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Chef von U-Boot-Firma wurde bereits im Vorjahr geklagt

Über die Sicherheitsmängel beim vermissten U-Boot ist bereits vieles bekannt – über die zweifelhaften Geschäfte des CEO Stockton Rush dafür weniger.

Marc und Sharon Hagle (Mitte, rechts) wollten ebenfalls einen Tauchgang mit der Firma Ocean Gate unternehmen.
Marc und Sharon Hagle (Mitte, rechts) wollten ebenfalls einen Tauchgang mit der Firma Ocean Gate unternehmen.
Blue Origin

Der Preis für eine Expedition mit dem seit Sonntag vermissten U-Boot Titan ist saftig: 250.000 Dollar kostet eine Fahrt – die jetzt wohl die letzte ihrer Art gewesen ist. Abgesehen von den gravierenden Sicherheitsmängeln des U-Boots, die im krassen Widerspruch zum Preis stehen, sorgt noch eine Sache für Fassungslosigkeit: Es gibt im Falle eines Nicht-Starten-Könnens keine Geld-zurück-Garantie.

Aus diesem Grund verklagte ein US-amerikanisches Ehepaar den Ocean-Gate-CEO Stockton Rush. Marc und Sharon Hagle, die durch Gewerbeimmobilien reich geworden sind, wollten 2018 als eine der ersten überhaupt mit dem U-Boot zum Wrack der Titanic reisen. Aber die Reise fand nie statt – trotzdem kostete sie das Ehepaar über 400.000 Dollar (damals war die Expedition mit 210’258 Dollar noch etwas "günstiger"). "The Daily Beast" berichtete über den Fall.

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    Schock am 19. Juni 2023: Das Mini-U-Boot "Titan" des Unternehmen OceanGate ist <strong>bei einem Tauchgang zum legendären Wrack der "Titanic" verschollen.</strong>
    Schock am 19. Juni 2023: Das Mini-U-Boot "Titan" des Unternehmen OceanGate ist bei einem Tauchgang zum legendären Wrack der "Titanic" verschollen.
    OceanGate

    Ehepaar wird immer wieder vertröstet

    Rush besuchte das Ehepaar sogar 2017 persönlich – machte aber laut deren Behauptung falsche Aussagen über den Entwicklungsstand des U-Boots. Er sagte, dass es bereits im Juni 2018 möglich sein werde, mit der Cyclops 2 (so hieß es vorher noch) zur Titanic zu tauchen. In Wirklichkeit war das U-Boot damals noch gar nicht einsatzbereit: Es hatte zuvor die Testanforderungen nicht bestanden und "Ausrüstungsfehler" gehabt. Die Hagles wurden immer wieder vertröstet – erst um ein, dann um zwei und schließlich um drei Jahre.

    2021 sollte die Expedition dann stattfinden – aber das Geld wollte man den Hagles nicht zurückgeben. Eigentlich hätte es auf einem Treuhandkonto verwaltet werden sollen, so war es dem Ehepaar zumindest zugesichert worden. Dies sei aber nicht geschehen. "Angesichts der vorsätzlichen, mutwilligen und ungeheuerlichen Natur von Rushs Verhalten behalten sich die Kläger das Recht vor, hier Schadensersatz zu verlangen", heißt es in der Klageschrift, die im Februar 2023 fertiggestellt wurde.

    Auch bei Schlechtwetter gibt es kein Geld zurück

    Ocean Gate wollte sich derweil nicht zu der Klage äußern – ebenso wenig wie der Kläger selbst. Auch interessant: Der deutsche Unternehmer Arthur Loibl, der selbst vor zwei Jahren mit der Titan zur Titanic reiste, sagte im Interview mit dem "Spiegel": "Wenn es schlechte Witterung gibt, kriegt man sein Geld nicht zurück."

    Fotos - diese Personen sind mit dem U-Boot vermisst

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      Der britische Milliardär Hamish Harding
      Der britische Milliardär Hamish Harding
      imago images / UPI Photo

      Fotos zeigen die gescheiterte "Titanic-Mission":

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        "Während des letzten Tauchgangs gab es in 1.700 Metern Tiefe ein Problem mit der Elektrik und sie mussten zurückkehren. Ich habe Angst.", erzählt Estrada erst kurz vor seiner Expedition 2021.
        "Während des letzten Tauchgangs gab es in 1.700 Metern Tiefe ein Problem mit der Elektrik und sie mussten zurückkehren. Ich habe Angst.", erzählt Estrada erst kurz vor seiner Expedition 2021.
        Screenshot: YouTube/alanxelmundo
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