Politik

Bundesheer versenkte mit IT-System fast 15 Mio. Euro

Eine SAP-Komponente für Sicherheitskräfte sollte dem Heer die Planung von Einsätzen erleichtern, trat trotz hoher Kosten aber nie in Kraft.

Clemens Pilz
Die Beschaffung eines IT-Systems wurde fürs Bundesheer äußerst teuer.
Die Beschaffung eines IT-Systems wurde fürs Bundesheer äußerst teuer.
"Heute"

Produkte des deutschen Softwarekonzerns SAP werden rund um den Erdball verwendet, die Komponente "Defense Forces & Public Security" richtet sich explizit an Sicherheitskräfte und den Verteidigungssektor. Sie ermöglicht die Planung von Einsätzen, das Steuern von betriebswirtschaftlichen Prozessen und die Koordination verschiedener Prozesse, etwa im Flugverkehr. Auch das österreichische Bundesheer beschloss 2016 laut einem Bericht der "Wiener Zeitung", sich dieses System zu Nutzen zu machen.

11,1 Millionen Euro ließ sich das Verteidigungsministerium die Software kosten, das geht aus einer Anfragebeantwortung durch Ressortchefin Klaudia Tanner hervor. Für die Implementierung und Anpassung der Komponente wurden weitere 3,5 Millionen Euro ausgegeben. Und: Jedes Jahr werden weitere 650.000 Euro an Lizenzgebühren fällig.

Software trat nie in Aktion

Was nun für Kopfschütteln sorgt: Trotz der hohen Kosten wurde das System nie in Kraft gesetzt. Grund waren unter anderem Sicherheitsbedenken des damaligen Geheimdienstchefs Rudolf Striedinger. Ihm bereitete vor allem Sorgen, dass durch Inkrafttreten des Systems Daten aus dem Heeresressort an das Bundesrechenzentrum (BRZ) geflossen wären – Striedinger sah etwa sensible Informationen aus den Nachrichtendiensten gefährdet.

Ein IT-Experte des Bundesheeres
Ein IT-Experte des Bundesheeres
Bundesheer/Goschl

Das Verteidigungsministerium folgte der Empfehlung Striedingers und legte die Implementierung auf Eis. Im Februar 2022 wurde laut "Wiener Zeitung" der endgültige Beschluss gefällt, das System nicht zu nutzen, "da es sich als unzweckmäßig für das angestrebte Projektziel erwiesen hat".

Experten geteilter Meinung

Aber warum steckt Österreich fast 15 Millionen Euro in ein IT-System, das letztlich als ungeeignet beurteilt wird? Neben Vertretern des Verteidigungs- waren 2016 jedenfalls auch Mitarbeiter des Finanzministeriums und Bundesrechenzentrums in die Entscheidung eingebunden. Laut den Beteiligten des Verteidigungsministeriums sei aus technischen Gründen aber schon Mitte 2017 klar gewesen, dass das eigentliche Projektziel durch die Software nicht erreichbar sei.

Unterschiedliche Meinungen über Sinn und Zweckhaftigkeit im Ressort blieben jedenfalls über die Jahre erhalten, die Kosten des Projekts stiegen weiter an. Verteidigungsministerin Tanner setzte im März 2021 eine Arbeitsgruppe zur SAP-Causa ein. Diese untersuchte die verschiedenen Optionen und kam zum Schluss, dass das System nicht die Funktionen biete, die das Ressort benötige. Eine Implementierung wäre also unwirtschaftlich und sei nicht notwendig, die bisher genutzten IT-Systeme seien ausreichend und könnten weiterverwendet werden.

Verteidigungsministerin Tanner schloss sich dieser Empfehlung an und traf schließlich im Februar 2022 den Beschluss, die Komponente nicht zu nutzen. Wie es nun weitergeht, wurde öffentlich nicht kommuniziert.

Mehr zum Thema