Debütroman von Edith Löhle
"Bible Bad Ass": War Maria gar keine Jungfrau?
Die Protagonistin im Erstlingsroman der deutschen Journalistin Edith Löhle findet sich auf einmal in einem Chat mit Maria Magdalena & Co wieder...
Für ihren ersten Roman hat sich die deutsche Journalistin Edith Löhle einem ziemlich kontroversen Thema angenommen: Frauenfiguren in der Katholischen Kirche. Ihre Protagonistin Klara, in ihrem Debütwerk "Bible Bad Ass" (ab jetzt erhältlich), findet sich nämlich in einem WhatsApp Chat mit allen bekannten Frauenfiguren des Christentums wieder und da wird ordentlich mit der Auslegung der Bibel und weitverbreiteten Mythen aufgeräumt. Denn die Heilige Schrift weist laut Löhle so einige Fehler auf.
Auch heilige Schriften haben Fehler
Die Bibel wurde seit ihrem ersten Bestehen im 9. Jahrhundert vor Christus mehrere Jahrhunderte lang vom Hebräischen ins Griechische übersetzt und dabei sind den zahlreichen Autoren wohl auch immer wieder etwaige Fauxpas unterlaufen. "Es war eine große Recherchearbeit nötig, über sehr lange Zeit", erzählt die Autorin Edith Löhle im Gespräch mit "Heute", "ich habe bereits 2018 begonnen zu recherchieren."
Und im Zuge dessen ist sie auf so manch Interessantes gestoßen, das entweder in den Hintergrund gerückt oder falsch interpretiert wurde: Maria war eigentlich gar keine Jungfrau, sondern eine "junge Frau", dabei handle es sich um einen Übersetzungsfehler. Der Heilige Geist sei nicht per se männlich und auch gegen Homosexualität sei von Seiten der ursprünglichen biblischen Schriften nichts einzuwenden.
„Ich laufe nicht mit Angst durchs Leben, aber hab vorsorglich mal meine Adresse aus dem Internet genommen“
Dass dies einiges Menschen gar nicht gerne hören, ist Löhle selbst auch bewusst: "Ich rechne auf jeden Fall mit Kritik, weil das Thema schon ein Pulverfass ist", so die Schriftstellerin, "ich will niemanden provozieren, aber ich glaube, es wäre naiv zu denken, dass ich gewissen Leuten damit nicht auf die Füße trete." Für die Autorin sei es aber persönlich sowie gesellschaftlich wichtig, mit diesem umrankten Mythen endlich aufzuräumen. Vor etwaigen Kritiken von Christlichen Fundamentalisten hat sich die Autorin gewappnet: "Ich laufe nicht mit Angst durchs Leben, aber hab vorsorglich mal meine Adresse aus dem Internet genommen."
Im WhatsApp Chat mit Maria Magdalena und Co
In ihrem Debütroman lässt Löhle, die berühmten Frauenfiguren der Katholischen Kirche, von der Jesusmutter Maria, über die erste Frau im Paradies Lilith bis hin zu Jesus' Begleiterin Maria Magdalena, einmal selbst zu Wort kommen. In einem fiktiven WhatsApp Chat stellen sich die Frauen mit ihrer ganz eigenen Geschichte vor, die meist vielschichtiger sind, als dies durch die Schriften der Bibel angenommen werden könnte. Ihre Protagonistin kämpft immer wieder mit Verwirrung und Ablehnung, auch ihr Umfeld distanziert sich zunehmend von ihr, legt ihr nahe, verrückt geworden zu sein. Doch durch die Frauenfiguren schöpft sie aber Kraft, findet wieder zu ihrem Glauben und schließlich auch zu sich selbst.
„Es gibt diese Floskel 'Schreiben ist Therapie' und ich habe den Spruch nun zum ersten Mal verstanden “
"Ich habe die Religion irgendwann für mich persönlich abgelehnt, weil gerade der Katholizismus meiner Meinung nach nicht inklusiv genug ist. Der Umgang mit queeren Menschen ist für mich nicht okay, ebenso wenig wie dass Frauen die Macht verwehrt wird", erklärt Löhle, "also habe ich immer mehr recherchiert, um meine Wut umwandeln zu können." Denn für die Autorin ist Religion und Glaube keineswegs dasselbe, sie hat durch das Verfassen des Romans nämlich auch zu ihrem eigenen Glauben zurückgefunden. Denn die Themen, die sie im Buch behandelt, sind auch ihre "echten Gefühle und Erlebnisse", die sie zu ihrem Werk inspiriert haben. "Es gibt diese Floskel 'Schreiben ist Therapie' und ich habe den Spruch nun zum ersten Mal verstanden."
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Auf den Punkt gebracht
- Der Debütroman "Bible Bad Ass" von Edith Löhle thematisiert die Rolle von Frauen in der Katholischen Kirche und räumt mit weitverbreiteten Mythen und Fehlinterpretationen der Bibel auf
- Die Protagonistin Klara findet sich in einem fiktiven WhatsApp-Chat mit den berühmten Frauenfiguren der Bibel wieder, was ihr hilft, Kraft zu schöpfen und zu sich selbst zu finden, während sie mit Ablehnung und Verwirrung kämpft
- Löhle selbst hat durch die Recherche und das Schreiben des Romans zu ihrem eigenen Glauben zurückgefunden und möchte mit dem kontroversen Thema der Unterrepräsentation von Frauen in der Kirche aufrütteln