Expertin ist besorgt

Bitteres Schicksal – Mutter trinkt, schlägt Adrian (2)

Wenn Kinder aggressiv werden, steckt dahinter oft eine dramatische Familiengeschichte. Die Politik versucht alles, um junge Täterkarrieren zu stoppen.

Oberösterreich Heute
Bitteres Schicksal – Mutter trinkt, schlägt Adrian (2)
Theresia Schlöglmann von der Kinder- und Jugendhilfe zeigt sich besorgt: Immer mehr Kinder zeigen auffälliges Verhalten.
iStock, Land OÖ/Denise Stinglmayr

Rund 277.000 Kinder und Jugendliche leben derzeit in Oberösterreich – 1.500 werden fremdbetreut. Heißt: Jemand anderes als die Eltern kümmert sich um sie. Rund 25 dieser Kinder legen gefährliche Verhaltensweisen an den Tag. Der Grund: traumatische Biografien.

"Als Kinder- und Jugendhilfe arbeiten wir in Oberösterreich daran, dass wir auch besonders gefährdete Kinder in der Betreuung halten können – auch wenn ihre Biografie von Bindungsabbrüchen, Verletzungen und sequenziellen Traumatisierungen gezeichnet ist", so Theresia Schlöglmann, Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe in Linz.

Eine bereichsübergreifende Arbeitsgruppe setzte sich auf Initiative des zuständigen Landesrates Michael Lindner (SPÖ) intensiv mit Kindern und Jugendlichen auseinander, die derartige Lebensgeschichten aufweisen. Das Ziel: die Weiterentwicklung der Betreuungsstrukturen.

Am Fallbeispiel des fiktiven Adrian wird veranschaulicht, wie weit das massiv selbst- und fremdgefährdende Verhalten gehen kann. Als Ausgangslage dienen Daten aus verschiedenen echten Krankengeschichten.

Während der Schwangerschaft trinkt Adrians Mutter – er kommt mit dem fetalen Alkoholsyndrom, also geschädigt, auf die Welt. Der Partner seiner Mutter schlägt sie, wenn er betrunken ist. Mit zwei Jahren versteckt sich Adrian aus Angst die meiste Zeit hinter seinem Gitterbett. Er schläft kaum, ist unruhig und aggressiv. Bald wird auch der Bub geschlagen.

Das Kind landet in einer Krisenpflegefamilie. Nach acht Monaten entscheidet das Gericht, dass Adrian zur Mutter zurückkommen soll. Sie kriegt noch ein Baby, mit dem er grob umgeht. Der knapp Sechsjährige kommt in eine Pflegefamilie.

In der Volksschule wird er mehrfach suspendiert, weil er Mädchen beißt und schlägt. Der nun Zehnjährige sucht vermehrt Kontakt zu Gleichgesinnten – immer häufiger kommt es zu Anzeigen wegen verschiedener Delikte.

5-Punkte-Maßnahmenpaket

Die Zahl der auffälligen Kinder unter 14 Jahren sei in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen. Jugendliche Täterkarrieren sollen jetzt mit einem Fünf-Punkte-Maßnahmenpaket gestoppt werden.

"Die Kinder- und Jugendhilfe kann die Herausforderungen niemals alleine lösen. Auch der Bund ist gefordert, in die Gänge zu kommen", stellt Kinderschutz-Landesrat Lindner klar. Konkret fordert er zum Beispiel die Finanzierung von Sozial-Psychiatrischen Wohngruppen und die Aufstockung der Studienplätze für soziale Arbeit.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 5-Punkte-Maßnahmenpaket soll Jugendliche Täterkarrieren stoppen, da rund 25 Kinder in Oberösterreich gefährliche Verhaltensweisen aufgrund traumatischer Biografien zeigen
    • Landesrat Michael Lindner (SPÖ) fordert die Finanzierung von Sozial-Psychiatrischen Wohngruppen und die Aufstockung der Studienplätze für soziale Arbeit, um die Betreuungsstrukturen zu verbessern
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