber eine Silikon-Alternative (Hellgrau, Dunkelgrau). Abgeschraubt und getauscht werden kann die runde Lünette, entweder gegen eine andere Farbe (Hellgrau, Dunkelgrau), oder eine flache statt runde Version.
Watch-Display bringt teure Flaggschiffe in Erklärungsnot
So günstig die Uhr ist, so günstig sind auch die Zubehör-Artikel: 19 Euro werden für ein neues Armband in Kombi mit einer zusätzlichen Lünette fällig. Der große, runde Bildschirm gefällt dann gut, für die Preisklasse erwartet man eher schmale Tracker-Displays oder eckige Designs. Bei den Armbändern wiederum darf man dank eines 22-Millimeter-Standardverschlusses auch Bänder anderer Hersteller verwenden – der Tausch funktioniert leicht wie bei der Lünette, Werkzeug braucht es nicht. Das 1,32 Zoll große AMOLED-Display löst scharf mit 466 x 466 Pixel auf, das können teure Flaggschiffe meist nicht besser. Die Bildwiederholrate liegt bei 60 Hertz.
Die Uhr kann durch 5 Leuchtstufen mit bis zu 620 Nits auch bei Sonneneinstrahlung verwendet werden, eine automatische Helligkeitsanpassung und ein optionales Always-On-Display gibt es. Gorilla Glass 5 schützt das Display vor Kratzern, die Touch-Steuerung funktioniert zuverlässig. Insgesamt bringt das Watch-Display teure Flaggschiffe in Erklärungsnot, denn es fällt sehr gut aus. Kritik gibt es allerdings für die Übersichtlichkeit. So sind die durchscrollbaren Funktions-Listen lang ausgefallen und Daten wie die durchgängige Pulsmessung werden als Balken statt mit einem Verlauf dargestellt. Aber: Nothing ist für Updates bekannt, die dürften noch kommen.
Guter Schutz, aber NFC fehlt und Apps sind vorinstalliert
Was dagegen wunderbar klappt, ist die Einblendungen von Nachrichten und Infos in Textform – etwa von WhatsApp-Chats. Die Texte werden nicht abgekürzt und ragen auch nicht über das Display hinaus, das bekommen viele Konkurrenten nicht so gut hin. In Sachen Schutz darf man sich mit der Uhr dank IP68-Zertifizierung auch unter die Dusche stellen, denn sie ist staub- und wasserdicht. Schwimmen weist Nothing nicht als Nutzungsszenario aus, auch eine Schwimm-Aufzeichnung gibt es nicht. Apropos nicht geben: Etwas weh tut das fehlende NFC allen, die gerne mit der Uhr bezahlen würden. Für die Preisklasse ist es ein hinnehmbarer Einschnitt.
Ebenso darf man keine Apps selbst installieren – die Uhr läuft nämlich auf einem Nothing-eigenen Betriebssystem und wird mit der "CMF Watch"-App am Smartphone kontrolliert. Unterstützt werden aber nicht nur Nothing-Handys, sondern auch Apple iPhones ab iOS 13 und Android-Handys ab Version 8.0. Die Kopplung per Bluetooth funktioniert einfach und schnell über die App, anlegen muss man sich allerdings einen Nothing-Account. Für die optimale Nutzung wird dabei Geschlecht, Geburtstag, Größe und Gewicht angegeben. Die Watch selbst wird über den Touchscreen, aber auch die dreh- und drückbare Krone am Gehäuse gesteuert.
Umfassendes Angebot an Designs und Informationen
Die generelle Bedienung ist Smartwatch-typisch: Per Wisch nach unten werden die Schnell-Einstellungen wie Lautlos-Modus und Helligkeits-Stufe aufgerufen. Ein Wisch nach oben zeigt die eingegangenen Benachrichtigungen aus Mails, WhatsApp und Co. an – welche Nachrichten auf der Uhr ankommen sollen, lässt sich für jede Anwendung in der App festlegen. Genauso darf man schnell per vorgefertigten Antworten auf Nachrichten und Anrufe antworten – selbst formulierte Texte darf man neben den Vorlagen in der App speichern. Das ist richtig praktisch, wenn gerade Stress herrscht. Ein Wisch nach links oder rechts führt zu Übersichts-Anzeigen.
