Sportmix
"Boxen ist im Vergleich mit Krieg ein Kinderspiel"
In der Nacht auf Sonntag findet in Saudi-Arabien der WM-Kampf zwischen dem Ukrainer Oleksandr Usyk und dem Briten Anthony Joshua statt.
In der Nacht auf Sonntag findet der Boxkampf zwischen Oleksandr Usyk und Anthony Joshua statt. Es ist das zweite Mal, dass diese beiden Kontrahenten zusammen in den Ring steigen. Im vergangenen September hat Usyk seinem britischen Gegner alle seine WM-Titel der vier Verbände WBO, WBA, IBF und IBO abgenommen. Der Kampf hat im Wembley in London stattgefunden. Die Revanche findet nun in Saudi-Arabien statt. Der Ukrainer Usyk schaut auf eine bewegte Geschichte zurück.
2014 wurde er von der Krim vertrieben, am Tag der russischen Invasion befand er sich in Kiew, um den Geburtstag seiner Tochter zu feiern. Sein Haus außerhalb von Kiew wurde kurzzeitig als Operationsbasis der Russen benutzt. Usyk meldete sich freiwillig und patrouillierte bewaffnet durch Kiew. "Ich habe jeden Tag darum gebetet, dass ich auf niemanden schießen muss", so der Weltmeister. Mit einer Sondergenehmigung durfte er kurz später dann ausreisen, um wieder in den Ring steigen zu können.
Für den Ukrainer Usyk geht es im Kampf um weit mehr als nur darum, seinen Titel verteidigen zu können. Er sieht sich als Botschafter des Friedens und will seinen Landsleuten eine Freude machen und für Ablenkung vom Kriegsalltag sorgen. Aus diesem Grund setzte sich Usyk dafür ein, dass der Kampf im ukrainischen TV gratis zu sehen ist. Für ihn geht es aber auch darum, ein Zeichen für den Frieden zu setzen. "Boxen ist ein Kinderspiel im Vergleich zum Krieg. Krieg ist Überleben."
Es geht um viel Geld
Sportlich gilt Usyk als der Favorit. Im letzten September hat der Ukrainer den Briten seinen eigenen Fans vorgeführt und ihm den WM-Titel abgenommen. Zudem ist Usyk ungeschlagen. Dem Ukrainer stehen 19 Siege und keine Niederlage zu Buche. Joshua muss ein k.o. gelingen, um seinen Titel zurückholen zu können. Für den Briten geht es im Kampf in Dschidda auch um mehr als nur den Titel. Sollte Joshua den Fight verlieren, hat der Olympiasieger von 2012 drei Niederlagen in seiner Statistik. Dass er im schnelllebigen Box-Sport dann nochmals eine Chance auf einen WM-Kampf bekommt, gilt als unwahrscheinlich.
Finanziell müssen sich beide Kämpfer spätestens nach diesem Kampf keine Sorgen mehr machen. Die genaue Antrittsgage ist nicht bekannt, sie soll aber zwischen 40 und 50 Millionen Euro liegen. Pro Kopf. Doch das Event steht in der Kritik. Saudi-Arabien will mittels großer Sportevents seinen Ruf aufpolieren. Das Königreich wird wegen grober Menschenrechtsverletzungen international stark kritisiert. Beide Boxer schweigen, wenn sie von den Medien auf die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien angesprochen werden.