Niederösterreich

Blutige und tote Tiere – VGT deckt "Horror-Stall" auf

Die Bilder aus einem Schweinestall im Bezirk St. Pölten sorgen für Entsetzen. Tierschützer deckten einen neuen Skandal in einem AMA-Betrieb auf.

Niederösterreich Heute
Die rund 1000 Schweine in diesem AMA-Betrieb müssen auf dem immer noch erlaubten Beton-Vollspaltenboden leben.
Die rund 1000 Schweine in diesem AMA-Betrieb müssen auf dem immer noch erlaubten Beton-Vollspaltenboden leben.
VGT.at

Blutige Ohren, offene Abszesse, entzündete Augen und geschwollene Gelenken - die Bilder, die der Verein gegen Tierfabriken (VGT) veröffentlichte zeigen dutzende verletzte, kranke oder auch tote Schweine in einem AMA-Betrieb in St. Pölten-Land. Die rund 1.000 Schweine müssen auf dem immer noch erlaubten Beton-Vollspaltenboden leben, der auch im Jahr 2023 die verbreitetste Haltungsart für Mastschweine in Österreich ist.

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    Eine Kette dient zur Beschäftigung der Tiere.
    Eine Kette dient zur Beschäftigung der Tiere.
    VGT.at

    Skandalöse Zustände in einem AMA-Betrieb

    Auch ein totes Schwein liegt in einer Bucht und wird von den anderen Schweinen angeknabbert. Beschäftigungsmaterial hängt offenbar vielfach im Stallgang, statt in den Buchten. Der VGT hat umgehend Anzeige erstattet. Vom zerschundenen Mutterschwein, langen Klauen über entzündete Augen und Blutohren bis hin zum Eingeweidebruch reicht dabei die Liste an Verletzungen.

    Kein Stroh oder artgerechte Beschäftigung

    David Richter vom VGT hat die Aufnahmen gesichtet: "Es ist mehr als deutlich, dass diese Schweine enorm an der Haltung auf Vollspaltenboden leiden. Hätten sie z.B. Stroh als Einstreu zur Verfügung und artgerechte Beschäftigung, dann würde es den Tieren deutlich besser gehen. Vermutlich gäbe es dann auch viel weniger verletzte und kranke Tiere."

    "Die Zeit drängt"

    VGT-Obmann Martin Balluch dazu: "Die Zeit drängt, in 2 Jahren soll ein fertiges Konzept zur neuen Schweinehaltung der Fachstelle für Tierhaltungssysteme zur Begutachtung vorgelegt und ab 2028 ins Gesetz geschrieben werden. Ab dann muss diese Haltungsform als Mindeststandard für Neubauten und ab 2040 für alle Betriebe gelten. Doch so oft wir auch bei den zuständigen Stellen nachfragen, werden wir nur hingehalten. Ich fürchte, man versucht, diese Termine einfach verstreichen zu lassen und damit die eh schon viel zu langen Übergangsfristen noch weiter hinaus zu zögern."

    NEOS-Tierwohlsprecher Helmut Hofer-Gruber
    NEOS-Tierwohlsprecher Helmut Hofer-Gruber
    NEOS

    Das sagen die NEOS zu Zuständen in AMA-Schweinemastbetrieb im Bezirk St. Pölten:

    „Das AMA-Gütesiegel ist offenbar völlig wirkungslos. Tatsache ist, dass in der Werbung ein rosiges Bild von der Schweinehaltung gezeichnet wird, das nicht der Realität entspricht. Diese unzähligen Einzelfälle ergeben in Summe ein katastrophales Bild“, reagiert NEOS-Tierwohlsprecher Helmut Hofer-Gruber auf das neuerliche Bekanntwerden unhaltbarer Zustände in einem AMA-Schweinemastbetrieb im Bezirk St. Pölten.

    Landesregierung trägt Verantwortung

    Die Verantwortung dafür habe auch die Landesregierung zu tragen. „Diese Zustände sind möglich, weil die bisherigen Kontrollen nicht greifen, Landwirte im Fall von Überforderung nicht unterstützt und Tierschützer kriminalisiert werden, wenn sie Missstände aufdecken. Diese Art der Landwirtschaftspolitik hat keine Zukunft.“

    Kritik übt Hofer-Gruber aber auch an der falschen Förderpolitik. Während bei Missständen in der Masthaltung weggeschaut wird, werden Vorzeigebetriebe wie etwa die Freilandschweinehaltung Hubmann – ein Positivbeispiel aus dem Bezirk St. Pölten – mit Bürokratie erstickt.

    „Dass Betriebe, die Fleisch im Einklang mit der Natur und dem Tierwohl produzieren, mit Auflagen gequält und dadurch an den Rand der Existenz gedrängt werden, ist der eigentliche Skandal. Das ist ein Versagen der Verantwortlichen in der Politik, bei den Behörden und der Landwirtschaftskammer.“