Life
Buckel mit Langzeitwirkung
Der PV 444 war das erste neu konstruierte Nachkriegsauto in Europa. Er hielt sich bis in die späten 1960er-Jahre. Ein Sympathieträger ist er bis heute.
Präsentiert wurde er in den königlichen Tennishallen im September 1944, der Serienstart erfolgte jedoch erst 1947: Der erste neue Volvo nach dem Krieg und gleichzeitig die erste Nachkriegsneukonstruktion Europas überhaupt.
Mit dem Volvo PV 444 begab sich Volvo nicht nur in ein neues Fahrzeugsegment (Kleinwagen der Anderthalbliterklasse), sondern auch konstruktiv auf neue Wege. Erstmals war ein Volvo selbsttragend ausgelegt, erstmals wurde er von einem Vierzylindermotor angetrieben. Der Motor war modern, er wies eine dreifach gelagerte Kurbelwelle auf und hängende Ventile, die über Stossstangen und Kipphebel geöffnet und geschlossen wurden. 40 PS lagen bei 3.800 Umdrehungen an. Die Kraft wurde über ein Dreiganggetriebe auf die Hinterräder übertragen.
Keine Abkürzungen
Selbstbewusst verkündete Volvo, dass die ersten Autos 1945 gebaut werden sollten und dass man mit 12.000 Exemplaren für das erste ganze Produktionsjahr rechnete. Vorerst aber musste sich der neue, grundsätzlich schwarz lackierte Personenwagen auf Tausenden von Testkilometern bewähren. Dazu war genügend Zeit vorhanden, denn eine Produktion musste 1945 für das neue Auto erstmals hochgefahren werden, obwohl bereits nach der Vorstellung 1944 2.300 Kaufverträge vorlagen.
Zwar war der Wagen nach vielen tausend Testkilometern serienreif, kam die Produktion nur langsam in Gang. Erst 1947 begann der Wagen in größeren Stückzahlen das Fließband zu verlassen. Der Grund für die schleppende Produktion war allerdings nicht etwa die mangelnde Nachfrage, im Gegenteil. Gebrauchte PV 444 wurden teilweise sogar teurer gehandelt als neue. Die Problematik der Nachkriegsfertigung lag im Fehlen von Rohstoffen und Komponenten.
Ab in den Export
Bis 1950 wurde der schwarze PV 444 in mehr oder weniger derselben Ausführung mit 1,4-Liter-Motor gebaut. Allerdings begann man gegen Ende der 1940er-Jahre an den Export zu denken und ein Luxusmodell zu fertigen, das sich durch eine hellblaue Lackierung, eine freundliche zweifarbige Innenausstattung und zusätzliche Zierteile vom Standardmodell unterschied.
Zwischen 1950 und 1958 wurde der Volvo stetig verbessert und 1957 erhielt er einen Sportmotor mit 85 PS. Damit konnte man sogar Rallye-Siege einfahren. Abgelöst wurde er vom PV 544, der sich durch viele Details vom praktisch gleich aussehenden Vorgänger unterschied.
Am Lenkrad
Über 60 Jahre alt ist der Volvo PV 444 heute, selbst wenn er aus den letzten Baujahren stammt. Wer nun vermuten würde, dass man sich als moderner Autofahrer lange umgewöhnen muss, täuscht sich. Der Buckel-Volvo lässt sich problemlos fahren, ohne dass man lange instruiert werden muss.
Beim Durchschalten des montierten Vierganggetriebes schrammt die Hand zwar sehr nahe am Armaturenbrett vorbei, die Gänge aber rasten sicher ein. Der Vortrieb ist erstaunlich und bei 80 oder auch 100 km/h fühlt sich der hoch bauende Volvo richtig wohl, auch wenn der Motor vergleichsweise rau läuft.
Die Lenkung fühlt sich zwar etwas indirekt an und die Rundumsicht könnte besser sein, aber wohl- und vor allem sicher- fühlen kann man sich jederzeit. Und bewundert dazu, wenn man das freundliche Winken vom Straßenrand her so interpretieren darf.
Weitere Informationen, viele Bilder, zehn Prospekte und ein Tonmuster zum Volvo PV 444/544 gibt es auf Zwischengas.com.
(red)