Italienische Journalistin

Cecilia Sala im Mullah-Knast: "Muss auf Boden schlafen"

Seit knapp zwei Wochen sitzt die 29-jährige Reporterin im berüchtigten Evin-Gefängnis im Iran. Nun durfte sie das erste Mal telefonieren.

Cecilia Sala im Mullah-Knast: "Muss auf Boden schlafen"
Die italienische Journalistin wurde in Teheran verhaftet.
IMAGO/Independent Photo Agency Int.

Kein Bett, geschweige denn eine Matratze – nur eine einzige Decke soll die italienische Journalistin Cecilia Sala in ihrer Zelle im iranischen Evin-Gefängnis haben. Auf dieser müsse die 29-Jährige seit zwölf Nächten schlafen, zum Zudecken bliebe ihr nichts. Zusätzlich brenne 24 Stunden am Tag das Neonlicht von der Decke.

Seit dem 27. Dezember, dem Tag an dem sie die italienische Botschafterin Paola Amedei besuchte, hat sie außerdem keine Menschenseele mehr gesehen. Nicht einmal die Wärter des berüchtigten Gefängnisses, denn die schieben ihr das Essen, das hauptsächlich aus Datteln besteht, durch eine Luke in der Tür. All das berichtet Sala am vergangenen Mittwoch am Telefon ihren Eltern und ihrem Freund Daniela Raineri. Das Update über Salas Haftbedingungen findet sich im "Corriere della Sera".

Das Care-Paket kam nie an

Entgegen den Berichten aufseiten des Irans hat Sala auch das Paket, das ihre Familie ihr geschickt hatte, nicht erhalten. Der Panettone, die Schokolade, Bücher und die Schlafmaske – all das sei bisher nicht bei ihr angekommen. Stattdessen habe man ihr sogar die Brille weggenommen. "Beeilt euch", wiederholte sie am Telefon gegenüber ihren Eltern mehrfach.

Die katastrophalen Haftbedingungen, die laut Sala im Gefängnis vorherrschen, stehen Aussagen der iranischen Autoritäten entgegen, die behaupten, man würde die italienische Journalistin mit "Würde" behandeln. In Einzelhaft habe man sie deswegen gesperrt, um ihr die größtmögliche Sicherheit zu gewähren.

Motive für Verhaftung Salas unklar

Warum Sala überhaupt inhaftiert wurde, ist nicht klar. Laut der iranischen Regierung habe sie gegen das Mediengesetz verstoßen, weiter spezifiziert wurde dies allerdings nicht. Sala war am 12. Dezember mit einem offiziellen Visum in den Iran eingereist und berichtete in ihrem Podcast über Interviews mit verschiedenen Personen, darunter Hossein Kanaani, einem Mitbegründer der iranischen Revolutionsgarden. Ihre Berichte enthielten aber keine regimekritischen oder geheimen Informationen.

Der wahre Grund für die Festnahme wird in einem möglichen Vergeltungsschlag des Irans gegen die USA vermutet. Einen Tag vor Salas Verhaftung wurde am Flughafen Mailand-Malpensa Mohammad A., ein iranischer Techniker, festgenommen. Er absolvierte ein Postdoktorat an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und gründete 2019 das Start-up Illumove SA, das im Innovationspark der EPFL angesiedelt ist.

Mögliche Verbindung zur Inhaftierung von Mohammad A.?

Laut US-Ermittlungen nutzte er dieses Unternehmen, um Technologien für iranische Drohnenprogramme zu beschaffen und so internationale Sanktionen zu umgehen. Obwohl Illumove offiziell keine Aktivitäten auf dem Campus ausübt, deutet die Adresse im Innovationspark darauf hin, dass die Firma als Tarnung für illegale Exporte diente, wie RSI berichtet. Die EPFL habe A.s Tätigkeit seit 2019 beendet, der Fall werfe jedoch ein kritisches Licht auf mögliche Spionage- und Missbrauchsgefahren in der Schweizer Hochschullandschaft.

Ob die Verhaftung Salas in direktem Zusammenhang mit der Festnahme von A. steht, sei unklar. Der Iran habe jedoch bereits gegen die Festnahme protestiert.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die italienische Journalistin Cecilia Sala sitzt seit knapp zwei Wochen im berüchtigten Evin-Gefängnis im Iran unter katastrophalen Bedingungen, ohne Bett und unter ständigem Neonlicht.
    • Die Gründe für ihre Inhaftierung sind unklar, es wird jedoch vermutet, dass sie möglicherweise als Vergeltung für die Festnahme eines iranischen Technikers in Italien festgehalten wird.
    DM, 20 Minuten
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