Österreich
Busen von Kurz-Freundin, das ist witz- und geschmacklos
Geilig statt heilig: Das Cover der "Best of Böse"-Beilage des "Falter" enthüllt: Sexismus ist überall. Ein Kommentar zur Twitter-Kreuzigung.
Kaum etwas vermag die Gemüter so zu erhitzen, wie die nackte Brust einer Mutter. Wer jemals sein Baby in der Öffentlichkeit gestillt hat, weiß, dass das nicht für jeden Menschen das Natürlichste der Welt ist. Die Wahrheit, die uns Frauen immer wieder schmerzhaft ans Herz geht: Unser Busen gehört nicht uns.
Das muss jetzt auch Jung-Mutter Susanne Thier am eigenen, entblößten Leib erfahren. Die Lebensgefährtin von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde auf dem Cover der aktuellen "Best of Böse"-Beilage des "Falter" als barbusige, überschminkte Mutter Maria dargestellt. Sie hält Baby Konstantin wie das Jesuskind in Händen, während sie sich beherzt an den Busen fasst – Nippel-Blitzer inklusive. Der Altkanzler zieht sie als bärtiger Josef dabei geifernd mit den Augen aus.
Geilig statt heilig
Nun, es wäre den Neo-Eltern natürlich zu wünschen, dass sie trotz Kleinkind noch Zeit für Zweisamkeit finden, doch nicht einmal die ist ihnen auf dem Titelbild gegönnt. Bei ihrer (un-)heiligen Begegnung, die auf dem Barock-Gemälde "The Holy Family with Shepherds" von Jacob Jordaens basieren soll, dürfen Speed-Kanzler Alexander Schallenberg und FPÖ-Chef Herbert Kickl nämlich auch zusehen. Die Fotomontage trägt den Titel "Geilzeit" und führt ihre plakative Provokation mit der Schlagzeile "Die Liebe Familie" fort. Geilig statt heilig: Das Brachial-Krippenspiel wurde scheinbar nur für eine Kreuzigung auf Twitter gezimmert, die natürlich nicht lange auf sich warten ließ.
Satire darf nicht brav und gefällig sein. Aber muss sie deshalb gleich grob sexistisch ausfallen? Und was kann Susanne Thier für den Sündenfall ihres Langzeit-Freundes? Sie war die Frau an der Seite eines Politikers, hatte aber selbst kein Amt inne. Jetzt ist sie eine Mutter im Wochenbett und damit noch weniger Person des öffentlichen Interesses. Die Frau eines vormals Mächtigen in dieser Lebensphase zu entblößen, ist witz- und geschmacklos. Diese Art der Enthüllungs-Story ist dem seriösen Wochen-Magazin nicht würdig, das sonst keine Bettdecken, sondern handfeste Skandale aufdeckt. Um den Nippel aus der Lasche zu ziehen: Für dieses Nackt-Cover braucht der "Falter" keine stolzgeschwellte Brust zu bekommen.