Tirol
Bub in Fluss ertrunken – Vater steht unter Mordverdacht
Der 38-Jährige ist nicht geständig. Er hält an der Version fest, dass er überfallen wurde und sein Kind danach in den Fluss stürzte.
Sechs Monate nach dem Ertrinkungstod des sechsjährigen Leon in St. Johann in Tirol steht sein Vater unter dringendem Mordverdacht. "Mehrere Indizien haben sich inzwischen zu einem Bild gefügt, das den dringenden Tatverdacht erhärtet", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Innsbruck am Mittwoch. Der 38-jährige Vater sei nicht geständig und bleibe bei seiner Darstellung. Das Gericht muss nun bis Donnerstagabend über die Verhängung einer Untersuchungshaft entscheiden.
Vater spricht von Überfall
Der Sechsjährige war Ende August vergangenen Jahres tot in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol gefunden worden. Nach der bisherigen Version war der Vater des geistig beeinträchtigten Kindes bei einem Spaziergang von einem Unbekannten mit einer Flasche niedergeschlagen und im bewusstlosen Zustand beraubt worden. Danach soll Leon aus dem Kinderwagen gestiegen und in die Ache gestürzt sein.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur APA soll der Vater die Flasche, mit der er angeblich niedergeschlagen wurde, selbst im Kinderwagen mitgeführt haben. Auch seien seine Verletzungen nicht mit der Tat in Einklang zu bringen gewesen. Diese und weitere Indizien wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht kommentieren.
Leon litt an einer seltenen Krankheit
Der Verteidiger des Vaters kann die Festnahme seines Mandanten nicht nachvollziehen. "Die Polizei wirft ihm scheinbar vor, er habe seinen Sohn von seiner Krankheit erlösen wollen. Mein Mandant ist schockiert über diesen Vorwurf und bestreitet ihn vehement", meinte der Anwalt zur "Tiroler Tageszeitung".
Leon litt am seltenen Syngap-Syndrom. Dabei handelt es sich um einen seltenen Gendefekt. Dieser verlangsamt die motorische und geistige Entwicklung erheblich. Auswirkungen der Erkrankung zeigen sich auch in lebenslangen Koordinations- und Entwicklungsstörungen.
Staatsanwalt: "Verdacht, dass Raubüberfall nicht stattgefunden hat"
Zu einem möglichen Motiv des Vaters wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. "Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen des Landeskriminalamtes besteht der Verdacht, dass der angebliche Raubüberfall nicht stattgefunden hat und der Vater selbst für den Tod des Buben verantwortlich ist", erklärte Staatsanwalt Hansjörg Mayr gegenüber der "Bild"-Zeitung.
Ein Ermittler sagte aus: "Es könnte eine Überforderung im Raum stehen." Die Familie hatte immer wieder Bilder vom Leben mit ihrem behinderten Sohn ins Netz gestellt und über 30.000 Euro Spenden für die Behandlung gesammelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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