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Catan im Test: Auf dem Brett einfach viel besser

Der Brettspielklassiker Catan ist nun auf der Nintendo Switch erschienen. Es mag digital seinen Reiz haben, unterliegt aber der analogen Fassung.

Heute Redaktion
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Wer auch nur einmal in seinem oder ihrem Leben ein Brettspiel gespielt hat, bei dem ist die Chance groß, dass es sich dabei um "Die Siedler von Catan" gehandelt hat. Auch den meisten Menschen, die mit Brettspielen so gar nichts am Hut haben, ist die 1995 entstandene Spiellegende ein Begriff. So war es nur eine Frage der Zeit, bis das analoge Brettspiel ein digitales Pendant auf der Nintendo Switch bekam.

Das Spielprinzip des später nur "Catan" genannten Games ist analog wie digital simpel. Das Spielfeld ist die fiktive Insel Catan, auf der die Spieler auf sechseckigen Feldern Siedlungen und Straßen bauen können. Durch diese kommt man zu Rohstoffeinnahmen und Siegpunkten, mit denen man weitere Bauten errichten und das Spiel schließlich gewinnen kann, wenn man eine gewisse Anzahl an Siegpunkten eingeheimst hat.

Catan hob von anderen Brettspielen vor allem der kooperative Aspekt ab. Statt nur gegeneinander zu spielen, können und müssen Spieler hier mit ihren Rohstoffen handeln und sich so in gewissem Maße gegenseitig unterstützen. Ebenso innovativ war das Spielgefühl: Durch die von den Spielern zu bauende Insel glich beinahe kein Spiel dem nächsten und bot immer neue Gegebenheiten und Chancen.

Nicht der erste Versuch

In digitaler Spielform wurde Catan schon öfters umgesetzt, offiziell und inoffiziell, wobei alle zwar viele Spieler anhäufen konnten, sie bei den Game-Bewertungen aber Mittelmaß blieben. Asmodee Digital, bereits geübt in digitalen Brettspiel-Umsetzungen, zeichnet nun für den neuesten Ableger mit dem simplen Titel "Catan" auf Nintendos Hybridkonsole Switch verantwortlich.

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Im Kern bietet Catan eine Kampagne, bei der der Spieler gegen zwei oder drei vom Computer gesteuerte Gegner um die Vorherrschaft auf Catan antritt. Die Kampagne läuft dabei in mehreren "Szenarien" ab, also verschiedenen Inselstrukturen, die der Reihe nach gespielt werden sollen. Der zweite Modus lässt die Szenarien einfach selbst auswählen und mit allen freigeschalteten Inhalten spielen. Ebenfalls spielbar ist zudem die Erweiterung "Die Seefahrer", die Meeresausflüge und damit regeren Rohstoffhandel ins Spiel bringt.

Computergegner lahmen

Catan hat zwei riesige Nachteile in der Switch-Fassung, die beide mit den Gegnern zu tun haben. Einerseits geht das Gruppen-Gefühl am realen Spieltisch verloren, bei dem die Inselkarte erst aufgebaut und dann neben den Zügen ausgiebig miteinander gescherzt und geredet wird. Andererseits lahmen die Computergegner besonders dann, wenn es ums Handeln geht. Kurz gesagt: Egal was man an Rohstoffen anbietet, der Gegner will so gut wie nie etwas tauschen, auch wenn er die Stoffe eigentlich brauchen müsste.

Andere Aspekte der analogen Version wurden da besser digital adaptiert. Der Inselaufbau geht im Schnelldurchgang, auch die ersten Felder sind schnell und übersichtlich gelegt und so gut wie alle Aktionen und Spielzüge sind selbsterklärend, was vor allem Einsteigern auf die Sprünge hilft. Bis auf das Handelssystem sind auch die Rohstoff-Vorräte übersichtlich und man bekommt angezeigt, welcher Spieler welche Mengen ablegen muss. So gesehen gibt es sogar Pluspunkte gegenüber dem analogen Original.

Schweigen als Spielverderber

Grafisch kann man Catan nichts vorwerfen, sämtliche Elemente des Spiels sind schön, kontrastreich und vor allem übersichtlich umgesetzt. Auch das Gameplay funktioniert flüssig und simpel. Zum Spielverderber wird allerdings das Schweigen, das sich im Spiel mit den Computergegnern ausbreitet. Hier gibt es keine Fragen, keine Dialoge – und die gelegentlichen Textfenster klickt man schneller weg, als man sie gelesen hat. Schade, hier ist Catan meilenweit vom Original entfernt.

Wer sich nicht mit Computergegnern duellieren will, kann sich menschliche Mitspieler im Online-Multiplayer holen, was das Spiel etwas aufwertet. Die große Frage ist aber, warum das Spiel keinen lokalen Mehrspielermodus erlaubt, der ein wirkliches Highlight des Games wäre. So ist die Switch-Fassung von Catan nur zweite Wahl – wer Catan das erste Mal erleben will, sollte dies mit dem analogen Brettspiel machen. (rfi)