Große Pläne in Wien

Caps-Boss Reiss: "Dann rief ich den Netflix-Star an"

Martin Reiss will mit den spusu Vienna Capitals neue Maßstäbe im Eishockey setzen. Der neue Klubboss gibt "Heute" Einblicke in seine Pläne.

Martin Huber
Caps-Boss Reiss: "Dann rief ich den Netflix-Star an"
Capitals-Präsident Reiss: "Dann steigen wir aus."
GEPA

"Wien ist speziell", sagt Neo-Capitals-Präsident Martin Reiss zu "Heute". "Mein Problem ist, dass ich sehr direkt bin."

Das bekam die heimische Eishockey-Liga bereits bei seiner Präsentation als Nachfolger von Hans Schmid zu spüren. "Die Vermarktung ist inexistent", stellte Reiss im Juni klar. "Wenn ich mir die Zahlen ansehe, dann muss ich annehmen, dass das jemand nicht kann."

Seitdem gab es zwei Treffen mit der Liga erzählt Reiss im Wiener Hotel Ritz-Carlton, das nächste steigt bereits diesen Mittwoch.

"Wir sind am richtigen Weg. Ich will mit meinem Wissen und meinen Jungs helfen. Wir haben das auch im deutschen Handball, das vor zehn Jahren am Boden war, geschafft." Falls die Annäherung nicht gelingt? "Dann steigen wir aus."

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    Trevor Cheek serviert Schnitzel mit Blick auf den Stephansdom. 
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    Helmut Graf

    Marlboro und EM-Finale 1996

    Reiss ist ein Mann der klaren Worte. Seit 40 Jahren ist er im internationalen Sportmanagement tätig. Er war dafür verantwortlich, dass Ski-Ikone Marc Girardelli in den 80er-Jahren Marlboro als Sponsor hatte und zum Topverdiener aufstieg. Später war er in der Formel 1 engagiert, ist ein Kumpel von Bernie Ecclestone, hatte die Piloten Kevin Magnussen und Romain Grosjean unter Vertrag. Im Fußball leitete er die Klubs Slavia Prag und Queens Park Rangers.

    "Im EM-Finale 1996 spielten sechs Spieler von Slavia für Tschechien gegen Deutschland", erinnert er sich. "Die konnten wir dann um viel Geld verkaufen. Zuvor haben wir drei Meistertitel gefeiert."

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      Rotter: "Kaisermühlen ist ein kleines Dorf. Ich liebe es."
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      Helmut Graf

      "Wir wollen nationale Maßstäbe setzen"

      Jetzt greift er bei den Vienna Capitals an. Ihm ist wichtig zu sagen, dass all das ohne Hans Schmid nicht möglich wäre. "Wir wollen sein Werk fortführen", sagt er. "Mein Ziel ist es, internationales Format reinzubringen. Wir wollen ein Klub werden, der das Niveau hat, um nationale Maßstäbe zu setzen. Und wir wollen die Marke Vienna Capitals auch im Ausland positionieren." Nachsatz: "Das dauert ein, zwei Jahre."

      Sportlich will man am Eis mittelfristig um das Finale mitspielen. Das Budget für die Mannschaft wurde um 15 Prozent erhöht.

      Zwei bis drei Stunden arbeitet Reiss pro Tag für die Caps. Viel mehr als er ursprünglich in seinem dichten Terminplan dafür vorgesehen hatte. "Ich mache nur mehr das, was mir Spaß macht", stellt er klar.

      Die Caps machen ihm Spaß. Am Freitag war er beim Teamabend der Spieler in Zell am See dabei, lud alle zum Essen ein. "Ich habe selten so eine gute Stimmung wie unter den Spielern gesehen. Das stimmt mich positiv für die Saison."

      Dann erzählt Reiss eine Anekdote. "Ich bin bin mit Günther Steiner aus der Formel 1 gut befreundet. Meine Spieler kennen ihn als Kult-Teamchef von Netflix. Da habe ich gesagt: ,Dann rufen wir den Netflix-Star eben an.‘ Günther hat mit den Spielern geplaudert. Da haben sie geschaut. Vielleicht besucht er uns einmal in Wien."

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        Eishockey-Crack Rotter mit Herzblatt Rebecca 
        Eishockey-Crack Rotter mit Herzblatt Rebecca
        zVg

        20 neue Partner in sechs Monaten

        Reiss selbst verbringt im Schnitt zwei Tage in Wien. In den nächsten Tagen fliegt er nach Paris, dann geht es weiter nach Singapur. Er lebt mit seiner ungarischen Frau gleich hinter der ungarischen Grenze in der Nähe von Oberpullendorf.

        Mit dem Caps-Vorstand ist der 68-Jährige in ständigem Austausch. Das Team rund um die Geschäftsführer Patrick Wondra und Lukas Garhofer hat mehr als 20 neue Partner in den letzten sechs Monaten aufgestellt.

        Darunter auch internationale Player wie Acer oder DHL. Zudem vertieft Wien Energie sein Engagement für die nächsten zwei Jahre.

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        Neue Akademie, alte Sorgen

        Geplant hat Reiss eine Vienna Capitals Hockey Academy. Die "Pho3nix Foundation" soll dabei helfen, dass Kinder leichter Zugang zum Eishockey bekommen. "Wir wollen die Ausrüstung zur Verfügung stellen, Trainingslager organisieren. In drei Jahren soll das Projekt auf ganz Österreich ausgeweitet werden."

        Bauchweh macht vor dem Saisonstart am 20. September gegen Graz die "Steffl Arena". Die Generalsanierung findet nach dieser Saison statt. Alle hoffen, dass die Kühlanlage nicht den Geist aufgibt. Einen Plan B gibt es nicht.

        Der Temperatursturz in Wien am Montag kam gerade rechtzeitig. Ab 15 Uhr war das Eis in den letzten Wochen zu sehr Schwimmbad, um 100-Kilo-Muskelpakete gegeneinander Eishockey spielen zu lassen.

        Auf den Punkt gebracht

        • Martin Reiss, der neue Präsident der spusu Vienna Capitals, hat große Pläne, um den Eishockey-Club auf ein neues Niveau zu heben und nationale Maßstäbe zu setzen
        • Er betont die Bedeutung der Fortführung des Werks seines Vorgängers Hans Schmid und plant, die Marke Vienna Capitals auch international zu positionieren, während er gleichzeitig eine neue Hockey-Akademie ins Leben rufen will, um den Nachwuchs zu fördern
        mh
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