Oberösterreich

"Belastung steigt stark" – Handels-Mitarbeiter am Limit 

Krisensituation im Handel: Unzählige Geschäfte sind schon sehr lange auf der Suche nach geeignetem Personal. Eine Expertin alarmiert jetzt.

Johannes Rausch
"Die psychischen Belastungen sind eine große Herausforderung für die Angestellten", sagt AK-Expertin Patricia Mayrhofer. Viele Betriebe in der Linzer Landstraße suchen verzweifelt nach Personal.
"Die psychischen Belastungen sind eine große Herausforderung für die Angestellten", sagt AK-Expertin Patricia Mayrhofer. Viele Betriebe in der Linzer Landstraße suchen verzweifelt nach Personal.
Mike Wolf, privat

Kein Aufatmen in der Handels-Sparte. Wie ein "Heute"-Rundgang auf der Linzer Landstraße vor Kurzem bestätigte, suchen viele Betriebe händeringend nach Mitarbeitern.

Die Shopping-Meile in der Landeshauptstadt ist die größte Einkaufsstraße Oberösterreichs und die mit der zweithöchsten Frequenz in Österreich.

Auf rund 1,3 Kilometer Länge kann man sich in der Innenstadt dem Shopping-Bummel hingeben. Doch wer aufmerksam und mit offenen Augen durch die Einkaufs-Meile schlendert, sieht sie überall: Schilder mit dem Hinweis "Verkäufer gesucht".

Gefühlt hängt in der Auslage jeden zweiten Geschäfts ein solches Hinweisschild. Demnach steht die Landstraße symbolhaft für die aktuelle Lage der heimischen Verkaufs-Branche. Jetzt erklärt eine Fachfrau den Hintergrund der Problematik. Sie lässt mit beklemmenden Aussagen aufhorchen.

Erhöhter Druck auf Angestellte

"Vor allem während der Pandemie haben sich die Bedingungen für Beschäftigte im Handel stark verschlechtert", erklärt Patricia Mayrhofer im Gespräch mit "Heute". Mayrhofer ist Expertin der Abteilung Arbeitsbedingungen in der Arbeiterkammer Oberösterreich. "Die täglichen Belastungen sind vielfältig und erhöhen den Druck auf die Angestellten."

"Vor allem während der Pandemie haben sich die Bedingungen für Beschäftigte im Handel stark verschlechtert." Patricia Mayrhofer von der AK OÖ

Herausforderung Kundenkontakt

Laut Mayrhofer war die Situation auch schon vor Corona schlimm und herausfordernd. Aufgrund der globalen Gesundheitskrise habe sie sich aber noch mehr verschlimmert:

"Vorher wurde es als sinnstiftend erlebt, dass man mit den Kunden arbeitet. Wenn nun vermehrt gereizte, unfreundliche und aggressive Kunden vorhanden sind, dann ist das eine zusätzliche Belastung." Als Folge steige die psychische Inanspruchnahme stark.

"Es wird erwartet, dass die Beschäftigten zur Kundschaft immer freundlich sind, obwohl diese unfreundlich sind, oder man selber gerade einen schlechten Tag hat. Rückzugsmöglichkeiten gibt es kaum", so die AK-Expertin. 

Dramatisch sind überlange Arbeitstage und geteilte Dienste, die in dieser Branche üblich sind. "Die Angestellten arbeiten ein paar Stunden, dann folgt eine lange unbezahlte Pause und danach wird noch einmal gearbeitet", sagt Mayrhofer. Ein Familienleben sei so kaum möglich.

"Die Angestellten arbeiten ein paar Stunden, dann folgt eine lange unbezahlte Pause und danach wird noch einmal gearbeitet."
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    Die Linzer Landstraße ist die wichtigste Einkaufsstraße Oberösterreichs und eine der meistfrequentierten Österreichs.
    Die Linzer Landstraße ist die wichtigste Einkaufsstraße Oberösterreichs und eine der meistfrequentierten Österreichs.
    Mike Wolf

    Besonders Frauen bereitet die oft unmögliche Vereinbarkeit von Betreuungspflicht und Teilzeitbeschäftigung große Schwierigkeiten. Handels-Angestellte verdienen mehr Respekt und bessere Arbeitsbedingungen, so Mayrhofer. "Denn sie sind auch Helden, die tagtäglich viele Belastungen aushalten müssen."

    Warum aktuell eine 4-Tage-Woche nicht zielführend ist

    Der Ruf nach einer 4-Tage-Woche wird auch bei uns immer lauter. Doch die Umsetzung ist nicht so einfach, wie die Ökonomin Monika Köppl-Turyna vom EcoAustria-Institut im Ö1-"Morgenjournal" vorrechnet:

    "Derzeit wird in Österreich genug gearbeitet, um den Sozialstaat zu erhalten, um die Pensionen zu finanzieren."

    Und weiter: "Eine Reduktion der Arbeitszeit wäre derzeit kontraproduktiv, weil wir uns derzeit sowieso schwer tun, Leute zu finden", so die Fachfrau. "Heute" hat berichtet

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