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"Bunga-Bunga" – so skandalös war Berlusconis Leben

Silvio Berlusconi prägte Italien als Premier über Jahrzehnte. Doch auch mit seinen berüchtigten "Bunga-Bunga"-Sexpartys machte er Schlagzeilen.

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    Wie mehrere italienische Zeitungen übereinstimmend berichten, ist der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Alter von 86 Jahren gestorben.
    Wie mehrere italienische Zeitungen übereinstimmend berichten, ist der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Alter von 86 Jahren gestorben.
    laPresse / EXPA / picturedesk.com

    Der frühere italienische Ministerpräsident Berlusconi ist tot. Der Politiker und Medienunternehmer starb am Montag im Alter von 86 Jahren. Nebst seiner politischen Laufbahn machte der selbsternannte "Jesus Christus der Politik" besonders wegen seiner Affären und sogenannter "Bunga-Bunga-Partys" von sich reden.

    Wegen Letzterer musste sich der "Cavaliere" wegen Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauchs in einem langjährigen Prozess vor Gericht verantworten. Im März 2015 wurde er freigesprochen.

    Im Zentrum des Verfahrens stand die marokkanische Escort-Dame Karima el Mahroug – besser bekannt als "Ruby Rubacuori" (Ruby Herzensbrecherin). Diese war in Folge des Skandals dann sogar Richard Lugners Stargast beim Opernball 2011

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      Ruby Rubacuori (Karima el Mahroug) als Stargast von Richard Lugner am Opernball 2011.
      Ruby Rubacuori (Karima el Mahroug) als Stargast von Richard Lugner am Opernball 2011.
      STARPIX / picturedesk.com

      Erst im Februar dieses Jahres hat die 30-Jährige ihre Biografie veröffentlicht, worin sie ihre Erfahrungen mit dem einstigen Ministerpräsidenten Italiens schildert. Demnach kam sie im Alter von gerade einmal 17 Jahren zum ersten Mal in Berlusconis Villa Arcore nahe Mailand, um dort als Bauchtänzerin aufzutreten.

      Ihm habe sie damals angegeben, bereits 24 Jahre alt und die Tochter einer ägyptischen Mutter und eines brasilianischen Vaters zu sein.

      "Normale Dinnerpartys"

      Berlusconi war dieser Tage gut mit dem libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi († 2011) befreundet. Von ihm hatte er einst ein wertvolles Kostüm erhalten, das er seinerseits nun der Tänzerin schenkte. Honoriert wurden ihre Auftritte mit 2.000 bis 3.000 Euro, die sie bei jedem Besuch in bar in einem Umschlag überreicht erhielt.

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        Silvio Berlusconi ist laut seinem Anwalt erleichtert über den Freispruch: Italiens ehemaliger Regierungschef verlässt das Spital – er war letztes Jahr an Corona erkrankt. (Archivbild)
        Silvio Berlusconi ist laut seinem Anwalt erleichtert über den Freispruch: Italiens ehemaliger Regierungschef verlässt das Spital – er war letztes Jahr an Corona erkrankt. (Archivbild)
        AFP

        Die Marokkanerin gab an, dass 20 Frauen für Berlusconi gestrippt hätten und zwar in allen möglichen Aufmachungen: mal als sexy Krankenschwester, als Staatsanwältin Ilda Boccassini oder als Barack Obama verkleidet. Sie hätten sich um eine Tanzstange bewegt und sich auf verführerische Weise dem sitzenden Staatsmann genähert. Körperliche Kontakte habe sie allerdings nie beobachtet, wie sie 2013 vor Gericht erklärte.

        Der konservative Politiker bezeichnete die Vergnügungsevents, die sich im Jahr 2010 abspielten, als "normale Dinnerpartys", bei denen es auch "Burlesque-Wettbewerbe" gegeben habe. Laut Ruby soll sogar die frühere Zahnpflegerin Nicole Minetti regelmäßig dabei gewesen sein und mindestens einmal als Nonne verkleidet für den Politiker gestrippt haben. Minetti lernte den Politiker kennen, als er in ein Spital eingeliefert wurde, nachdem ihm ein Mann eine Miniatur des Mailänder Doms ins Gesicht geschlagen hatte.

        Nicole Minetti vor einer Zeugenaussage vor einem Mailänder Gericht am 7. Juni 2013.
        Nicole Minetti vor einer Zeugenaussage vor einem Mailänder Gericht am 7. Juni 2013.
        STEFANO PORTA / EPA / picturedesk.com

        Vom Unterwäschemodel zur Ministerin

        Sie sei damals zu ihm gegangen und habe "Hallo" gesagt, erzählt sie später. Daraufhin lud er sie zum Essen ein. Bereits im Februar 2010 setzte Berlusconi Minetti auf die Liste seiner Partei "Volk der Freiheit" für die Regionalwahlen in der Lombardei. Im April wurde sie dann Abgeordnete. Mit ihrem rasanten Aufstieg in die Politik war sie nicht die Einzige: Auch das frühere Unterwäschemodel Mara Carfagna lernte Berlusconi kennen, der sie rasch zur Ministerin für Gleichberechtigung bestimmte.

        Nicole Minetti wurde ihre steile Karriere jedoch zum Verhängnis. Laut "Spiegel" soll sie Berlusconi für die sogenannten "Bunga-Bunga"-Abende Mädchen und Frauen zugeführt und sogar entschieden haben, wer übernachten durfte. Die Politikerin wurde anschließend mit Berlusconi im Ruby-Prozess angeklagt.