Welt

Brasilien will nun gratis Schönheits-OPs für Kinder

40 Prozent der brasilianischen Schulkinder sollen unter Mobbing leiden. Ein Bundesstaat möchte nun mit einer speziellen Methode Abhilfe schaffen.

Der brasilianische Bundesstaat Mato Grosso will nun mit einer sehr ungewöhnlichen Methode gegen Mobbing vorgehen.
Der brasilianische Bundesstaat Mato Grosso will nun mit einer sehr ungewöhnlichen Methode gegen Mobbing vorgehen.
imago/Jochen Tack

Kinder können, gerade wenn es um äußere Körpermerkmale geht, mit ihren Bemerkungen gnadenlos sein. Mobbing ist denn auch auf Pausenplätzen auf der ganzen Welt ein Problem. 

In  Brasilien scheint die Lage besonders schlimm zu sein, wo bei einer Befragung im Vorjahr ganze 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler angaben, bereits unter den Folgen von Mobbing gelitten zu haben. Rund ein Viertel der Befragten bezeichnete ihr Leben gar als "nicht mehr lebenswert", nachdem sie gemobbt wurden. Im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso will man dem Mobbing, das oft aufgrund des Äußeren des Gepeinigten basiert, jetzt mit einer ungewöhnlichen Maßnahme entgegentreten – sie dürfte ihr Ziel aber weit verfehlen.

Nasen- und Brust-OP für Schulkinder

Denn seit Mai werden Kindern und Jugendlichen, die wegen ihres Aussehens gemobbt werden, kostenlose plastische Operationen angeboten. Bereits Fünfjährige können abstehende Ohren korrigieren lassen, Nasen- und Brust-OPs sind für Mädchen ab 16 und Buben ab 17 Jahren gratis verfügbar. Vor der Operation ist die Zustimmung der Eltern und des Kindes sowie eine psychologische Beurteilung des Kindes nötig.

Mit den Gratis-Schönheits-OPs soll laut Eduardo Riedel, dem Gouverneur von Mato Grosso, das Selbstvertrauen der Betroffenen gestärkt und die Zahl der Schulabbrecher gesenkt werden. Im Bundesstaat habe es im letzten Jahr über 150 Fälle von "Einschüchterung aus ästhetischen Gründen" gegeben.

Brasilianer unterstützen Initiative

Seitens des Gesundheitsministeriums heißt es, dass man sich bewusst sei, dass es nicht nur Mobbing wegen des Aussehens gebe. Bei den Brasilianerinnen und Brasilianern, einer Nation, die besessen ist von Schönheits-OPs, kommt die Aktion gut an: Laut dem Innenministerium würden die Leute Schlange stehen, auch im Netz gibt es viele positive Kommentare. Aussehen habe eine enorme Bedeutung, besonders im Jugendalter, sagte Benavides.

Statt zu versuchen, diese unnötig starke Gewichtung des Aussehens abzuschwächen, setzt Brasilien also darauf, dass sich die Menschen operieren lassen bis sie nicht mehr gemobbt werden. Derweil setzen viele andere Länder beim Kampf gegen Mobbing auf Präventionsmaßnahmen, etwa eine Sensibilisierung der Eltern und Kindern und eine Stärkung der Klassengemeinschaft.

Im Ansatz, den der Bundesstaat Mato Grosso wählt, besteht die Gefahr, dass nun Mobbing-Opfer, die selbst mit ihrem Aussehen eigentlich vollkommen zufrieden sind, auch noch unters Messer gezwungen werden. An der Denk- und Handlungsweise der Täter dagegen dürfte sich wenig ändern, wie die "NZZ" schreibt: Diese hätten bereits ein neues Opfer im Visier.

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