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"Bei Schnitzel um 28 Euro habe ich nur 1 Euro Gewinn"

Gastronom Sepp Schellhorn panierte Kritiker, die Wirten wie ihm "Gierflation" unterstellen. "Beim Schnitzel mache ich nur 1 € Gewinn."

Christian Tomsits
Schnitzel um 28 Euro  – "ist eigentlich zu billig", meint Ex-Politiker Sepp Schellhorn. (Symbolbild)
Schnitzel um 28 Euro  – "ist eigentlich zu billig", meint Ex-Politiker Sepp Schellhorn. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Mit seinem Rundumschlag sorgt Ex-Neos-Abgeordneter Sepp Schellhorn für Schlagzeilen: Ihm zufolge müsste ein qualitativ hochwertiges Schnitzel weit mehr kosten, als die von ihm verlangten 28 Euro. Denn laut einer Kostenrechnung in der "Kronen Zeitung" würden allein die Mitarbeiterkosten pro Schnitzel 18 Euro betragen. Hinzu kämen rund 9 Euro Wareneinsatz.

3,10 Euro für 130 Gramm Kalbfleisch
2 Euro für mindestens zwei Eier
40 Cent für Mehl und Brösel
1,20 Euro für Erdäpfel
1,50 Euro für 120 Gramm Butterschmalz
50 Cent für Petersilie

In "Heute" räumte er ein. "Der Preis ist natürlich nur für ein einziges Schnitzel kalkuliert. Und dann braucht man zum Panieren natürlich mindestens zwei Eier – jeder, der schon einmal selber paniert hat, weiß das." Würde man zehn Schnitzel machen, wären es vielleicht nur noch acht Eier. Auf Twitter errechneten User für größere Schnitzelmengen einen Materialpreis von 4,47 Euro.

Aber Schellhorn achte eben beim Einkauf auf Qualität. "Und mich nervt es, dass bei uns immer nur alle über den Preis sprechen und nicht über die Qualität. Überall geht es nur darum, was am billigsten ist. Das ist in anderen Ländern ganz anders." Sein Schnitzel koste rund 27 Euro in der Produktion, "ich mache also nur etwa 1 Euro Gewinn damit", bleibt er dabei.

Bierpreis im Einkauf angstiegen

Was ihn ebenfalls zum Schäumen bringt: "Das Bier von meinem Lieferanten wurde erhöht, kostet mich im Einkauf pro 0,5 Liter schon ganze 1,65 Euro. Da ist jedes Flaschenbier im Supermarkt günstiger." Er versteht, dass immer mehr Wirte freiwillig zusperren oder gezwungenermaßen dichtmachen müssen. Denn die Teuerung, die ja auch Energie und Mietkosten und das Personal betrifft, kann gar nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. Die Preissteigerungen in der Branche seien "eklatant".

Sein günstigster Mitarbeiter würde immer noch 2.800 Euro verdienen – ein Küchenchef bei ihm kassiert "rund 7.000 Euro".

"Beim nächsten Begräbnis sollen die Gäste zur Tankstelle gehen"

"Beim nächsten Begräbnis oder Geburtstag sollen sich die Gäste sich doch in der Tankstelle bewirten lassen, wenn es dort billiger ist", würet er. In der Gastronomie gäbe es eben Tischservice, einen ausgebildeten Koch, Tellerreinigung und saubere Toiletten. Ganz normale Gasthäuser im ganzen Land würden sich nicht eine goldene Nase verdienen, "sondern kämpfen ums nackte überleben." Jedem zehnten Wirten in Österreich droht laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftskammer das Aus.

Vegetairsch kochen wäre günstiger

Dann verrät Schellhorn, wie Wirte in Zeiten der Teuerung tatsächlich sparen könnten: "Vegetarisch kochen oder statt Schnitzel eben gefüllte Paprika anbieten. Das ist in der Produktion deutlich günstiger." Ein Krautkopf für Krautfleckerl wäre von der Marge viel ergiebiger als 1 Kilo feinstes Kalbfleisch. Aber er will auf keinen Fall mehr ein vegetarisches Restaurant eröffnet.

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