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"Höhenangst lässt sich kontrollieren"

Über den Wolken: Der Profi-Alpinist Dani Arnold über Lieblingsgipfel, abgebrochene Touren und Tipps, wie auch Sie es hoch hinaus schaffen.

Heute Redaktion
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Im Kanton Uri aufgewachsen, wurde Dani Arnold schon früh mit dem Bergsteiger-Virus infiziert. Heute verbringt der 34-Jährige die meiste Zeit im Gebirge,ist durch die Eigernordwand geklettert und andere Eis- und Mixedrouten in Europa Später war er bei der ersten Winterbesteigung des Torre Egger in Patagonien mit von der Partie. Es folgten weitere Erfolge in Alaska oder die Breitwangflue-Trilogie. Dani Arnold gibt Voträge und leitet Bergtouren. Im Interview gibt der Profi-Alpinist Tipps, wie auch Sie es hoch hinaus schaffen.

Wie sind Sie zum Bergsteigen gekommen?

Ich bin auf 1700 Metern im Schächental aufgewachsen. In dieser Umgebung hat mich das Bergsteigen schon früh gepackt, auch aus Mangel an Alternativen in meinem Dorf.

Welcher ist Ihr Lieblingsgipfel?

Der Cerro Torre in Patagonien ist zwar nur 3100 Meter hoch, aber so spitz, dass jeder Weg eine Herausforderung ist. Klettertechnisch ist er sehr anspruchsvoll, speziell im Winter. Zudem ist der Berg einfach wunderschön.

Hatten Sie schon mal Angst am Berg?

Klar, die gehört dazu. Während einer Expedition hat man aber nicht unbedingt Zeit, Angst zu haben. Man muss viel eher versuchen, schnell Entscheide zu treffen und Situationen abzuschätzen. Respekt und Angst kommen eher bei der Vorbereitung auf, in der Sicherheit. Da fragt man sich: ‹Wollen wir das wirklich tun?›

Was ist Ihr Tipp, um diese mentale Grenze zu überwinden?

Mir hilft es, jedes Projekt Schritt für Schritt anzugehen, sowohl bei der Vorbereitung als auch bei der Tour selbst. Würde ich mir im Vorfeld nur überlegen, wie hoch der Berg ist, wäre ich schon im Kopf müde. Auch am Berg denke ich jeweils nur an die nächste Etappe, Schritt für Schritt. Diese Denkweise hilft übrigens nicht nur beim Bergsteigen.

Wie hoch ist die Erwartung, den Gipfel auf einer Tour wirklich zu erreichen?

Wir kehren in etwa acht von zehn Bergtouren um. Eine Bergtour abzubrechen ist nichts Schlechtes, sondern verantwortungsvoll. Wenn man diese Option von Anfang an aktiv einplant, ist der Druck kleiner und die Freude, wenn man es dann auf den Gipfel geschafft hat, umso größer.

Ist Bergsteigen für jeden lernbar?

Davon bin ich überzeugt. Viele lassen sich von der Höhenangst bremsen. Ganz los wird man sie nie, aber sie wird kontrollierbar. Beim Bergsteigen hat man viele kleine Erfolgserlebnisse, die Lust auf eine weitere Tour machen. Ausprobieren lohnt sich. Schritt für Schritt, Höhenmeter für Höhenmeter. (Red)