Wien
Bis zu sieben Minuten Wartezeit bei Rettungs-Notruf
Laut Stadtrechnungshof kommt es zu gefährlich langen Wartezeiten am Wiener Notruf. 8% der Anrufer hingen bis zu sieben Minuten in der Schleife!
Herzinfarkt, Schlaganfall, Atemnot: Bei einem Notfall zählt jede Sekunde. Dementsprechend alarmierend ist ein aktueller Prüfbericht des Wiener Stadtrechnungshofes. In acht Prozent der Fälle dauere es zwischen einer und sieben (!) Minuten, bis beim Wiener Rettungsnotruf der Hörer abgenommen werde, so die Prüfer in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Erst dann werde die Art des medizinischen Notfalls aufgenommen um in der Folge Sanitäter oder gegebenenfalls auch den Notarzt zur Einsatzadresse zu schicken. Das sei viel zu lange, urteilen die Prüfer. Im Schnitt gehen täglich rund 1.000 Anrufe beim Wiener Rettungsnotruf ein.
Die Ursache für die mitunter sehr langen und im Ernstfall lebensbedrohenden Wartezeiten sieht der Stadtrechnungshof laut seinem aktuellen Bericht in mangelhafter Personaleinteilung. Nach Meinung der Prüfer müssten zeitliche Spitzen aufgrund jahrelanger Erfahrung bekannt sein, sodass man die Personaleinteilung dahingehend optimieren könnte und auch müsste.
Prüfer orten mangelhafte Personaleinteilung
Im Prüfbericht heißt es, dass "insbesondere die Organisation der planbaren Absenzen oftmals für Probleme bei der Erreichung der Normpräsenz ursächlich" für zu wenig Disponenten an den Notruf-Telefonen war. Der Personaleinsatz der Rettungsleitstelle sei "nur bedingt dem im Tagesverlauf schwankenden Notrufaufkommen" angepasst. "So waren an 36 der insgesamt 50 mit weniger als elf Disponentinnen bzw. Disponenten besetzten Schichten jeweils drei bis vier Disponentinnen bzw. Disponenten gleichzeitig urlaubsbedingt oder aufgrund eines Zeitausgleiches nicht im Dienst. Zu diesen planbaren Absenzen kamen zumeist noch bis zu drei krankheitsbedingte Absenzen hinzu. Die dadurch aufgetretenen Personalengpässe konnten auch trotz teilweise geleisteter Zusatzdienste auf Überstundenbasis durch andere Mitarbeitende nicht kompensiert werden", so die Prüfer.
Immerhin: Im Durchschnitt dauere die Annahme beim Wiener Rettungsnotruf rund 20 Sekunden. Die interne Vorgabe der Magistratsabteilung 70 (Wiener Berufsrettung) sah im Prüfungszeitraum eine Notrufannahme innerhalb von 60 Sekunden vor. Der Stadtrechnungshof empfiehlt, diese Zeit auf 30 Sekunden und nach Möglichkeit noch weiter zu senken.
Von der MA 70 heißt es dazu im Prüfbericht: "Die maximale Annahmewartezeit am Notruf wurde bereits mit 30 Sekunden festgelegt. Eine aktuelle Überprüfung der durchschnittlichen Annahmewartezeit am Notruf ergab einen Wert von rd. 9 Sekunden. Durch die Heranziehung entsprechender Kenn-zahlen soll in Zukunft eine schnelle Reaktion auf ein mögliches Ansteigen der Annahmewartezeit gewährleistet werden."