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Boom auf TikTok – das bringt dir ein Wasserfilter

Wasserversorger finden Filter für zu Hause unnötig, ein Forschungsinstitut warnt vor falscher Handhabung. Das hat es mit dem TikTok-Trend auf sich.

Wasserfilter am Hahn trenden auf TikTok.
Wasserfilter am Hahn trenden auf TikTok.
Getty Images

Auf TikTok und Facebook gibt es zahlreiche Videos, in denen Leute vor verunreinigtem Trinkwasser warnen und auf Wasserfilter schwören. Allein auf TikTok finden sich über 300 Millionen Videos zum Thema.

Solche Produkte boomen im Handel. Microspot.ch verkaufte in den letzten beiden Monaten ein Drittel mehr Tischwasserfilter als im Vorjahreszeitraum, wie Sprecherin Elianne Egli zu "20 Minuten" sagt.

Noch grösser aber war bei vielen Händlern die Nachfrage in der Corona-Homeoffice-Zeit und nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, als ein regelrechter Survival-Hype entfachte. Bei Digitec Galaxus stiegen die Verkaufszahlen im März 2022 um fast 800 Prozent.

"Es braucht keine Wasserfilter zu Hause"

Wasserversorger halten aber nichts vom Boom. "Das Trinkwasser in der Schweiz hat eine optimale Qualität, dafür braucht es keine Wasserfilter zu Hause", sagt Riccarda Engi, Sprecherin der Wasserversorgung der Stadt Zürich, zu "20 Minuten".

Die Wasserversorger in der Schweiz nutzen verschiedene naturnahe Filter. Diese filtern laut Engi Mikroplastiken oder Spurenstoffe wie Pestizid- und Arzneimittelrückstände so stark aus dem Wasser heraus, dass nur noch unbedenkliche Rückstände unter den Grenzwerten bleiben.

Luft schädlicher als Trinkwasser

Die gute Schweizer Trinkwasserqualität bestätigt auch Andri Bryner, Medienverantwortlicher des Wasserforschungsinstituts Eawag. "Die Qualität ist in der Schweiz streng geregelt. Kein Wasserversorger kann es sich leisten, die Vorschriften nicht einzuhalten", so Bryner.

Bei der Aufnahme von schädlichen Stoffen sei nicht Trinkwasser die wesentliche Ursache, sondern im Bereich von wenigen Bruchteilen von Prozenten. "Viel wichtiger sind andere Faktoren, vor allem die Nahrungsmittel, deren Verarbeitung und Verpackung, die Aufnahme über die Luft oder zum Beispiel über Rauchen", so Bryner.

Er spricht sich nicht grundsätzlich gegen Filter im Haushalt aus. Diese könnten vieles aus dem Wasser entfernen. Allerdings sei es fraglich, ob es gesund ist, praktisch destilliertes Wasser, zwar vielleicht mit weniger Schadstoffen, aber auch ohne Mineralien und nützliche Bakterien zu trinken (siehe Box). "Zudem braucht ein Filter ständig Pflege, da sich darin sonst im dümmsten Fall Krankheitserreger vermehren oder Mikroorganismen, die dem Wasser einen schlechten Geschmack geben", so Bryner.

Mehr Kalzium in hartem Wasser
Das Wasser in Stadtzürcher Hausleitungen stammt zu zwei Dritteln aus dem Zürichsee, der Rest ist Quell- und Grundwasser. Wegen des hohen Seewasser-Anteils sei das Wasser eher weich und habe deshalb weniger härtebildende Mineralien wie Kalzium und Magnesium, als in anderen Regionen mit mehr Quell- und Grundwasser-Anteil. Aber auch härteres Wasser mit mehr Kalzium ist nicht schädlich, sagt Engi. "Im Gegenteil, beim Mineralwasser achten ja viele genau darauf, dass sie Wasser mit lebenswichtigen Mineralien wie Kalzium kaufen", so die Sprecherin der Wasserversorgung in Zürich.

Bei mobilen Stoffen wie aus der Gruppe der schädlichen PFAS seien die Filter machtlos. Diese sogenannten ewigen Gifte ließen sich weder im Grundwasser noch durch private Filter zurückhalten. Allerdings scheide der Körper diese Gifte wieder aus.

Wichtig sei deshalb, das Grund- und Quellwasser zu schützen. In ländlichen Regionen gebe es etwa seit Jahren Probleme mit zu viel Nitrat wegen stark gedüngten Landwirtschaftsflächen. Weil Nitrat vor allem für Kleinkinder gesundheitsgefährlich sein könne, müsse dieses Wasser aufwändig aufbereitet werden oder lasse sich nicht mehr als Trinkwasser nutzen.

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