Handelskrieg eskaliert!
Biden vervierfacht Zoll für E-Autos aus China
Der Handelsstreit zwischen den USA und China verschärft sich. Profiteure könnten die Konsumentinnen und Konsumenten in Europa sein.
"America first" gilt nicht nur unter Ex-US-Präsident Donald Trump. Auch der aktuelle Amtsinhaber Joe Biden befeuert den Handelskrieg mit China. Auf das drohende Verbot für TikTok sind nun auch chinesische Autohersteller unter Beschuss. Die Zölle auf E-Autos aus China sollen von derzeit 25 Prozent schon bald auf 100 Prozent steigen.
Chinesische Hersteller bekämen unfaire Subventionen und könnten dadurch mit billigen Fahrzeugen den Wettbewerb verzerren, sagte Bidens Wirtschaftsberaterin Lael Brainard am Dienstag vor Journalisten.
Auf der Überholspur bremsen
China habe 2023 die Elektroauto-Exporte um 70 Prozent gesteigert. Das gefährde die Investitionen in anderen Ländern. China finanziere sein Wachstum auf Kosten anderer. "Der Präsident wird das hier nicht zulassen", sagte Brainard. Auch Tesla-Chef Elon Musk warnte bereits Anfang des Jahres vor der Übermacht chinesischer Hersteller.
Die USA erhöhen auch in anderen strategisch wichtigen Bereichen die Sonderzölle drastisch. Betroffen sind unter anderem Solarzellen und Halbleiter (von 25 auf 50 Prozent) sowie Lithium-Ionen-Akkus (von 7,5 auf 25 Prozent).
Für Medizinprodukte wie Spritzen und Nadeln gibt es neue Zölle von 50 Prozent, für Schutzmasken steigen sie von 7,5 auf 25 Prozent. Auch Rohstoffe sind betroffen, wie Stahl und Aluminium (von 7,5 auf 25 Prozent) sowie Graphit (neue Zölle).
Für den Wahlkampf?
Der US-Regierung zufolge sind Einfuhren aus China im Volumen von 18 Milliarden Dollar von den neuen Maßnahmen betroffen. Trotzdem strebe Biden ein stabiles Verhältnis zu China an.
China sieht in den US-Zöllen ein Wahlkampfmanöver Bidens, der sich im November zur Wiederwahl stellt. Bereits die Zölle von Biden-Vorgänger Trump hätten chinesische Fahrzeuge effektiv vom US-Automarkt ferngehalten, schrieb die amtliche chinesische Staatsagentur Xinhua.
Die USA sollten ihre falschen Praktiken sofort korrigieren und die gegen China verhängten Zusatzzölle aufheben, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Pekinger Handelsministeriums. Die Zollerhöhung werde die bilaterale Zusammenarbeit ernsthaft beeinträchtigen.
Chinas Antwort
China bestreitet, durch seine Wirtschaftspolitik Überschuss zu fördern, und kündigt entschlossene Maßnahmen an. Experten gehen davon aus, dass China ebenfalls mit Zollerhöhungen reagiert.
Die Leidtragenden dieses Handelskriegs seien die Konsumentinnen und Konsumenten in den USA und China, sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin. Für die Menschen in Europa und der Schweiz habe es keine negativen Auswirkungen.
Billige E-Autos in Europa
Es sei sogar möglich, dass China wegen der nun sinkenden Nachfrage aus den USA einen größeren Anreiz habe, seine Produkte nach Europa zu liefern. Dafür müsse China die Preise noch mehr senken.
Junius geht aber davon aus, dass China eine Ausweichstrategie fährt, um die US-Konsumenten zu erreichen, und noch stärker versucht, halbfertige Güter nach Vietnam, in die Philippinen oder nach Mexiko zu exportieren. Über diesen Umweg könnten die Exporte dann in die USA gelangen.