Lehrermangel & Sprachdefizite

Bildungs-Notstand in Wien – Grüne zeigen sechs Lösungen

Wiens Schulen am Limit: Lehrermangel, Sprachbarrieren und soziale Ungleichheit spitzen sich zu. Die Grünen drängen auf dringende Reformen.

Wien Heute
Bildungs-Notstand in Wien – Grüne zeigen sechs Lösungen
Die Grünen Wien präsentieren ihr Bildungspaket und damit mögliche Lösungen gegen das Chaos an Wiens Schulen.
Sebastian Gabriel / SZ-Photo / picturedesk.com / Auer / Bildmontage "Heute"

Die Debatte um Familienzusammenführungen und Containerklassen, der drastische Lehrermangel sowie zusätzlicher Deutschförderbedarf stellen die Schulen in Wien vor Herausforderungen. Diese werden auch im kommenden Schuljahr weitergehen. "Wenn Bildungsstadtrat Wiederkehr jetzt nicht handelt, haben wir bald noch mehr Kinder, denen wir die Zukunft verbauen", so Bildungssprecher der Grünen, Felix Stadler.

"Die Probleme an Wiens Schulen machen eine echte Reform notwendig", sagt auch Julia Malle, ebenfalls Bildungssprecherin der Grünen Wien. Wie diese Reform aussehen könnte, zeigen die Grünen anhand eines Bildungspakets anlässlich zum bevorstehenden Schulstart.

Keine Segregation, sondern Durchmischung

"Die Neos sind angetreten, um das Bildungssystem zu verändern, aber sie müssen sich spätestens heute eingestehen, dass sich die Ungerechtigkeit seitdem nur noch weiter verschärft hat. Unser Grünes 6-Punkte-Programm gibt die Richtung vor, wie Schule in Wien besser funktionieren kann", so Judith Pühringer, Parteivorsitzende Grüne Wien, bei der Präsentation des Grünen Bildungspakets.

Das Grüne Bildungspaket enthält sechs Punkte gegen die "Schulprobleme". Besonders wichtig sei eine Durchmischung in allen Schulen, denn diese werden immer segregierter. Das führe dazu, dass in manchen Volksschulklassen kaum ein Kind Deutsch als Erstsprache spricht. Auch eine soziale und ökonomische Durchmischung fehle derzeit. Die mögliche Lösung könnte folgendermaßen aussehen: Eltern sollen in Zukunft fünf Wunschschulen angeben können. Die endgültige Zuteilung erfolgt zentral, nach den Kriterien: Wohnortnähe, Geschwister, Erstsprache, Bildungsgrad der Eltern.

Schulklassen bald ohne Lehrer?

Auch der Mangel an Lehrpersonal ist ein Problem, welches an den Wiener Schulen schon länger besteht. Vor allem in den Volksschulen wird dieser Mangel immer dramatischer. "So fehlten letztes Jahr zu Schulbeginn 31 Klassenvorstände an Pflichtschulen. Klingt nach nicht viel, betraf aber rund 700 Schüler. Zudem kommen derzeit monatlich rund 350 neue Schüler zu den bereits bestehenden Klassen dazu. Wenn die Stadtregierung hier nicht endlich viel entschlossener gegensteuert, werden in manchen Klassen Schüler ohne Lehrpersonal sitzen", heißt es von den Grünen Wien.

Um dem Rückgang an Lehrpersonal entgegenzutreten und den Lehrberuf wieder attraktiver zu machen, solle es beispielsweise beim Lehrpersonal höhere Gehälter an Schulen mit großen Herausforderungen oder auch Karrieremöglichkeiten für Lehrer geben.

Drittel aller Erstklässler können kein Deutsch

Die Sprach- und Deutschförderung an Kindergärten solle ebenfalls verstärkt werden, "denn ein Drittel aller Erstklässler an Wiens Volksschulen kann dem Regelunterricht aufgrund mangelnder Sprachkompetenz nicht folgen und wird als 'außerordentliche Schüler*in' geführt - obwohl der Großteil dieser Kinder im Schnitt zwei Jahre im Kindergarten waren", sagt Malle.

Die Grünen Wien fordern, dass jeder Kindergarten-Standort, je nach Bedarf, ein Anrecht auf die Finanzierung einer Sprachförderkraft haben soll, die am Standort fixer Bestandteil des Teams ist. Weiters wird von den Grünen die Forderung nach dem stärkeren Ausbau von Schulsozialarbeit erhoben sowie "Weitsicht bei der Besetzung an der Spitze der Bildungsdirektion Wien" verlangt.

Das "Grüne Bildungspaket" im Detail

Die Wiener Grünen haben ein Bildungspaket in sechs Punkten präsentiert, wie Schule besser funktionieren kann:

  1. 1

    Durchmischung

    Die Schulwahl bleibt bestehen, wird aber durch sozio-ökonomische Kriterien erweitert. Eltern sollen in Zukunft fünf Wunschschulen angeben können.
  2. 2

    Lehrermangel beseitigen

    Die Grünen fordern höhere Gehälter an Schulen mit großen Herausforderungen; bessere Entlohnung für Zusatzaufgaben an Schulen mit großen Herausforderungen; Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten für Lehrer für Mittlere-Management Positionen; mehr Unterstützungspersonal; weniger Bürokratie und administrative Arbeit.
  3. 3

    Faktenbasierte Schulen

    Vorhandene Daten zur sozio-ökonomischen Situation und die Ergebnisse jeder einzelnen Schule sollen eingesetzt werden, um zu sehen, welche Schulen tatsächlich erfolgreich sind. Diese Daten können den Mythos von "guten" Schulen und "schlechten" Schulen beenden und zu einer effektiveren Schulentwicklung und Personalpolitik führen.
  4. 4

    Sprach- und Deutschförderung im Kindergarten

    Jeder Kindergarten-Standort soll, je nach Bedarf, ein Anrecht auf die Finanzierung einer Sprachförderkraft haben, die am Standort fixer Bestandteil des Teams ist.
  5. 5

    Fachkraft für Elternarbeit und einen Schulsozialarbeiter

    Jede Pflichtschule in Wien soll die notwendigen Ressourcen bzw. Planstunden bekommen, um autonom entscheiden zu können, ob sie eine Fachkraft für Elternarbeit anstellen wollen. Jede Schule muss zudem eine:n Schulsozialarbeiter:in bekommen, damit sich die Lehrer voll und ganz aufs Unterrichten konzentrieren können.
  6. 6

    Bildungsdirektion mit Weitsicht

    Die Grünen wollen eine Person mit politischem Gewicht, die Mut hat, um die Probleme offen anzusprechen, sowie Reformen umsetzen will.

Die Grünen Wien präsentieren ihr Bildungspaket

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    Parteivorsitzende Grüne Wien, Judith Pühringer, Bildungssprecherin Julia Malle und Bildungssprecher Felix Stadler (v.l.)
    Parteivorsitzende Grüne Wien, Judith Pühringer, Bildungssprecherin Julia Malle und Bildungssprecher Felix Stadler (v.l.)
    Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Wiener Schulen stehen vor großen Herausforderungen, darunter Familienzusammenführungen, Containerklassen und ein drastischer Lehrermangel
    • Die Grünen präsentieren ein Bildungspaket mit sechs Punkten, das unter anderem eine Durchmischung in allen Schulen und Maßnahmen zur Sprachförderung an Kindergärten vorsieht
    • Zudem fordern sie höhere Gehälter für Lehrpersonal an Schulen mit großen Herausforderungen und eine stärkere Schulsozialarbeit
    red
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