Ukraine

Cherson: Hunderte Ukrainer wie vom Erdboden verschluckt

Nach der Besetzung der Region Cherson sollen Hunderte Ukrainer spurlos verschwunden sein. Außerdem soll Russland eine weitere Mobilisierung planen.

Menschen in Cherson warten verzweifelt auf humanitäre Hilfe.
Menschen in Cherson warten verzweifelt auf humanitäre Hilfe.
REUTERS

Während der russischen Besatzung der südukrainischen Stadt Cherson sind Hunderte Ukrainer festgenommen worden und viele von ihnen verschwunden. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie der US-Universität Yale hervor.

Die Forschungsgruppe Conflict Observatory, deren Arbeit vom US-Außenministerium unterstützt wird, zählte 226 rechtswidrige Festnahmen und Fälle gewaltsamen Verschwindenlassens. Etwa ein Viertel der Menschen wurde mutmaßlich gefoltert, vier von ihnen starben in Gefangenschaft.

Viele Vermisste

Hinter den meisten Fällen steckten dem Bericht zufolge das russische Militär und der russische Geheimdienst FSB. Bei den Betroffenen handelte es sich demnach um Männer im wehrfähigen Alter, darunter Beamte, Lehrer, Strafverfolgungsbeamte und Journalisten.

Zudem werden Quellen zitiert, wonach die russischen Besatzer nach der Einnahme von Cherson im März mit Listen von Namen und Autokennzeichen Menschen ins Visier nahmen, von denen sie glaubten, dass sie sich ihnen widersetzen könnten.

Einige der Festgenommenen seien zwar freigelassen worden, viele weitere würden jedoch weiterhin festgehalten oder vermisst, seit sich die russischen Streitkräfte am 11. November aus Cherson zurückgezogen haben.

Russland soll weiter mobilisieren

Russland soll außerdem weitere verdeckte Mobilisierungsmaßnahmen planen, noch während der Einberufungszyklus für den Herbst laufe, wie die renommierte US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) berichtet.

Dadurch würde nach Ansicht des ISW der ohnehin schon überlastete russische Truppengenerierungsapparat weiter überflutet, was sich nachteilig auf die Entwicklung der mobilisierten und einberufenen Soldaten auswirken werde.

In russischen Telegram-Kanälen sei am 18. November aktiv über Anzeichen diskutiert worden, dass der Kreml eine zweite Mobilisierungswelle vorbereite. Dabei wird ein Bild einer Einberufungsvorladung geteilt, die ein Bürger aus St. Petersburg erhalten haben soll. Der Mann sei darin angeblich aufgefordert worden, im Januar 2023 zur Mobilisierung zu erscheinen, obwohl der russische Präsident Wladimir Putin am 31. Oktober das formelle Ende der Teilmobilisierung verkündet hatte.

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