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Mutter verzichtete auf "Titanic-Reise" – Sohn (19) star
Shahzada und Suleman Dawood kamen im U-Boot "Titan" ums Leben. Ehefrau und Mutter Christine spricht nun im BBC-Interview erstmals über die Tragödie.
Vor mehr als einer Woche verschwand das Tauchboot "Titan" auf dem Weg zum Wrack der Titanic spurlos. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab. Nach viertägiger Suche herrschte schließlich traurige Gewissheit: Alle fünf Insassen kamen bei der Expedition ums Leben. Die US-Küstenwache teilte mit, dass das Tauchboot in der Nähe des Titanic-Wracks implodiert sei.
Neben dem britischen Milliardär Hamish Harding, dem französischen Titanic-Experten Paul-Henri Nargeolet und Oceangate-CEO Stockton Rush befanden sich auch der pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman an Bord des U-Boots. Dawoods Ehefrau, Christine Dawood, gab nun dem britischen TV-Sender BBC ein herzzerreißendes Interview.
Suleman plante an Bord Guiness-World-Record
Eigentlich hätte die in Rosenheim geborene Deutsche bereits vor einigen Monaten anstelle ihres Sohnes an der Titanic-Expedition teilnehmen sollen. Aufgrund der Covid-Pandemie musste die Reise damals allerdings abgesagt werden. Vor wenigen Tagen verzichtete Dawood auf die Teilnahme an der Expedition, ermöglichte dadurch ihrem Sohn einen Platz im U-Boot. Wie sie im BBC-Interview erklärte, wollte ihr Sohn "unbedingt mitfahren".
Süleman wollte beim Wrack der Titanic einen Guiness-World-Record einstellen. Der 19-Jährige wollte 3.700 Meter unter dem Meeresspiegel einen Rubik's Cube lösen. Laut den Aussagen seiner Mutter soll der Teenager seinen Zauberwürfel überall hin mit genommen haben. "Seine beste Zeit waren zwölf Sekunden", erinnert sich Mutter Christine. Vater Shahzada soll sogar eine Kamera mit an Bord genommen haben, um den Rekord festhalten zu können.
"Beide waren so aufgeregt"
Dawood und ihre 17-jährige Tochter Alina begleiteten Shahzada und Suleman zu ihrer Reise. Wenige Augenblicke bevor das U-Boot ins Wasser gelassen wurde, soll die Familie sich noch umarmt und Scherze gemacht haben. "Beide waren so aufgeregt. Suleman hatte sogar vor zwei Jahren eine Titanic aus Lego mit zehntausend Teilen zusammengebaut. Er liebte das. Ich habe mich wirklich für die beiden gefreut, sie wollten das schon sehr lange tun", schildert die gebürtige Deutsche im BBC-Interview.
Eine Stunde und 45 Minuten nach dem Unglück soll ein Crew-Mitglied unter Deck des Mutterschiffs gekommen sein. "Wir haben die Verbindung verloren", erklärte der Mann gegenüber Christine und ihrer Tochter Alina. "Wir warteten einfach. Alles sagten: ‚Ach, das ist nicht so ungewöhnlich. Sie kommen schon hoch.‘ Aber dann wurde klarer, dass sie nicht hochkommen", erzählt die 46-Jährige unter Tränen.
"Hoffnung war das Einzige, was uns noch hochhielt"
Als das Tauchschiff nach zehn Stunden nicht an die Wasseroberfläche zurückkehrte, soll Panik ausgebrochen sein. Christine und ihre Tochter gaben die Hoffnung zunächst allerdings nicht auf: "Das war das Einzige, was uns noch hochhielt. Die Hoffnung.“
Nach Ablauf der 96-Stunden-Marke war Christine Dawood allerdings auf das Schlimmste vorbereitet. "Ich verlor nach der 96-Stunden-Marke die Hoffnung. Ich versuchte so sehr, meiner Tochter das nicht zu zeigen und mir nichts anmerken zu lassen", schildert sie im Interview. Ihre Tochter gab die Hoffnung erst auf, als die Küstenwache mitteilte, dass Wrackteile des U-Bootes gefunden wurden.
Mutter und Tochter spenden sich Trost
Der Tod von Shahzada und Suleman gehen Mutter und Tochter sehr nahe. "Wir sprechen viel. Das war schon immer so. Es ist eine gleichwertige Beziehung", spenden sich Alina und Christine weiterhin Trost.
Beide möchten nun das Lebenswerk der beiden Verstorbenen weiterführen. "Wir wollen, dass man sich an die beiden erinnert. Alina und ich werden den Zauberwürfel angehen, weil wir das nicht können. Wir wollen das für Suleman lernen. Suleman liebte Spielfilme. Und wir werden uns hinsetzen und jeden einzelnen von seinen Lieblingsfilmen schauen. Jeden einzelnen. Ich vermisse sie. Ich vermisse sie so, so sehr", erklärt Mutter Christine unter Tränen.