"Spinnenzwillinge"
Buben teilen sich 3 Beine, 4 Arme und einen Penis
Das Zwillingspaar ist wie eine Spinne zusammengewachsen – ein Phänomen, das es nur einmal unter zwei Millionen Menschen gibt.
Dass in einer Schwangerschaft Zwillinge entstehen, ist schon selten. Dass es siamesische Zwillinge werden, ist noch seltener. Aber am aller seltensten ist, wenn es sich um sogenannte "Spinnenzwillinge" handelt. Das ist ein Phänomen, das es nur einmal unter zwei Millionen Menschen gibt. Ein solcher Fall aus Pakistan im Jahr 2018 wurde im "American Journal of Case Reports" dokumentiert.
Die Buben hatten zwar funktionierende obere Gliedmaßen, aber ihre Oberkörper waren im Bereich des Beckens miteinander verschmolzen. Das bedeutet, sie teilten sich eine Blase, einen Mastdarm und Eingeweide. Außerdem hatten sie drei Beine, einen Penis und einen Anus. Von ihren drei Beinen war eines "verschmolzen", das heißt, sie konnten es sowohl bewegen als auch fühlen. Zwillinge, die am Becken zusammengewachsen sind – der sogenannte Ischiopagus-Typ – sind extrem selten: Sie machen nur 6 bis 11 Prozent aller siamesischen Zwillinge aus.
Siamesische Zwillinge bezeichnet eineiige Zwillinge, die im Laufe ihrer Entwicklung in der Gebärmutter körperlich miteinander verwachsen. Die Verwachsung kann unterschiedlich ausfallen. Manchmal nur oberflächlich an der Haut, in anderen Fällen teilen sich die Geschwister sogar Organe. Vom Ausmaß der Verwachsung hängt es ab, ob die Kinder operativ trennbar sind oder nicht. Man weiß bislang also nicht, warum sich die beiden Embryonen nicht vollständig voneinander trennen.
Laune der Natur
In der Familie gab es keine Vorgeschichte bezüglich angeborener Anomalien und auch die Schwangerschaft der Mutter lief ohne Komplikationen ab. "Die Mutter gab an, keine Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente oder traditionellen Kräutermischungen zu konsumieren, und ließ ihre Schwangerschaft routinemäßig von einer örtlichen Hebamme überprüfen", heißt es im Bericht.
Aufgrund der Positionierung ihrer Körper verbrachten die Zwillinge die ersten drei Jahre ihres Lebens flach auf dem Rücken, unfähig zu stehen oder sich ohne Hilfe aufzusetzen. Da ihre Eltern in einer sehr abgelegenen Gegend von Westjava lebten, wurden die Zwillinge nach ihrer Geburt nur selten zu Kontrolluntersuchungen ins Krankenhaus gebracht. Die ohnehin schon eingeschränkte Bewegungsfreiheit wurde mit zunehmendem Alter noch schwieriger, und die Eltern suchten das Hasan Sadikin Hospital in Bandung auf, um weiteren Rat einzuholen.
Siamesische Zwillinge in über 30-stündiger Operation erfolgreich getrennt
Aufwendige OP
Nachdem die Chirurgen überlegt hatten, die Zwillinge zu trennen, beschlossen sie stattdessen, die Position ihres Oberkörpers durch die Rekonstruktion ihrer Beckenknochen zu verbessern, damit die Zwillinge sitzen und stehen können. Außerdem planten sie, das verschmolzene Bein, das die Jungen gemeinsam hatten, zu entfernen.
Die aufwendige Operation wurde durchgeführt, als die Zwillinge drei Jahre alt waren. Glücklicherweise hatten die Kinder nach der OP mit keinerlei Komplikationen zu kämpfen. "Es wurde eine verbesserte Beweglichkeit beobachtet, da beide Patienten in der Lage waren, ihren oberen Rumpf zu beugen." Die Jungen erhielten auch Physiotherapie und Rehabilitation. "Die Eltern waren mit dem Ergebnis der Operation sehr zufrieden, insbesondere mit der verbesserten Mobilisierung der Zwillinge", fügten die Ärzte hinzu.
Wenig wissenschaftliche Dokumentation
Obwohl die Buben die risikoreiche Operation überlebten, wiesen die Ärzte darauf hin, dass es nur wenige Studien über die Langzeitprognose von ischiopagus-dreifüßigen siamesischen Zwillingen nach der Operation gibt. "Leider haben diese Zwillinge aufgrund innerer Komplikationen tendenziell eine kürzere Lebenserwartung als nicht zusammengewachsene Zwillinge", so die Ärzte. Es gebe nur eine Handvoll Berichte über ischiopagus-dreieiige siamesische Zwillinge, die am Becken zusammengewachsen sind und sich drei Beine teilen.