Österreich-News

"Bekomme einmal pro Woche Hass-Mails und Drohungen"

Mireille Ngosso und Faika El-Nagashi berichten in "Für alle, die hier sind" über ihren Weg in die Politik. "Es gibt noch viel zu tun", betont Ngosso.

Amra Duric
Teilen
"Mit dem Buch wollen wir junge Menschen ermutigen, in die Politik zu gehen", erzählt Wiener Gemeinderätin Mireille Ngosso im <em>"Heute"</em>-Interview.
"Mit dem Buch wollen wir junge Menschen ermutigen, in die Politik zu gehen", erzählt Wiener Gemeinderätin Mireille Ngosso im "Heute"-Interview.
Stefanie Waldecker

Sie sind bei verschiedenen Parteien tätig, aber ihre Lebensgeschichten verbinden sie: In ihrem neuen Buch "Für alle, die hier sind" erzählen Mireille Ngosso (SPÖ), die als Flüchtlingskind aus dem Kongo nach Österreich gekommen ist, und Faika El-Nagashi (Grüne), die aus einer ungarisch-ägyptischen Familie stammt, über ihren Werdegang sowie die Arbeit in der Politik.

"In der Politik wird Rassismus durch manche Parteien salonfähig gemacht und von anderen Parteien mitgetragen."

"Mit dem Buch wollen wir junge Menschen ermutigen, in die Politik zu gehen. Es gibt noch viel zu tun. Es ist wichtig mitzuentscheiden und mitzugestalten", erklärt Ngosso im Gespräch mit "Heute“. In dem Buch schneiden die beiden Politikerinnen auch Themen wie Rassismus und Sexismus an. "In der Politik wird Rassismus durch manche Parteien salonfähig gemacht und von anderen Parteien mitgetragen. Politik ist kein Safe Space. Für mich ist es wichtig, offen darüber zu reden."

Nationalratsabgeordnete Faika El-Nagashi (rechts) und die Ärztin und Wiener Gemeinderats-<br>abgeordnete Mireille Ngosso.
Nationalratsabgeordnete Faika El-Nagashi (rechts) und die Ärztin und Wiener Gemeinderats-
abgeordnete Mireille Ngosso.
Minitta Kandlbauer

"Habe selbst bereits einige Male Anzeige erstattet"

Offen spricht Ngosso auch über Hass im Netz. "Ich bekomme im Durchschnitt einmal pro Woche Hass-Mails und Drohungen. Die landen aber in einem eigenen Ordner. Ich versuche, so gut es geht, sie nicht zu lesen. Aber es trifft einen trotzdem." Was die Politikerin anderen Betroffenen rät: "Die Hassnachrichten melden und sich mit Menschen, die mit Hass im Netz kämpfen, solidarisch zeigen. Und wenn es ganz schlimm ist: anzeigen! Ich habe selbst bereits einige Male Anzeige erstattet", so die Wienerin.

"Ich bekomme einmal pro Woche Hass-Mails und Drohungen. Die landen aber in einem eigenen Ordner. Ich versuche, so gut es geht, Dinge nicht zu lesen. Aber es trifft einen trotzdem."

Im Buch greift Ngosso auch das Thema Vorbilder auf. Die Politikerin blickte zu Frauen wie Arabella Kiesbauer oder Muna Duzdar auf. "Ich finde es extrem beeindruckend, was junge Aktivist:innen, zum Beispiel vom "Black Voices"-Volksbegehren, machen. Das gibt mir Hoffnung für die Zukunft."

"Die Dame in Schwarz braucht gar nicht ,Buh‘ schreien!"

Ngosso selbst war bereits in jüngeren Jahren politisch aktiv. Im Buch beschreibt die Wienerin, wie sie mit 17 Jörg Haider bei einem Wahlkampfauftritt ausbuhte. Er rief von der Bühne: "Die Dame in Schwarz braucht gar nicht ,Buh‘ schreien! Sie soll lieber froh sein, dass sie in Österreich ist." Haider bog nach seinem Auftritt in einem Café ab, Ngosso folgte ihm und stellte den Politiker zur Rede. "Ich sehe mich als Teil dieser Gesellschaft. Am Anfang, als ich in die Politik gekommen bin, habe ich versucht, mich mehr anzupassen. Es war aber gar nicht möglich, weil die Community auf einen zukommt. Mir ist es auch ein großes Anliegen, über Medizin und Bildung zu sprechen. Auch Diskriminierung und Rassismus sind wichtig."

"Für alle, die hier sind" von Mireille Ngosso und Faika El-Nagashi.
"Für alle, die hier sind" von Mireille Ngosso und Faika El-Nagashi.
Kremayr & Scheriau

Dafür, dass sie über Themen wie Rassismus und Diskriminierung spricht, findet die Politikerin bei vielen Zuspruch. "Für die erste Generation galt, nicht über Rassismus zu sprechen. Viele verspüren noch immer das Gefühl, dass wir in Österreich nur Gäste sind. Ich bin Teil dieser Gesellschaft und will auch über Diskriminierung und Rassismus sprechen. Ich bin eine Wienerin mit kongolesischen Wurzeln. Das kann mir niemand nehmen."

1/62
Gehe zur Galerie
    <strong>19.12.2024: 550 Jobs weg – KTM-Chef kassierte drei Millionen Euro.</strong> KTM ist pleite, rund 550 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Jetzt legt ein Bericht offen, <a data-li-document-ref="120079166" href="https://www.heute.at/s/550-jobs-weg-ktm-chef-kassierte-drei-millionen-euro-120079166">wie viel der Firmenchef im vergangenen Jahr abkassiert hat &gt;&gt;&gt;</a>
    19.12.2024: 550 Jobs weg – KTM-Chef kassierte drei Millionen Euro. KTM ist pleite, rund 550 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Jetzt legt ein Bericht offen, wie viel der Firmenchef im vergangenen Jahr abkassiert hat >>>
    Manfred Fesl, Pierer Mobility AG