Telefon-Kontakte sind dann zu sehen, per Nummernfeld können hier auch direkt Nummern gewählt und angerufen werden, Wetter-Infos und Aktivitätsringe, aber auch Herzfrequenz- und Blutsauerstoffverlauf sowie Schrittzähler und Musik-Steuerung der Uhr gibt es. Wer länger auf den Startbildschirm der Smartwatch tippt, darf aus verschiedenen Watch Faces (Ziffernblatt-Designs) wählen, weitere gibt es zum Laden in der App. Das Angebot ist nicht so riesig wie bei anderen Herstellern, es gibt aber mehrere Dutzend. Schön: Nutzer dürfen in einigen Watch Faces ganz selbst festlegen, an welcher Position welche Informationen eingeblendet werden.
Viele Sportmodi und ein ausdauernder Smartwatch-Akku
Zurück zum Sport: Die aufzeichenbaren Aktivitäten werden aufgerufen, indem man die Krone drückt, dann kann man sich unter dem Punkt "Training" durch eine lange Liste aus Geh-, Walk- und Lauftrainings ebenso wie durch Sportarten wie Radfahren, Yoga, Basketball, Skifahren und mehr scrollen. Ebenso sind im Menü alle Messungen von Gesundheitsdaten und Extras wie die Einbindung eines Sprachassistenten oder die Kamera-Auslösung eines Smartphones zu finden. Beides funktioniert über Bluetooth 5.3 in Verbindung mit dem Handy, ebenso das Streamen von Musik und das Telefonieren. Der Lautsprecher der Uhr klingt flach, ist aber immerhin nutzbar.
GPS ist an Bord und reagiert schnell, bei der Aufzeichnung des Trainings kann das Smartphone auch daheim gelassen werden. Fünf der gängigsten Sportarten erkennt die Uhr automatisch und fragt nach, ob die Aufzeichnung gestartet werden soll – allerdings gibt es keine automatische Pausenerkennung, die Aufzeichnung muss immer selbst gestoppt werden. Die Ergebnisse sind dafür wiederum sehr gut: Die Daten stimmen mit denen einer (rund 300 Euro teuren) Smartwatch-Konkurrentin fast vollkommen überein, zumindest beim Laufen und Gehen, den zwei getesteten Sportarten. Vor dem Training gibt es auf Wunsch animiertes Aufwärmen.
CMF Watch Pro 2 im Test: "Ist der Preis ernst gemeint?"
Neben dem Sport gibt es auch die typischen Messungen im Alltag: Schlaf, Stress, Zyklus, Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung. Knickt da der Akku nicht schnell weg? Nein, auch bei Always-On-Display, aktivierter Dauerüberwachung und zwei bis drei Sportaufzeichnungen pro Woche kommt man mit dem 305-Milliamperestunden-Akku auf fünf Tage, bei automatischer Helligkeits-Regulierung und schneller Abschaltung des Displays geht sich auch mehr als eine Woche aus. Geladen wird die CMF Watch Pro 2 per mitgeliefertem Ladekabel mit proprietären Pins – das wirkt weniger hochwertig als mit einer Ladeschale und dauert rund 80 Minuten.
Das Armband ist billig, NFC fehlt – doch abseits davon überzeugt die CMF Watch Pro 2 auf ganzer Linie und bei dem Gebotenen fragen auch wir uns nach dem Test: "Ist der Preis ernst gemeint?" Die Verarbeitung ist sehr gut, das Display gar grandios. Dazu kommen eine flüssige Bedienung, zuverlässig funktionierende Messungen und eine bewundernswert lange Laufzeit. Die CMF Watch Pro 2 rüttelt den Markt ordentlich durch, und das gleich doppelt: Hersteller teurer Smartwatches kommen durch die günstige Uhr in Erklärungsnot, gleichzeitig zeigt die Uhr aber auch billigen Fitnesstrackern vor, was alles zu einem solch tiefen Preis möglich wäre.
Auf den Punkt gebracht
- Die CMF Watch Pro 2 ist eine preiswerte Smartwatch, die mit hochwertiger Ausstattung und vielseitigen Funktionen überzeugt
- Mit einem Preis von nur 69 Euro bietet sie eine austauschbare Lünette, über 100 individuell gestaltbare Zifferblätter, GPS, Herzfrequenz- und Stressüberwachung, Telefonie, Musik-Streaming und eine lange Akkulaufzeit von bis zu elf Tagen
- Trotz einiger Kritikpunkte wie dem billig wirkenden Armband und dem fehlenden NFC setzt die CMF Watch Pro 2 neue Maßstäbe in ihrer Preisklasse und fordert teurere Smartwatches heraus