Endlose Behördenkontakte
"Bürokratie-Monster": Mama von Autistin ist verzweifelt
Erdrückende Last: Die Tochter einer Linzerin ist Autistin. Die Alleinerziehende fühlt sich von Behörden im Stich gelassen. "Heute" sprach mit ihr.
Nach aufreibenden Jahren ist Maria F. (Name von der Redaktion geändert; Anm.) mit ihren Kräften oft am Ende: Der Kindsvater machte sich aus dem Staub, sie hat das Mädchen – mittlerweile 21 Jahre alt – alleine großgezogen. Eine angeschlagene Großmutter kostet die Frau heute zusätzlich Kraft.
"Du bist nur Bittsteller als pflegender Angehöriger und häufig von Willkür abhängig", ärgert sich die Betroffene im Gespräch mit "Heute". Was ihr derzeit besonders aufstößt: der Kontakt mit Behörden. "Da braucht man eine Eselsgeduld. Umgekehrt sind die Fristen extrem kurz, wenn man Unterlagen einreichen soll."
Diese Erfahrung musste F. erst vor Kurzem wieder machen: "Ich möchte mir die Pflege auf mein Pensionskonto anrechnen lassen. Hört sich leicht an, ist es aber nicht."
Bei der PVA liegen zwar alle Unterlagen betreffend die Tochter auf. Die Linzerin musste dennoch einmal mehr möglichst rasch alles liefern – von der Geburtsurkunde bis zum Meldezettel. Das war vor mittlerweile einem Monat, seitdem heißt es noch immer auf eine Antwort warten.
Eines von 100 Kindern betroffen
Mindestens eines von 100 Kindern in Österreich ist von Autismus betroffen. Die Betroffenen haben vor allem Probleme in der Kommunikation und im sozialen Miteinander.
Die Erkrankung nimmt ihren Ausgang meist in der frühen Kindheit. Es ist aber auch möglich, dass sich stärkere Symptome manchmal später oder überhaupt erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen.
Mehr als 70 Seiten
Was den Aufwand von mehr als 70 Seiten zudem erschwerte: "mordskomplizierte" Formulare. "Ich glaube, ich bin der deutschen Sprache mächtig. Aber was da auszufüllen war ..." Ihr Arzt ist der aufopfernden Mama im Kampf gegen das "Bürokratie-Monster", wie sie es nennt, eine große Hilfe. "Der ist sehr vertrauensvoll und geduldig."
Derartige Felsen in der Brandung sind willkommen, denn der Alltag ist aufreibend genug: "Struktur gibt meinem Mädchen Sicherheit. Wenn etwa in der Schule etwas spontan umgestellt wird, kriegt es die komplette Krise", nennt F. nur ein Beispiel.
„Struktur gibt meinem Mädchen Sicherheit. Wenn in der Schule etwas spontan umgestellt wird, kriegt es die komplette Krise.“
Oder: Im Vorfeld eines Zahnarztbesuchs musste die 21-Jährige extra die Praxis besichtigen. Ein anderes Mal waren Mutter und Tochter für 18 Uhr zum Frauenarzt bestellt. "Der Termin verzögerte sich um eine Dreiviertelstunde. Eine Untersuchung war dann wegen der eigenen Logik meines Kindes nicht mehr möglich."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Maria F., eine alleinerziehende Mutter einer autistischen Tochter, fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen und kämpft gegen die erdrückende Bürokratie
- Trotz der Unterstützung ihres Arztes und ihrer Bemühungen, die Pflege ihrer Tochter auf ihr Pensionskonto anrechnen zu lassen, wird sie von komplizierten Formularen und langen Wartezeiten belastet