Wien

Bussi, Bussi bei Auszeichung für Jean-Claude Juncker

Der frühere Präsident der EU-Kommission Jean-Claude Juncker erhielt heute das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

Louis Kraft
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    Schau, Heinz, der Juncker: Stadtchef Michael Ludwig und Ex-Bundespräsident Heinz Fischer vor der Ehrung für Ex-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
    Schau, Heinz, der Juncker: Stadtchef Michael Ludwig und Ex-Bundespräsident Heinz Fischer vor der Ehrung für Ex-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
    Helmut Graf

    Das Bussi und die Umarmungen waren während seiner Amtszeit so etwas wie ein Markenzeichen. Heute, Dienstag, wurde der Ex-Kommissionspräsident und langjährige Regierungschef des Großherzogtums Luxemburg Jean-Claude Juncker im Wiener Rathaus (City) mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern ausgezeichnet. Es ist die zweite Auszeichnung, die Juncker in Österreich erhielt: 2010 bekam er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

    Ludwig lobte Juncker als "großen Freund Wiens"

    Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hob in seiner Rede anlässlich der Ehrung "eines großen Europäers, aber auch eines großen Freundes der Stadt Wien" die Leistungen Junckers hervor: Als Vorsitzender der Euro-Gruppe und als Kommissionspräsident hätte Juncker die EU in Zeiten der Finanzkrise, über den Brexit bis hin zum Handelsstreit mit Donald Trump durch besonders turbulente und herausfordernde Zeiten geführt: "Jean-Claude Juncker war und ist ein großer Freund Österreichs und Wiens. Er hat sich schon während des österreichischen EU-Beitritts stark engagiert. Er ist persönlich nach Österreich gekommen, um Skepsis und Sorgen zu zerstreuen", betonte Ludwig. Juncker habe das europäische Projekt stets als ein Friedensprojekt begriffen – als Antithese zu Nationalismus, Diktaturen, Holocaust und Krieg in Europa im 20. Jahrhundert, sagte der Bürgermeister.

    Auch Bundespräsident a.D. Heinz Fischer ehrte Juncker als "großen Europäer, ein Politiker mit Charakter, klarer Haltung und Weltanschauung". In den 1990er-Jahren verhandelte er als Vorsitzender des Rates der Finanz- und Wirtschaftsminister der Europäischen Gemeinschaft den Maastrichter Vertrag mit und trieb die Umgestaltung der EG zur Europäischen Union voran. Als Kommissions-Chef ab 2014 verfolgte er eine nachhaltige Wirtschaftspolitik und setzte sich für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und die Forderung nach einem Mindestlohn in allen EU-Mitgliedsstaaten ein. 

    Kleine EU-Länder als "Flöhe" im Pelz der Löwen

    Juncker selbst bedankte augenzwinkernd für die lobenden Worte: Es sei "ein genussvolles Ereignis" solchen Reden zu lauschen, auch wenn es sich ein bisschen anfühle wie ein verfrühter Nachruf, scherzte Juncker. Er appellierte an den Zusammenhalt in Europa, insbesondere unter kleinen Ländern. Diese könnten durchaus auch selbstbewusster gegenüber größeren EU-Mitgliedern auftreten, denn: "Ein kleiner Floh kann einen Löwen zum Wahnsinn treiben, umgekehrt ist das nicht so einfach möglich."

    Juncker warnte zudem vor dem wachsenden Einfluss von Populisten und Nationalisten: "Populisten und extreme Rechte sind eine Gefahr für Europa, der man sich entschieden entgegenstellen muss". In Europa müssten Rechtsnormen gelten, nicht das Recht des Stärkeren – andernfalls seien die kleinen Staaten die Verlierer, sagte Juncker. Auch für die österreichische Innenpolitik hatte Juncker mahnende Worte parat – insbesondere zu den publik gewordenen Chats des zurückgetretenen Bundeskanzlers. Er kritisierte die Art, Politik zu machen, die aus den Chats herauszulesen sei. Die internationale Reputation Österreichs stehe auf dem Spiel – Europa brauche Österreich und umgekehrt, mahnte Juncker.

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