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Brände auf Hawaii wurden nicht mit Energiewaffen gelegt

Die verheerenden Waldbrände auf der Insel Maui haben bisher mindestens 96 Todesopfer gefordert. Was die Brände ausgelöst hat, ist unklar.

Es sind die verheerendsten Waldbrände in den USA der letzten hundert Jahre, die die hawaiianische Insel Maui in den letzten Tagen heimgesucht haben. Mindestens 96 Menschen sind in den Flammen gestorben, rund 2200 Gebäude wurden zerstört. Die Schäden werden von der US-Katastrophenbehörde Fema auf mindestens 5,5 Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro) geschätzt. Offiziell ist noch nicht bestätigt, was die Brände ausgelöst hat. Doch in den sozialen Medien machen bereits wilde Theorien die Runde, wonach die Brände bewusst durch Energiewaffen, vielleicht sogar von Aliens ausgelöst wurden. Doch dafür gibt es keine Belege.

Welche "Beweise" werden angeführt?

Als vermeintliche Beweise für den Einsatz von Energiewaffen (englisch: directed-energy weapons) werden in sozialen Medien wie Tiktok oder X (vormals Twitter) verschiedene Bilder gezeigt. Eine Aufnahme soll einen Laserstrahl aus dem All zeigen, der kurz vor dem Ausbruch des Feuers nahe der historischen Stadt Lahaina einschlug (siehe Bildstrecke). Ein Laser aus dem All soll auch auf einem weiteren Bild zu sehen sein, das einen Lichtstrahl und Flammen vor einem Nachthimmel zeigt. Die Aufnahme soll von einem Einwohner Mauis gemacht worden sein. Ein Post auf Tiktok wird schließlich mit dem Bild eines futuristisch aussehenden Flugzeugs eingeleitet, das mit einer Energiewaffe ausgerüstet ist. Damit wird angedeutet, dass Häuser gezielt in Brand gesetzt wurden.

Was ist auf den Aufnahmen wirklich zu sehen?

Alle aufgeführten Video- und Fotobeweise sind aus dem Zusammenhang gerissen und zeigen nicht das Abfeuern von Energiewaffen. Das Bild, das den Einschlag eines Lasers aus dem All zeigen soll, ist in Wirklichkeit eine Langzeitaufnahme vom gut dokumentierten Start einer Falcon-9-Rakete von SpaceX auf der Air Force Base Vandenberg in Kalifornien, wie die Faktenchecker von Mimikama.at schreiben. Die Aufnahme entstand am 22. Mai 2018, wie sich über eine Rückwärts-Bildersuche feststellen lässt. SpaceX, die Weltraumfirma von Elon Musk, verteilte das Bild damals an renommierte Bildagenturen wie Imago, die es daraufhin verbreiteten.

Das Bild, das einen Laserstrahl vor dem Nachthimmel zeigen soll, stammt ebenfalls nicht aus Hawaii, sondern aus Canton im US-Bundesstaat Ohio. Es zeigt eine Abfackelung in der Marathon-Erdölraffinerie am 16. Januar 2018, wie das Faktencheckportal Snopes.com berichtet. Der Lichtstrahl ist eine sogenannte Lichtsäule, die entsteht, wenn bei praktisch windstillen Verhältnissen in kalter Luft Eiskristalle an ihrer Unterseite das von Boden kommende Licht reflektieren.

Bleibt das Flugzeug, dessen Bild zu Beginn eines elfsekündigen Tiktoks gezeigt wird. Danach sind im Video noch zwei Bilder von abgebrannten Häusern zu sehen. Auch hier wird angedeutet, dass eine Energiewaffe die Häuser abgefackelt hat. Das abgebildete Flugzeug trägt tatsächlich eine Energiewaffe. Es handelt sich dabei um die Boeing YAL-1 Airborne Laser. Mit dieser umgebauten Boeing 747 erprobte die US-Luftwaffe zwischen 2001 und 2012 eine luftgestützte Laserwaffe zur Abwehr anfliegender feindlicher Raketen. Das Programm wurde schließlich aus Kostengründen eingestellt und die Maschine am 25. September 2014 auf dem Flugzeugfriedhof der 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group verschrottet.

Für alle diese sogenannten Beweisbilder gilt, dass sie unmöglich das Abfeuern einer Laserwaffe zeigen können, wie Iain Boyd, Direktor des Zentrums für nationale Sicherheitsinitiativen an der Universität von Colorado und Experte für Energiewaffen, der Nachrichtenagentur AFP erklärte. "Erstens arbeiten moderne Hochenergielaser, die für Waffen verwendet werden, bei einer Wellenlänge im Infrarotbereich, die mit bloßem Auge nicht zu sehen ist", so Boyd. "Zweitens würde die Erzeugung der Effekte, die am Boden zu sehen sind, einen Laser mit unglaublich hoher Leistung erfordern, der nicht in der Luft oder im Weltraum betrieben werden kann."

Doch was löste die Waldbrände aus?

Das ist noch nicht offiziell geklärt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass meist natürliche Phänomene wie Blitzschläge oder menschliche Aktivitäten wie technische Fehler oder Brandstiftung am Beginn von Waldbränden stehen. Dass die Feuer sich so schnell ausbreiten konnten, lag an der großen Trockenheit auf Maui und den starken Winden, für die der etwa 800 Kilometer südlich der hawaiianischen Inselkette vorbeiziehende Hurrikan Dora sorgte. Mitverantwortlich sind auch invasive Gräser wie Guineagras, Melassegras und Büffelgras. Die Pflanzen stammten ursprünglich aus Afrika, breiteten sich immer mehr auf Maui aus und brennten wie Zunder, schreibt der "Tages-Anzeiger".

Waldbrände scheinen Desinformation zu begünstigen

Die Katastrophe von Maui ist nicht der erste Waldbrand, der in den sozialen Medien zum Anlass genommen wurde, um Desinformation zu betreiben. Die Verschwörungstheorie von den Energiewaffen wurde bereits als Erklärung für die Brände in Kalifornien 2018 bemüht. Die US-Abgeordnete und Rechtsaußenpolitikerin Marjorie Taylor Greene behauptete damals, die Brände seien durch fehlgeleitete Laserstrahlen von Weltraum-Solargeneratoren ausgelöst worden. Erst Anfang August führte das Video eines Schweizer Linienpiloten dazu, dass auf Twitter und Telegram "den Medien" vorgeworfen wurde, die Waldbrände auf Rhodos übertrieben dargestellt zu haben. Diese Behauptungen hielten allerdings einer genauen Prüfung nicht stand.

Fazit

Es gibt keine Beweise dafür, dass die Brände auf Maui mit Energiewaffen gelegt wurden. Die als vermeintliche Beweise vorgelegten Bilder zeigen Raketenstarts, Lichtsäulen und längst verschrottete Testflugzeuge, nicht aber Energiewaffen im Einsatz. Viel plausibler ist, dass die Brände in Maui durch natürliche Phänomene oder durch Pannen an technischen Anlagen wie etwa Hochspannungsleitungen oder Brandstiftung verursacht wurden.

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