Sport war seine Rettung
Brite lief 16.250 Kilometer durch Afrika
Russ Cook ist der erste Mensch, der Afrika von Süd nach Nord durchquerte - und dabei sammelte er auch noch 800.000 Euro an Spenden
Russ Cook (26) war einmal ein "dicker Bursche", wie er selbst erzählt. Später wurde er zum Trinker und spielsüchtig - bis er mit 21 Jahren zum ersten Mal an einem Halbmarathon teilnahm. Er stürzte sich in den Kraft- und Ausdauersport, um sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Und das ohne Kompromisse. Schon im ersten Jahr lief er in 66 Tagen 71 Marathons von Asien nach London. Er zog ein Auto 42 Kilometer lang und 2021 ließ er sich eine Woche lebendig begraben.
Marathon-Mann
Dann suchte er eine neue Herausforderung - und fand sie mit dem Projekt der Durchquerung Afrikas von Süden nach Norden, entlang der Küste, was eine Gesamtstrecke von rund 16.250 Kilometern entspricht - oder 385 Marathons, wie der 26-Jährige aus Worthing in West Sussex es vorrechnet. Im April 2023 startete er am Kap Agulhas in Südafrika. Seither hält er seine Fans täglich auf seinem Instagram-Kanal (@hardestgeezer) am Laufenden. Schließlich will er das alles nicht nur für sich machen.
Spenden-Rally
Cook sammelt Geld für The Running Charity und Sandblast. Auf givestar hat er sich eine Million britische Pfund zum Ziel gesetzt - und mit Stand heute tatsächlich unglaubliche 685.000 Pfund erreicht (das sind umgerechnet rund 800.000 Euro). The Running Charity hilft Jugendlichen aus der Obdachlosigkeit und Sandblast ist eine künstlerisch angelegte Solidaritätsinitiative für das Volk der Sahauris in der von Marokko annektierten Westsahara.
Ursprünglich hatte Cook als Dauer für seinen Mega-Marathon 240 Tage angepeilt. Doch nicht ohne Grund hat es bisher noch niemand geschafft oder versucht, ganz Afrika zu Fuß zu durchqueren. Unterwegs lauern jede Menge Hindernisse - von gesundheitlichen Problemen, die auftreten können, ganz zu schweigen.
Mit vorgehaltener Waffe überfallen
Zunächst lief alles hervorragend. Am 16. Tag überschritt er die Grenze von Südafrika nach Namibia. Am 43. Tag die erste größere Unterbrechung - er uriniert Blut, muss zum Arzt. Am 64. Tag wird er schließlich von einer bewaffneten Bande überfallen - sie stehlen Handys, Kameras, Bargeld und Pässe der Crew, die ihn begleitet, aus dem Fahrzeug. Danach erhielten sie bis zur Grenze zum Kongo Polizeischutz.
In den Dschungel entführt
Keine 40 Tage später der nächste Überfall im Kongo: Eine bewaffnete Bande entführte ihn in den Dschungel. Er wurde tagelang festgehalten, bis seine Crew die Freilassung arrangieren konnte. Er gab dennoch nicht auf und lief einfach weiter. An den meisten Orten wurde er von den Einheimischen freundlich aufgenommen, betont er.
Kurz vor dem Ziel die nächste Enttäuschung: Er erhält kein Einreisevisum nach Algerien, sitzt tagelang an der Grenze fest. Erst eine Kampagne in den sozialen Medien durch seine Unterstützer führt letztlich zu einer Intervention der algerischen Botschaft in London, die eine freie Einreise nach Algerien erwirkte. Nun, am 351. Tag, soll er die Ziellinie in Ras Angela in Tunesien erreichen - dem nördlichsten Punkt Afrikas. Dort ist eine große Abschlussfeier geplant.