Wien
Bierpartei-Gründer dankt Polizei für Pinkel-Strafe
Im "Heute"-Interview plaudert Bierpartei-Gründer Marco Pogo über seine Eindrücke des Abschiebe-Dramas in Wien-Simmering - und sein Pinkelgate.
"Der Polizeibeamte hat zu mir gesagt, ich hätte den Anstand verletzt. Dabei bin ich eigentlich dort gewesen, um gegen diejenigen aufzuzeigen, die - meiner Meinung nach - den Anstand verletzen", ist Bierpartei-Gründer Marco Pogo auch 12 Stunden nach dem skurrilen Vorfall immer noch ein wenig sprachlos. Doch von Anfang an ...
"Menschlich nicht okay"
Trotz heftiger Proteste sind in der Nacht auf Donnerstag drei Schülerinnen aus Wien und Niederösterreich nach Georgien beziehungsweise Armenien abgeschoben worden. Darunter die 12-jährige Tina, die fast ihr ganzes Leben in Österreich verbracht hat ("Heute" hat berichtet). Unter den rund 160 Demonstranten war auch Marco Pogo.
"Mir ging es gar nicht darum, eine Sitzblockade einzurichten oder Einkaufswagerl in den Weg zu räumen, weil ich weiß, dass so etwas prinzipiell nur durch politisches Einlenken aufzuhalten ist, so realistisch muss man sein. Aber mir war es wichtig, ein Zeichen zu setzen, aufzustehen und zu sagen, "'Hey, das ist vielleicht rechtlich okay, aber sicher nicht menschlich'", so der 35-Jährige im "Heute"-Interview.
Ablenkungsmanöver der Regierung?
Einige Aktivisten errichteten vor dem Abschiebezentrum in der Zinnergasse Barrikaden und bildeten einen Sitzstreik. Erst um 5 Uhr räumten Einsatzkräfte der WEGA schließlich die Blockade. "Es gibt die Möglichkeit eines humanitären Bleiberechts, welches für solche Fälle ja geschaffen wurde [...] und dass das in Zeiten einer globalen Pandemie einen zusätzlichen, beinah grotesken Beigeschmack erhält, unterstreicht in mir den Verdacht, dass diese Abschiebung durchgeführt wurde, um von den regierungseigenen Unzulänglichkeiten abzulenken", erklärt Pogo und fügt hinzu: "Besonders von den Grünen hätte ich mir mehr erwartet"
Eine politische Reaktion der Regierung stand vorerst aus. Noch am Mittwoch hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erklärt, das es "nicht sein" könne, dass Schülerinnen aus ihren Klassen geholt und abgeschoben würden. Laut ihm hätte das Ministerium die Fälle noch einmal prüfen sollen.
"Danke an die Polizei"
Doch was hat es jetzt mit dem Pinkelgate auf sich? Pogo hatte am Rande der Demo "an einen einsamen Baum fernab von Leuten im Schneeregen" gepinkelt und war prompt dafür wegen "Verletzung des Anstands" gestraft worden. "So viel WEGA, die ganzen Hunde, die Autos - so ein Polizeieinsatz ist ja mit enormen Kosten verbunden. Daher möchte ich mich da wirklich bei der Landespolizeidirektion Wien bedanken, dass sie mit derart viel Fingerspitzengefühl darauf achtet, dass die Kosten für den Steuerzahler unterm Strich relativ gering bleiben."
„"Da ist der kleine Punk in mir durchgekommen" - Pogo zum Pinkelgate“
Doch dass damit beim Bierpartei-Gründer, der bereits während des Wien-Wahlkampfs mit skurrilen Aktionen für Aufsehen gesorgt hat, Stichwort: Bier-Brunnen für Wien, das letzte Wort gesprochen ist, glaubt nicht einmal er selbst: "Ich überlege ein Crowdfunding für die nächsten Abschiebungen, oder etwas Ähnliches", schmunzelt Pogo. Wir bleiben gespannt.