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BMW Alpina: Ein rasanter Wolf im Tigerfell

Ein Wolf im Schafspelz war der BMW-Alpina B9 3.5 sicherlich nicht: Mit seiner Ausstattung erinnerte er eher an einen Tiger als an ein Schaf.

Heute Redaktion
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Burkard Bovensiepen, der Gründer von Alpina, hört es nicht gern, wenn man ihn einen Tuner nennt. Denn Alpina baut ganze Fahrzeuge, die sich umfangreich vom Ausgangsprodukt – in der Regel ein BMW-Serienmodell – unterscheiden. "Dort, wo die Besten mit Berechtigung meinen, es sei für die meisten gut genug, fangen wir an, für wenige zu arbeiten", erklärte der Alpina-Chef einmal seine Mission.

Seit 1978 stellt Alpina Fahrzeuge unter eigenem Namen her, vorher machte man vor allem im Rennsport und mit BMW-Tuning (sic!) von sich reden. Seit 1983 ist Alpina auch ganz offiziell als Autohersteller registriert, die ersten eigenen Wagen basierten vorerst auf der BMW-Baureihe E21 und dann E12, E28 und E24.

Schnelle Autos ohne extravagantes Äußeres waren stets der Kern des Angebots, einzig die berühmten Alpina-Streifen auf der Karosserie wiesen auf die Veredelung hin, die sich sowohl auf Technik, Ausrüstung als auch Aerodynamik bezog.

Alpina statt Porsche?

Wolfgang König schrieb 1982 in seinem Test zum BMW-Alpina B9 3.5 für "Auto Motor und Sport": "Was bleibt dem hartgesottenen Porsche-Fahrer, wenn er einmal zum Oberhaupt einer vierköpfigen Familie heranreift? Er könnte sich in Verzicht üben und seine sportlichen Ambitionen vom Auto in andere Bereiche verlagern. Aber es gibt einen anderen Ausweg." Gemeint war der Kauf der Alpina-Version des BMW 528i (E28).

Dass der Alpina-B9 tatsächlich eine Alternative zum Porsche war, spürt man bis heute. Denn die 245 PS garantieren sportliche Fahrleistungen, die sich selbst im 21. Jahrhundert noch sehen lassen können. Von 0 bis 100 km/h wurde damals in 6,9 Sekunden beschleunigt, als Spitzengeschwindigkeit 245 km/h notiert.

Dabei überrascht der B9 mit ausgezeichneter Übersichtlichkeit, Handlichkeit und Sitzen mit gutem Seitenhalt. Die Gänge rasten exakt ein, die Pedalerie lässt sich leichtfüssig bedienen. Die servo-unterstützte Lenkung agiert zielgenau. Eigentlich fährt sich der B9 wie ein späterer Dreier und das ist durchaus als Kompliment zu verstehen.

Eine gute Basis

Die BMW 5er-Reihe erwies sich als eine ideale Basis für das Wirken Bovensiepens. Schon die Baureihe E12 hatte er optimiert, mit dem Erscheinen des E28 im Sommer 1981 wechselte Alpina natürlich auf das neue Modell.

Bei BMW hieß die schnellste Variante 528i, bot immerhin 184 PS und 215 km/h Spitze. Damit gab man sich bei Alpina natürlich nicht zufrieden und pflanzte den 3,5-Liter-Motor aus dem 635 CSI in den Bug der viertürigen Limousine. Nach der Alpina-Leistungskur produzierte der Reihensechszylinder 245 PS, also 27 PS mehr als im 635 CSI.

Auch fahrwerkseitig wurde ebenfalls einiges optimiert, obschon der Serien-Fünfer mit Einzelradaufhängungen bereits gute Voraussetzungen bot. Bei der Aerodynamik schaffte Alpina das Kunststück, den Luftwiderstandsbeiwert durch Anbringen von Front- und Heckspoiler um neun Prozent zu senken und gleichzeitig die Auftriebskräfte zu mindern.

Innen erhielt die Limousine Alpina-Sportsitze und gefällig gestreifte Fahrradursüberzüge vorne und hinten. Auch das Lenkrad mit Lederbezug war eine Alpina-Beigabe.

Nicht wohlfeil

Der BMW-Alpina B9 3.5 nicht gerade billig, sein Neupreis übertraf das Ausgangsprodukt BMW 528i um immerhin rund 40 Prozent. Dafür erhielt man allerdings nicht nur mehr Leistung, sondern auch einiges an Zusatzausstattung. Der Wagen überzeugt bis heute, die Feinarbeit hat sich bezahlt gemacht.

Weitere Informationen, Testberichte und viele Bilder zum BMW-Alpina B9 3.5 gibt es wie immer auf Zwischengas.com. (fee)

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