Österreich
Clementinum-Skandal: Pfleger müssen vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat Anklage gegen vier ehemalige Mitarbeiter des Pflegeheims Clementinum eingebracht.
Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat nach jahrelangen Ermittlungen um Vorgänge im Pflegeheim Kirchstetten (Bezirk St. Pölten) Anklage gegen vier Beschuldigte eingebracht. Den ehemaligen Pflegekräften wird das Quälen oder Vernachlässigen sowie der sexuelle Missbrauch wehrloser Personen angelastet.
Die vier Beschuldigten waren als Pflegekräfte in Kirchstetten (Bezirk St. Pölten-Land) beschäftigt. Gegen einen Verdächtigen sei das Verfahren eingestellt worden, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Leopold Bien, zur APA. Der Mann sei im Verdacht gestanden, dass "er es verabsäumt hätte" auf die Missstände "zu reagieren". Diese Vermutung habe sich allerdings nicht erhärtet.
Bis zu zehn Jahre Haft
Im Fall einer Verurteilung drohen den Beschuldigten bis zu zehn Jahre Haft. Rechtskräftig ist die über 30 Seiten lange Anklageschrift noch nicht, ein Prozesstermin steht somit noch nicht fest.
Im Zuge der Ermittlungen wurden auch die Leichen ehemaliger Heimbewohner exhumiert. Ein toxikologisches Gutachten ergab bereits im Frühjahr 2019 keine Anzeichen, dass den Patienten systematisch ein Medikament verabreicht wurde, welches den Todeseintritt beschleunigt haben könnte. "Ein Verdacht in Richtung eines Tötungsdelikts hat sich nicht erhärtet", so Bien weiters.
Bereits seit Oktober 2016 wurde gegen die fünf ehemaligen Pflegekräfte des Heims ermittelt. ( "Heute" berichtete).
Eine der Beschuldigten erklärte am Freitag im Gespräch gegenüber "Heute": "Wir haben vor ein paar Tagen Anklage erhalten". Für das Umfeld und die Familie der ehemaligen Pfleger sei die Situation "einfach schlimm". Sie weisen nach wie vor jede Schuld von sich.