Wien

Chaos am Donaukanal – Klima-Kleber schlagen wieder zu

Nachdem es bereits am ersten Tag der Aktionswochen zu unschönen Zwischenfällen kam, legen die Klima-Kleber am Mittwoch abermals Wien lahm.

Leo Stempfl
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    Tag 2 startete mit einer Blockade von Ring, Aspernbrücke und Donaustraße.
    Tag 2 startete mit einer Blockade von Ring, Aspernbrücke und Donaustraße.
    Denise Auer

    Bis zu vier Wochen lang wollen die Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" nun Wien Tag für Tag lahmlegen. Die Polizei warnte vor massiven Behinderungen und wies darauf hin, dass sich entnervte Autofahrer mit Selbstjustiz in der Regel selbst strafbar machen.

    Am Dienstag kam es pünktlich um 8 Uhr zu ersten Blockaden des Rings zwischen Oper und Parlament sowie einer Gürtel-Sperre in Währing. ÖVP und FPÖ forderten als sofortige Reaktion härtere Strafen. 15 der Aktivisten wurden tatsächlich vorübergehend festgenommen und saßen im Polizeianhaltezentrum – von wo sie in der Regel aber rasch wieder freigelassen werden, da sie nur Verwaltungsstrafen begangen haben.

    Es kam auch bereits zu einem unschönen Zwischenfall: Ein SUV-Lenker versuchte, die Klima-Kleber zu überfahren, obwohl bereits Polizisten direkt neben seinem Auto standen und ihn zum Anhalten aufgefordert haben. Trotzdem stieg er noch einmal auf's Gas. "Sans deppert", brüllte ihm daraufhin ein Polizist zu, der auch auf dessen Motorhaube schlug.

    Aspernbrücke blockiert

    Nichtsdestotrotz ging es am Mittwoch mit den Klebe-Aktionen weiter. Diesmal blockieren sie den Bereich um die Urania, heißt: Aspernbrücke, Ring, Donaustraße – überall staut es jetzt. Einzelne LKW und Kastenwägen weichen mit gefährlichen Manövern über Fuß- und Radweg aus.

    Auch an der Friedensbrüche hat sich ein Klebe-Trupp in Stellung gebracht. An diesem Tag bekommen die Aktivisten von Ärzten Unterstützung. "Die Klimakatstrophe bedroht die Gesundheit aller Menschen. Wir müssen dringend handeln", heißt es in einem Posting.

    Die Polizei ist vor Ort und bemüht, die temporären Verkehrssperren so schnell wie möglich wieder aufheben zu können.

    "Heute" ist vor Ort:

    Auch Arzt klebt

    "Die empörten Bürger:innen greifen zu diesem drastischen Mittel, weil sie nicht nachvollziehen können, warum die allereinfachsten, billigsten Schutzmaßnahmen wie Tempo 100 auf der Autobahn immer noch nicht umgesetzt sind", heißt es in einer dazugehörigen Aussendung. 

    "Wir alle wollen eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder. Und das ist möglich! Echter Klimaschutz muss heute beginnen, denn was wir heute tun, hat Einfluss auf die Zukunft. Ich will mit friedlichem zivilen Widerstand meine Mitmenschen aufrütteln, während unsere Regierung sich mit Scheinklimaschutz aufhält, die versprochenen Klimaziele verfehlt und wertvolle Zeit verplempert", wird darin etwa die fünffache Mutter und Oma Isabelle Stöger (61) zitiert, die Teil des Protests ist.

    Fach- und Notarzt Manfred Stöger (69) sieht es ähnlich: "Die Lösungen liegen auf dem Tisch und wir haben die Technik, um sie umzusetzen. Was fehlt, ist der politische Wille. Wir müssen unsere Emissionen jedes Jahr um sieben Prozent senken. Aktuell schaffen wir nur ein Zehntel davon. Das ist ein Armutszeugnis! Wir alle, aber vor allem unser Kanzler Karl Nehammer und die Regierenden müssen endlich ihrer Verpflichtung nachkommen und beginnen, meine Kinder und die Bevölkerung vor drohenden Klimakatastrophen zu schützen."

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